Berlin. Die Straßen sind glatt, das Fahrrad schlittert: Radfahren im Winter birgt Gefahren. Fünf Sicherheits-Tipps – und wie es Spaß macht.

Der Winter kann herrlich sein: Der Himmel ist klar, die Luft knackig, Raureif verzaubert die Natur. Wer morgens mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt oder spät am Abend zurückkehrt, bekommt allerdings eher die Härten des Winters zu spüren. Glatte Straßen, ungeräumte Radwege, Kälte und Dunkelheit: Wie meistert man diese Hindernisse? Der ADFC Berlin hat Tipps zusammengestellt, wie das Radfahren auch im Winter sicher ist und Spaß bringt. Wir stellen sie vor.

Der Radweg ist nicht geräumt und gestreut? Auf die Fahrbahn ausweichen

Der Schnee auf Radwegen muss dem Gesetz zufolge beseitigt werden. So weit die Theorie. In der Praxis sieht das häufig anders aus: Radwege sind nicht geräumt oder sogar extra-glatt, weil sich auf schlecht gepflegten, holprigen Fahrspuren Wasser sammelt, das bei Minusgraden gefriert.

Daher: Wer gesund ans Ziel kommen will, sollte nicht auf Recht und Gesetz beharren, sondern sich den Weg suchen, der am meisten Sicherheit bietet. Das kann im Zweifel die Autofahrbahn sein. Der ADFC informiert: Auch benutzungspflichtige Radwege müssen nicht befahren werden, wenn sie nicht frei von Schnee und Eis sind. Dazu gibt es sogar ein Urteil. Der Bundesgerichtshof entschied 2003, dass Radfahrer die Fahrbahn benutzen dürfen, wenn nicht der Radweg, wohl aber die daneben oder in der Nähe verlaufende Fahrbahn geräumt oder gestreut ist. Auch interessant: Winterwetter – So fahren Sie bei Eis und Schnee sicher Auto

Fahrradfahren im Winter: Luft im Reifen ablassen oder Spike-Reifen benutzen

Bei Glätte sorgt geringerer Luftdruck im Reifen für mehr Haftung, erklärt der ADFC. Der Grund: Die Auflagefläche erhöht sich und das Fahrrad ist einfacher zu kontrollieren. Daher sollten Radfahrer im Winter den Luftdruck im Reifen verringern.

Wer maximale Kontrolle bei Eis und Schnee will, benutzt Reifen mit Spikes. Dabei befinden sich seitlich im Mantel Metallstifte. Der ADFC informiert: Im Gegensatz zu Autofahrenden dürfen Radfahrende Spikereifen benutzen, denn sie beschädigen die Straße nicht. Mehr zum Thema: Fahrräder – Was den Herstellern gerade Sorgen bereitet

Radfahren im Winter: Die richtige Beleuchtung und eine vorausschauende Fahrweise ist gerade im Winter überlebenswichtig.
Radfahren im Winter: Die richtige Beleuchtung und eine vorausschauende Fahrweise ist gerade im Winter überlebenswichtig. © picture alliance/dpa/Christian Charisius

Sicher durch den Winter: Langsam fahren und Bremsen vermeiden – vor allem in der Kurve!

Wer kennt es nicht: Man kann als Radfahrer noch so vorausschauend fahren. Trotzdem gerät man immer wieder in gefährliche Situationen, die überraschend auftauchen. Im Winter gilt das besonders. Gerade Glätte ist tückisch und nicht von Weitem auszumachen, erst recht nicht in der Dunkelheit.

Daher sollte alle Verkehrsteilnehmenden bei Schnee und Glätte die Geschwindigkeit reduzieren. Das gilt vor allem vor Kurven. Und: In vereisten Kurven sollten Radfahrer nach Möglichkeit weder bremsen noch beschleunigen, mahnt der ADFC. Unbedingt die Geschwindigkeit vorher reduzieren und, wenn überhaupt, nur leicht in die Pedale treten. Sonst verliert man leicht die Kontrolle, wird aus der Kurve getragen und stürzt.

Wichtig zudem: Wer bremsen muss, sollte unbedingt beide Bremsen seines Fahrrads benutzen. Das gleichzeitige, vorsichtige Bremsen an beiden Rädern ist laut ADFC der schnellste und sicherste Weg, zum Stehen zu kommen. Sollte bei überraschendem Glatteis gar kein Bremsen mehr möglich sein: Ruhe bewahren und ausrollen lassen. Lesen Sie auch: Mehr Bewegung – So verlängern Sie Ihr Leben

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So machen Sie ihr Fahrrad wintertauglich

Man kann sein Fahrrad sicherer machen, ohne viel dafür zu bezahlen. Ein Trick ist sogar kostenlos. Der ADFC rät: Wer sich sehr unsicher und wackelig fühlt, kann den Sattel tiefer stellen. So haben die Füße schneller den Kontakt zum Boden. Bei der Beleuchtung sollte man dagegen nicht sparen. Front- und Rückleuchte sind Pflicht und sorgen dafür, dass man besser sieht – vor allem aber auch, dass man als Radfahrer rechtzeitig gesehen wird.

Der ADFC erinnert: Der Lichtkegel gehört auf den Boden einige Meter vor dem Fahrrad. Ist der Scheinwerfer höher eingestellt, blendet er andere. Schräg nach unten gerichtet sorgt er außerdem dafür, Unebenheiten und Eisbrocken rechtzeitig zu erkennen. Für einen guten Frontscheinwerfer sollte man mindestens 20 Euro investieren.

Nicht nur im Winter wichtig: Vorausschauend und rücksichtsvoll fahren

Das Fahrrad ist wintertauglich, die Fahrweise angepasst? Wunderbar. Trotzdem ist weiter Vorsicht geboten. Denn gerade im Winter muss man damit rechnen, dass auch andere Verkehrsteilnehmer Probleme haben, und sollte auf diese Rücksicht nehmen. Unsichere und eingeschränkte Fußgänger, Autofahrer, die die Kontrolle verlieren oder einen längeren Bremsweg brauchen: Das sollte man als Radfahrer genauso einkalkulieren wie widrige Wetterbedingungen.

Der ADFC rät: Abstand halten! Vor allem, wenn auf die Autofahrbahn ausgewichen wird. Radfahrer sollten verstärkt vor allem auf Kinder und ältere Menschen achten. Außerdem möglichst helle oder sogar reflektierende Kleidung tragen. Gerade bei Schneefall sei es hilfreich, durch reflektierende Kleidung die eigene Sichtbarkeit zu erhöhen.