Hamburg. Die Befürchtungen, dass die derzeitige Häufung von Erkältungskrankheiten tatsächlich Corona-Infektionen sind, scheinen sich zu bestätigen. Mediziner und Gesundheitsbehörde appellieren daher erneut eindringlich, dass jeder und jede mit Schnupfen, Husten oder Heiserkeit freiwillig fünf Tage in häuslicher Isolation bleibt – auch wenn keine Corona-Infektion per Schnelltest nachgewiesen wurde.
Der Hamburger Hausarzt und Vizevorsitzende der Vertreterversammlung in der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Björn Parey, warnt: „Wir haben immer noch eine Pandemie, Corona ist eben noch nicht vorüber.“ Was sich in diesen Tagen bei vielen Hamburgern wie eine normale Erkältung anfühlt, entpuppt sich tatsächlich in den meisten Fällen als Corona-Infektion.
Corona Hamburg: Erkältungswelle ist Covidwelle
Darauf weist der Arzt in diesen Wochen wiederholt hin. „Wir haben gefühlt eine Erkältungswelle“, sagt Parey und warnt gleichzeitig: „In 90 Prozent der Fälle ist es aber eben doch Corona.“ Das weiß er, weil viele Patienten mit Erkältungssymptomen derzeit die Hamburger Praxen aufsuchen und sich nach einem PCR-Test unerwarteter Weise doch eine Covid-Infektion nachweisen lässt – und das, obwohl die Schnelltests zu Hause noch negativ waren.
Das erlebt auch Jana Husemann, Vorsitzende des Hausärzteverbands Hamburg: „Viele Patienten und Patientinnen mit Infekten der Atemwege suchen die Hausarztpraxen auf.“ Ursachen seien Erkältungsviren, aber auch bakterielle Infektionen und Influenzavirus-Erkrankungen. „Ohne Testung kann ich einen Infekt der Atemwege, der durch ein anderes Virus als das Coronavirus verursacht wurde, nicht unterscheiden“, so Husemann. Sie rät daher auch dann, wenn der Selbsttest zu Hause negativ ist, nach ein bis zwei Tagen erneut zu testen.
Corona Hamburg: Viele Fälle nicht registriert
Offiziell liegt die Inzidenz in Hamburg derzeit nach jüngsten Angaben der Gesundheitsbehörde vom Dienstag bei 751,9. Doch haben diese Zahlen wenig Aussagekraft: Viele Corona-Fälle werden nicht mehr registriert, weil Infizierte keine PCR-Tests mehr machen müssen. Mit den Impfungen habe Corona auch an Schrecken verloren, sagt Martin Helfrich, Sprecher der Gesundheitsbehörde. Auch er appelliert an die Hamburger, mit Erkältungssymptomen, zu Hause zu bleiben. „Das ist für die eigene Gesundheit besser, aber sollte auch aus Höflichkeit den Mitmenschen gegenüber so geschehen.“
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Die Gefährdungslage habe sich verändert: „Weil viele Menschen geimpft sind, sind die Verläufe meistens schwach. Es ist keine Krankheit mehr, bei der einzelne unentdeckte Infektionen gleich viele Todesfälle nach sich ziehen.“ So sind im UKE derzeit 68 Covid-19-Patienten in stationärer Behandlung, zehn von ihnen werden intensivmedizinisch versorgt. Insgesamt liegen in Hamburg 31 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen.
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