Bachelor verdienen laut INCHER-Studie bis zu 21 Prozent weniger als andere Absolventen. Untersucht wurden die Einkommen 18 Monate nach dem Berufseinstieg

Durchschnittlich sind sie 24,8 Jahre alt und haben davon 3,3 Jahre für ihren Abschluss gebraucht. Die Rede ist von Bachelor-Absolventen (BA) deutscher Universitäten. Die Daten stammen aus der jüngsten Erhebung einer Absolventenbefragung, die seit 2008 jährlich an rund 50 deutschen Hochschulen durchgeführt wird. Das International Center for Higher Education Research (INCHER) in Kassel koordiniert dabei die Erhebung der Daten von den jeweils rund 35 000 Absolventen, die 1,5 Jahre nach ihrem Abschluss zu Studium und Berufseinstieg Rede und Antwort stehen.

Obwohl der Anteil der BA-Absolventen gegenüber den traditionellen Diplom- und Magister-Abschlüssen für detailliertere Analysen noch recht gering ist, sind die Ergebnisse der Studie nicht nur für Freunde der Statistik interessant. Denn bereits jetzt zeichnet sich ab, was Studenten vom Bachelor erwarten können, wo mögliche Fallstricke beim Berufseinstieg liegen und wo sie aus statistischer Sicht eher unbesorgt sein können.

Die überwiegende Mehrheit der Bachelor-Absolventen, nämlich 78 Prozent, entscheidet sich nach dem Abschluss für ein Masterstudium. Diese hohe "Weiterstudierendenquote" schließt nicht nur Vollzeitstudenten mit ein, sondern auch all diejenigen, die ihren Master neben dem Berufseinstieg angehen. Doch obwohl die Weiterstudierendenquote zuletzt gestiegen ist, ist das kein Zeichen dafür, dass sich mit dem bloßen Bachelor kein Arbeitsplatz finden ließe. Bei Universitätsabgängern mit einem "traditionellen Abschluss" dauert es durchschnittlich 2,9 Monate, bis sie eine Job-Zusage erhalten. Bei den Bachelor-Absolventen sind es drei Monate. Rechnerisch suchen die Bachelor damit also nur drei Tage länger nach einem Arbeitsplatz. In den drei Monaten schreiben die jungen Akademiker laut Studie im Schnitt 13 Bewerbungen, bis sie eine positive Antwort erhalten. Das sind weniger als bei allen anderen Abschlüssen. Der Weg in den Beruf muss für Bachelor-Absolventen demnach also weder länger noch steiniger sein als der mit einem Diplom, Magister oder Master.

Doch nur weil sich mit dem Bachelor ebenso schnell ein Arbeitsplatz finden lässt, heißt das nicht, dass er auch gleich gut bezahlt wird. Ein Blick auf das Jahreseinkommen der Befragten - wiederum 1,5 Jahre nach ihrem Abschluss - zeigt deutliche Unterschiede.

Diplom- und Magister-Absolventen verdienen im Schnitt etwa 36 500 Euro im Jahr. Bei den BA-Absolventen sind es bis zu 21 Prozent weniger. Am deutlichsten fällt diese Differenz bei den Mathematikern und Naturwissenschaftlern aus, wohingegen Bachelor-Informatiker lediglich vier Prozent weniger verdienen als ihre Kollegen mit einem traditionellen Abschluss. Die übrigen Fachbereiche liegen mit einem um acht bis 15 Prozent geringeren Jahreseinkommen zwischen den beiden Extremen. Auch wenn der Abschlag teilweise deutlich ausfällt, muss man beachten, dass der BA zwei Jahre kürzer studiert hat. Absolventen hingegen, die einen Master vorweisen können, liegen wieder auf dem Niveau der traditionellen Abschlüsse. Damit scheint es vor allem vom Studienfach abzuhängen, wie sehr sich ein anschließendes Masterstudium auch finanziell lohnt.

Diese Erkenntnis spiegelt sich auch in der Antwort auf die Frage, für wie geeignet die Absolventen ihre jeweiligen Abschlüsse für den derzeitigen Job halten. Hier zeigt sich, dass über alle Fächergruppen hinweg die Bachelor ihren Abschluss in ebenso großem Maße für geeignet halten, wie dies bei Diplom, Magister und Master der Fall ist. Einzige Ausnahme: die Mathematiker und Naturwissenschaftler. Bei ihnen wird der Bachelor deutlich seltener als geeignet angesehen. Die Bachelor-Informatiker hingegen halten ihren Abschluss sogar häufiger für geeignet als ihre Kollegen mit traditionellem oder Master-Abschluss. Nicht nur aus der finanziellen, sondern auch aus der fachlichen Perspektive, ist das Potenzial des Bachelor damit vor allem mit der jeweiligen Fachrichtung verbunden.

Einigkeit besteht hingegen bei den Antworten auf die Frage, wie zufrieden die Absolventen mit ihrer beruflichen Situation sind. Sowohl Bachelor- als auch traditionelle und Master-Absolventen sind zu rund zwei Dritteln zufrieden bis sehr zufrieden mit ihrem derzeitigen Arbeitsplatz.

Ob es sich - auch finanziell - auszahlt, einen Master zu machen, scheint derzeit vor allem von der jeweiligen Fachrichtung abzuhängen. Ermutigend: Eineinhalb Jahre nach ihrem Abschluss waren lediglich zwei Prozent der befragten BA-Absolventen deutscher Universitäten ohne Arbeitsplatz.