Berlin. Dank der Zinswende: Viele Banken bieten Sparern wieder bessere Konditionen. Eine hat nun erstmals die Drei-Prozent-Marke gerissen.

Gute Nachrichten für Anleger: Die Direktbank ING hat einen neuen Top-Zins verkündet. Mit 3,0 Prozent Zinsen aufs Tagesgeld lockt Deutschlands größte Direktbank nicht nur Neukunden. Auch Sparer, die bereits Einlagen bei der ING haben, dürfen sich über die Zinserhöhung freuen. Damit reagiert der Marktführer auf den wachsenden Wettbewerbsdruck und die Zinswende, mit der die Europäische Zentralbank (EZB) die jahrelange Sparflaute bekämpft.

Bis zu 50.000 Euro: ING garantiert sechs Monate lang drei Prozent Zinsen

Garantiert wird der hohe Zinssatz für ein halbes Jahr. Gesichert wird die Sparanlage gleich doppelt. Der für die gesamte EU gültige Schutzmechanismus der Einlagensicherung wird zusätzlich vom Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands der deutschen Banken (BdB) getragen. Der doppelte Boden bietet zwar ein Rettungsvolumen von bis zu fünf Millionen Euro pro Sparer, tatsächlich richtet sich das Angebot aber an kleinere Anleger.

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Denn der Aktionszins von drei Prozent pro Jahr gilt nur für Einlagen bis 50.000 Euro. Damit möchte das Geldinstitut nicht nur Neukunden locken, sondern auch Bestandsanleger binden. Voraussetzung: Das Geld darf nicht vom hauseigenen Girokonto stammen. Um vom hohen Zinssatz auf dem Tagesgeldkonto, das sich bei der ING Deutschland "Extra-Konto" nennt, zu profitieren, müssen Bestandskunden aber bis spätestens 25. April einzahlen.

Experte spricht von "Zins-Rallye": Steigende Zinsen erwartet

Die ING (bis 2018 ING-DiBa) ist die erste Bank, die die Drei-Prozent-Hürde reißt. Mit dem vorläufigen Top-Zins reagiert die Tochter der niederländischen ING-Gruppe auf den wachsenden Konkurrenzdruck. Zuvor hatten mit der Santander-Tochter Suresse Direkt Bank sowie der Bank of Scotland und der Consorsbank bereits kleinere Geldhäuser Rendite zwischen 2,4 und 2,55 Prozent angeboten.

Im "Handelsblatt" prognostizierte der Geschäftsführer des Vergleichsportals Verivox Oliver Maier: "In nächster Zeit dürfte die Zins-Rallye weiter Fahrt aufnehmen und klassische Sparanlagen bringen endlich wieder lukrativere Erträge."

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Mit dem Schachzug peilt Marktführer ING ein altes Ziel an, nämlich zehn Millionen deutsche Sparer unter dem Dach zu vereinigen. Stand Februar hatten 9,1 Millionen Deutsche Einlagen bei der Bank, ein Wert der bereits seit fünf Jahren stagniert. Der Zinsspirale möchte sich die größte Konkurrentin DKB entziehen.

Hier habe man sich "bewusst gegen temporäre Lockangebote, begrenzte Anlagebeträge und ungleiche Behandlungen" entschieden, wie Geschäftsführer Stefan Unterlandstättner in einer Pressemitteilung bekräftigte. Als Direktbank werden Kreditinstitute bezeichnet, die ohne eigene Niederlassungen operieren. Sie sind in der Regel Töchter größerer Banken und bieten meist bessere Konditionen als Filialbanken.

EZB stößt Zinswende an: Das Ende der Strafgebühren

Dass die meisten Geldhäuser nach Jahren der Negativzinsen oder Nullraten wieder lukrative Zinssätze bieten, liegt an der Zinswende der EZB. Diese hatte im Juli 2022 als Reaktion auf die EU-weite Inflation erstmals seit elf Jahren den Leitzins erhöht und anschließend weitere Erhöhungen durchgeführt. Zuvor hatten Kreditinstitute bei der EZB Strafzinsen auf geparktes Geld zahlen müssen, mittlerweile lohnt sich die Einlage wieder.

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