Jetzt bekommt mit dem BMW X4 der X6 einen kleinen Bruder – nicht so polarisierend, aber doch schnittig und sportlich. Die Regelsysteme arbeiten im Dynamik-Modus, die Automatik schaltet schneller.

Er hat eine Erfolgsgeschichte geschrieben, mit der selbst seine Macher nie gerechnet hatten: Seit BMW vor sechs Jahren den X6 lanciert hat, kommen die Bayern mit der Produktion kaum hinterher. Mittlerweile sind 250.000 Exemplare verkauft, im Sommer steht der Generationswechsel an, und die Lieferfristen werden nicht kürzer. Kein Wunder, dass man in München diesen Erfolg auskosten will und ihn deshalb nun ins nächste Segment trägt: Zum Sommer bekommt der X6 einen kleinen Bruder, der dann vom X3 abgeleitet wird und dementsprechend als X4 ins Rennen geht.

Anders als der X6 ist der X4 nicht so protzig und provokant gezeichnet, sondern wirkt sozialverträglicher. Trotzdem sieht er schnittig, sportlich, ja, verdammt gut aus. Nicht umsonst haben die Bayern vom X3 nur die Motorhaube, die Nieren und die vorderen Kotflügel übernommen und alle anderen Blechteile verändert. Nicht nur die Silhouette ändert sich mit dem fallenden Dach, das den nach wie vor 4,67 Meter langen Wagen vier Zentimeter flacher macht. Die Front wirkt mit riesigen Nüstern sehr viel bissiger und das Heck mit seiner neuen Schürze deutlich bulliger.

Innen ändert sich zwar nicht ganz so viel, doch allein die zwei Zentimeter weniger Sitzhöhe in der ersten Reihe machen einen fühlbaren Unterschied. Und mit der stärker ausgeformten Rückbank sieht auch der Fond etwas dynamischer aus. Obwohl das Dach merklich abfällt, kann man es dort bequem aushalten. Wenn man den Kopf unbeschadet durch den flachen Türausschnitt bugsiert hat, reicht der Luftraum sogar für eine steile Gelfrisur. Umdenken müssen nur Praktiker und Lademeister: Der Kofferraum schmilzt auf 500 Liter bei aufrechter und 1400 Liter bei umgelegter Rückbank.

Fahrwerk und Lenkung sind sportlicher abgestimmt, die Regelsysteme arbeiten im Dynamik-Modus, die Automatik schaltet schneller, und die Basis-Motoren fliegen genauso aus dem Programm wie die Modelle ohne Allradantrieb. So bleibt die Wahl zwischen je drei Benzinern und Dieseln, die ein Leistungsspektrum von 184 bis 313 PS abdecken. Selbst der X420i als schwächster Motor wuchtet den SUV-Sportler in 8,1 Sekunden auf Tempo 100 und schafft immerhin 212 km/h. Und wer zum Beispiel den X4 35d vom anderen Ende der Palette bestellt, kommt auf einen Sprintwert von 5,2 Sekunden und ein Spitzentempo von 247 km/h.

Die Preise für den X4 beginnen bei 45.600 Euro und liegen auf dem Papier rund 4500 Euro über dem X3. Zwar sind Coupés immer etwas teurer als das Ausgangsmodell, räumt Produktmanager Richard Jacobi ein. Doch so tief wollen die Bayern ihren Kunden doch nicht in die Tasche greifen. Das Gros der Differenz entfällt auf die deutlich bessere Serienausstattung, zu der beim X4 auch Extras wie Xenonlicht, Sportlenkung, 18-Zoll-Räder oder elektrische Heckklappe zählen. Damit reduziert sich der Aufschlag auf rund 1000 Euro.

Sensationelles Design, das Versprechen auf jede Menge Spaß beim Fahren, keine nennenswerten Kompromisse bei der Alltagstauglichkeit und ein akzeptabler Preisaufschlag – eigentlich gibt es nichts, was dem Erfolg des X4 noch im Wege steht. Außer vielleicht der neue Porsche Macan. Der ist vom SUV-Coupé zwar noch ein bisschen weiter entfernt als der schräge Typ aus München. Doch im Feld von „Langweilern“ wie dem Mercedes GLK und dem Audi Q5 ist er für extrovertierte Kunden die einzige Alternative. Und wenn es um Fahrspaß geht, düsen die Schwaben den Bayern mit den stärkeren Motoren sogar auf und noch davon.