Berlin. Trotz Impfung kann man sich mit dem Corona-Virus infizieren – auch wenn das Risiko dafür sehr gering ist. Das sind mögliche Ursachen.

  • Alle in der EU zugelassenen Corona-Impfstoffe schützen vor einer Infektion mit dem Coronavirus und schweren Krankheitsverläufen
  • Infiziert sich eine Person trotz Impfung mit dem Erreger, spricht man von einem Impfdurchbruch – er ist bei allen Vakzinen möglich
  • Doch welcher Corona-Impfstoff wirkt besonders schlecht? Bei der Zahl der Impfdurchbrüche fällt vor allem ein Impfstoff auf

Trotz Impfung gegen Corona kann es zu einer Infektion kommen. Fachleute sprechen von einem Impfdurchbruch, wenn es bei einer vollständig geimpften Person zu einer „Sars-CoV-2-Infektion mit klinischer Symptomatik“ – so auch das Robert-Koch-Institut (RKI).

Wöchentlich fasst das Bundesinstitut die aktuellen Zahlen zum Infektionsgeschehen in Deutschland in einem Bericht zusammen, auch zu den Durchbruchinfektionen. Demnach gibt es bislang insgesamt rund 30.900 identifizierte Fälle.

Die meisten davon entfallen mit Abstand auf doppelt Biontech-Geimpfte. Diese machen zwei Drittel der Betroffenen aus. Allerdings muss man bedenken, das Vakzin von Biontech/Pfizer kam in Deutschland auch mit Abstand am häufigsten zum Einsatz.

Corona-Infektion: Durchbruch bei Johnson & Johnson am häufigsten

Schaut man auf die relative Häufigkeit, gab es beim Impfstoff von Johnson & Johnson die meisten Durchbrüche – also bei dem Vakzin, das nur einmal gespritzt werden muss. Diese Einmaldosis zeigte in den Zulassungsstudien eine sehr gute Immunantwort, allerdings gab es damals noch keine Delta-Variante.

Delta ist heute aber fast ausschließlich für die Impfdurchbrüche verantwortlich, auch das zeigen die Zahlen des RKI. „Es ist ganz deutlich, dass bei Delta nur die komplette Impfung, also zwei Impfungen bei Biontech und Astrazeneca, einen guten Schutz vermittelt“, sagt die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Christine Falk.

Corona- Impfdurchbrüche in Deutschland

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    Die Datenlage für Johnson & Johnson sei noch gering, aber akuten Handlungsbedarf sieht Falk bislang noch nicht. Auch ein Zusammenhang zwischen Durchbruchinfektion und der Frage nach Unterschieden zwischen den Impfstoffen, lasse sich auf Basis der aktuellen Daten nicht erkennen.

    Biontech: 675 Impfdurchbrüche pro eine Million Geimpfte

    Bislang erkrankten in 6106 Fällen Menschen trotz vollständigem Impfschutz durch das Mittel, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen Wochenbericht. Laut RKI haben bislang gut drei Millionen Menschen eine Johnson-&-Johnson-Impfung bekommen. Auf eine Million Geimpfte kämen demnach grob überschlagen 2000 Impfdurchbrüche.

    Zum Vergleich: Bei Menschen, die als zweite Dosis den am häufigsten in Deutschland verwendeten Impfstoff - Biontech/Pfizer - erhalten haben, sind es diesen Zahlen zufolge rund 675 Durchbrüche pro eine Million vollständig Geimpfte.

    Das Vakzin von Johnson-&-Johnson ist der einzige bisher in der EU zugelassene Corona-Impfstoff, bei dem es laut EU-Arzneimittelbehörde (EMA) nur eine Dosis braucht.

    Nach dieser Impfung dauere es länger als nach den mRNA-Impfungen, bis sich ausreichend Antikörper gebildet hätten, sagte Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, der Deutschen Presse-Agentur. „Teilweise steigen die Spiegel mehr als einen Monat nach der Impfung noch an.“

    Das sagt Johnson & Johnson

    Da die Antikörperspiegel deutlich unterhalb derer lägen, die durch die anderen Impfstoffe erzeugt werden, scheine der Schutz vor einer Corona-Infektion nach der Janssen-Impfung also deutlich schlechter, sagte Watzl. Vor einer schweren Corona-Erkrankung schütze das Vakzin aber sehr wohl, betonte er.

    Eine Sprecherin des Pharma-Riesen Johnson-&-Johnson sagte, dass kein Corona-Impfstoff derzeit Infektionen zu 100 Prozent verhindern könne. „Unser zugelassener Covid-19-Impfstoff als Einmaldosis kann jedoch nachweislich dazu beitragen, das Infektionsrisiko zu verringern und schwere Verläufe zu vermeiden“, betonte sie. Für die Einmal-Dosis-Impfung von Johnson-&-Johnson wiesen Daten auf eine robuste und langanhaltende Wirkung über einen Zeitraum von bisher gemessenen acht Monaten hin – auch gegen Delta und andere Virus-Varianten.

    Durchbruchinfektion: Impfschema entscheidender als Vakzin

    „Die Frage ist nicht so sehr welcher Impfstoff“, betont Immunologin Falk. Viel entscheidender sei das Impfschema. Menschen mit Kreuzimpfung, bei denen also nach der ersten Astrazeneca-Dosis mit einem anderen Impfstoff kombiniert wurde, sind laut Falk noch besser geschützt,.

    Gleiches gelte für diejenigen, bei denen der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung ausgereizt wurde – bei Biontech beispielsweise waren das sechs Wochen. Bei ihnen sei der Schutz besser, als bei denjenigen mit kurzem Abstand zur zweiten Impfung. Bei Astrazeneca konnte dies auch in Studien nachgewiesen werden.

    Größte Risikofaktoren für eine schwere Durchbruchinfektion sind laut Falk jedoch gehobenes Alter und Vorerkrankungen – unabhängig von der Art des Wirkstoffes mit den sie geimpft wurden. Das zeigen auch die RKI-Zahlen.

    So waren knapp 80 Prozent der insgesamt 449 Covid-19-Fälle mit Impfdurchbrüchen, die verstorben sind, 80 Jahre und älter. Das spiegele aber auch das generell höhere Sterberisiko – unabhängig von der Wirksamkeit der Impfstoffe – für diese Altersgruppe wider, ordnet das RKI ein.