Hamburg. In der Asklepios Klinik Barmbek wird mehr als 1500 Mal pro Jahr eine Radialis-Untersuchung durchgeführt. Was sich dahinter verbirgt.

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Immer mehr Kardiologen weltweit begeben sich „auf sanftem Weg zum Herzen“, wie es heißt. So auch die Kollegen um Dr. Achim Viertel, Leitender Oberarzt in der Abteilung für Kardiologie an der Asklepios Klinik Barmbek.

Mehr als 1500 Mal pro Jahr führen sie die sogenannte Radialis-Untersuchung durch, legen Patienten also über das Handgelenk statt wie bisher üblich über die Leiste einen Katheter zum Herzen. „Der Zugang erfolgt genau an der Stelle, an der man sonst den eigenen Puls fühlt“, sagt der Mediziner in einer neuen Folge des Gesundheits-Podcasts „Digitale Sprechstunde“.

Medizin: Radialis-Zugang gilt als sehr schonend

Verwendet werde jener Kathetertyp, 1,10 Meter lang, den man auch bei der Behandlung über die Leiste verwende. Doch welche Vorteile hat der Radialis-Zugang, der als schonend für den Patienten gilt? „Er ist insbesondere für ältere Patienten, die nicht mehr gut liegen können, vor­teilhaft. Das gilt auch für Patienten mit Rückenschmerzen oder jenen, die im Liegen unter Luftnot leiden.“

Die Punktion erfolge zwar auch im Liegen, aber direkt im Anschluss könne die Schleuse im Sitzen entfernt werden. Hinzu komme ein praktischer Grund: Nach einer Untersuchung über die Leiste sei sechs bis acht Stunden lang ein Druckverband nötig. „Der hindert einen natürlich daran, auf die Toilette zu gehen. Und stundenlang den Harndrang zu unterdrücken, das ist natürlich extrem unangenehm.“

Medizin: Sterblichkeit deutlich geringer

Darüber hinaus gebe es aber auch medizinische Gründe, wissenschaftliche Daten, die für diese Methode sprächen: „Bei Patienten, die mit akutem Herzinfarkt eingeliefert und dann auf diese Weise behandelt werden, ist beispielsweise die Sterblichkeit 20 bis 30 Prozent geringer.“ Der Hintergrund: Wenn die Hand blute, falle dies sofort auf. Blute die Leiste, merke der Patient dies oft erst, „wenn das Bett wärmer wird – und dann ist es oft schon zu spät.“

Mittlerweile würden in Barmbek nahezu alle Herzpatienten auf diese Weise untersucht. „Also jene, die akut kommen, ebenso wie jene, bei denen der Hausarzt den Verdacht auf eine Durchblutungsstörung des Herzens vermutet, die wir abklären müssen“, sagt der Mediziner, der in seiner Freizeit gern mit dem Motorrad in Norddeutschland unterwegs ist. Seit knapp fünf Jahren gebe es nun auch den Zugang über den Handrücken. „Das hat noch mal den Vorteil, dass das Verschlussrisiko des Gefäßes sinkt“, sagt Dr. Achim Viertel.