Berlin. Den Kreislauf anregen, ohne Sport zu treiben? Einer Studie zufolge ist das möglich. Ein Gewürz könne den Körper regelrecht überlisten.

Kann man den inneren Schweinehund wirklich überlisten? Wer fit sein und seiner Gesundheit etwas Gutes tun möchte, muss vor allem eines mitbringen: Disziplin. Dazu gehört nicht nur eine gesunde Ernährung, sondern möglichst auch Sport. Das macht allerdings nicht jedem Spaß.

Einer Studie zufolge könne man die Bewegung, die wichtig fürs Herz-Kreislauf-System ist, allerdings ersetzen – und zwar mit einem Gewürz.

Studie: Prise Kurkuma wirkt wie Aerobic

Wie das "American Journal of Cardiology" berichtet, sei Kurkuma eine regelrechte Wunderwaffe für den Körper. Das Gewürz wird auch gelber Ingwer, Safranwurz, Gelbwurz oder Gilbwurz genannt und schmeckt leicht süßlich, nussig und etwas bitter. Dabei könne das Pulver weitaus mehr als nur fade Gerichte aufzupeppen.

So seien bei Probandinnen und Probanden einer Studie bereits nach einer vierwöchigen Einnahme positive kardiovaskuläre Veränderungen und ein vermindertes Zellsterben erkannt worden. Wie in der wissenschaftlichen Zeitschrift zudem berichtet wird, verringere der Konsum von Kurkuma das Risiko einer Herzattacke um 56 Prozent.

Forscherinnen und Forscher der Studie berichten weiter, dass die Einnahme einer Prise eine ähnlich positive vaskuläre Wirkung auf den Körper habe wie ein 60-minütiges Workout. Das sei auf das enthaltene Polyphenol zurückzuführen. Dieser Effekt habe sich bereits nach zwei Monaten gezeigt.

Kurkuma: Ministerium ordnet "Wunderwaffe" ein

Doch wie ordnet das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die nachgesagte Wirkung des Gewürzes ein? Auf Anfrage heißt es: "Die Gattung Curcuma gehört zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae), die etwa einhundert Arten umfasst — die meisten davon sind noch nicht ausreichend erforscht. Es lägen keine wissenschaftlichen Studien vor, die eine gesundheitsbezogene Wirkung durch den Verzehr von Kurkuma oder Kurkuma-Präparaten belegen."

Kurkuma wird in der Ayurvedischen Medizin seit Tausenden von Jahren bei Magen-Darm-Problemen wie Verdauungsbeschwerden, Völlegefühl, Blähungen, Verstopfung und Entzündungen der Darmschleimhaut eingesetzt. Curcumin, einer von mehreren hundert Inhaltsstoffen aus der Kurkuma-Wurzel, werden viele positive Einflüsse auf die Gesundheit nachgesagt.

Curcumin: Verbraucherzentrale äußert sich

Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen geht näher auf das Thema ein und erklärt: "Als Mittel gegen Krankheiten ist der Kurkuma-Extrakt Curcumin noch nicht ausreichend erforscht und erprobt, bisher geschah dies hauptsächlich mittels Labor- und Tierversuchen. Zulassungen als Arzneimittel gibt es in Deutschland nicht."

Demnach wurden Kurkuma-Extrakte zwar erfolgversprechend in zahlreichen Zellkultur- und Tierversuchen getestet, hier wurden in der Regel allerdings extrem hohe Dosierungen verwendet, die beim Menschen weder über die Nahrung noch über Nahrungsergänzungsmittel erreicht werden können.

Dem Bundesverband der Verbraucherzentralen zufolge wiesen die meisten Humanstudien zudem große Mängel auf. Darunter fallen unter anderem eine zu geringe Teilnehmerzahl, keine Vergleichsgruppe, zu kurze Studiendauer und mehr. Daher hätten die Studienergebnisse nur eine begrenzte Aussagekraft.

"Es fehlen eindeutige wissenschaftliche Belege darüber, ob Kurkuma-Extrakte gesundheitliche Wirkungen beim Menschen, beispielsweise gegen Krebs, Gelenkbeschwerden, Demenz oder Depressionen, haben", heißt es abschließend.

Sollten Verbraucherinnen und Verbraucher dennoch eine sogenannte "Kurkuma-Kur" ausprobieren und es verstärkt in ihre Ernährung einbauen wollen, wird dazu geraten, vor der Behandlung mit Curcumin das Produkt, die Dosierung und mögliche Nebenwirkungen mit einem Arzt abzusprechen.