Die Klassifizierung ist freiwillig. 8000 von 13 000 deutschen Betrieben nutzen sie. 270 objektive Kriterien werden abgefragt. Je mehr Sterne, desto mehr Merkmale müssen vorhanden sein.

Sterne, Punkte, Sonnen, Buchstaben - in Katalogen werden Hotels auf viele verschiedene Arten bewertet. Doch was ist ein Stern wert? Nach welchen Kriterien werden sie vergeben? Und warum gibt es auch sehr gute Hotels, die keinen einzigen Stern an ihrer Tür hängen haben, obwohl Service und Ausstattung von Gästen gelobt wird? Fragen über Fragen, die die Urlaubsplanung nicht gerade vereinfachen.

"Generell gilt, dass die Klassifizierungen der Hotels auf freiwilliger Basis durchgeführt werden", erklärt Stefanie Heckel, Sprecherin des Hotelverbands Deutschland (IHA). "Jeder Betrieb kann selber entscheiden, ob er sich am Verfahren beteiligen möchte oder nicht." Von den insgesamt rund 13 000 Hotels in Deutschland tragen derzeit rund 8000 die Gütesiegel in Sternform. 59,4 Prozent der klassifizierten Hotels, also insgesamt 4773 Häuser, tragen drei Sterne. Insgesamt 136 habe die höchste Qualifikationsstufe mit fünf Sternen erricht, davon fünf Hotels in Bayern. Bei den Häusern ohne Stern heißt es aber nicht, dass sie keinen Stern "bekommen" haben, sondern freiwillig auf die Klassifizierung verzichten.

Seit dem Jahr 1996 bietet der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) nach verschiedenen Vorläufermodellen in den jeweiligen Landesverbänden eine einheitliche "Deutsche Hotelklassifizierung" an, die eine bundesweit einheitliche Einordnung der Betriebe ermöglicht. Heute werden 270 Kriterien in den Bereichen Gebäude und Raumangebot, Einrichtung und Ausstattung, Service, Freizeit, Angebotsgestaltung und der hauseigene Tagungsbereich abgefragt. Dann gilt das Prinzip: Je mehr Sterne, desto mehr Merkmale müssen vorhanden sein. "Man kann also sagen, dass die Sterne so etwas wie verlässliche Kurzbotschaften sind, die den Gästen eine gewisse Transparenz bei der Hotelbewertung bietet und eine bessere Orientierung bei der Auswahl des Hotels möglich macht", sagt Stefanie Heckel. "Und wir gehen bei der Bewertung sehr gewissenhaft vor. Eine unabhängige Expertenkommission entscheidet über die Einstufung in die Sterne-Kategorien. Alle Hotels werden bereist." Obwohl die Klassifizierungsmaßnahmen freiwillig sind, empfindet Heckel die Einstufung der Hotels auch als Vorteil für die jeweiligen Betriebe. "Die Sterne sind ein gutes Marketing-Instrument, denn die Betriebe können sich gegenüber den Gästen klar positionieren, an Glaubwürdigkeit gewinnen und für gewisse Standards in ihrem Haus garantieren."

Wichtig ist jedoch, dass es sich bei der Überprüfung auf objektive Kriterien beschränkt. Sterne sagen somit nichts darüber aus, ob das Hotelpersonal freundlich ist oder kompetente Tipps für die Urlaubsgestaltung geben kann. "Es sind nur formale Kriterien, die bei einem Sternehotel überprüft werden", sagt Karl Born, Professor für Tourismusmanagement an der Hochschule Harz in Wernigerode. "Auch in einem Hotel mit fünf Sternen kann das Personal unfreundlich sein." Wenn der Experte ein Hotel sucht, orientiert er sich an Empfehlungen von Bekannten, besucht die Homepages der Hotels und beobachtet, wie Hotels mit Buchungsanfragen umgehen.

Das Hotel Atlantic Kempinski hat sich seit dem Jahr 2006 dazu entschlossen, nicht mehr an dem Dehoga-Klassifizierungssystem teilzunehmen. "Die Sterne-Bewertung wurde als Orientierungshilfe für Hotelgäste eingeführt. Anhand der Klassifizierung kann sich ein Gast im Vorfeld über die Qualität und den Servicestandard eines Hauses informieren", sagt Jannika Eibach. "Momentan gibt es keine Bestrebungen, sich neu klassifizieren zu lassen. Wir sind ein Grandhotel mit einem seit über 100 Jahren gewachsenen Bekanntheitsgrad. Unsere Gäste wissen, was sie in einem Kempinski-Hotel erwartet."

Neben der allgemeinen Hotelklassifizierung in der Sternekategorie gibt es Sonderformen. Ein Hotel "garni" ist ein Hotelbetrieb, der Beherbergung, Frühstück, Getränke und höchstens kleine Speisen anbietet. Diese Häuser können maximal vier Sterne erlangen.