Berlin. Tausende Menschen werden täglich auf Covid-19 getestet. Doch wie funktioniert der Coronavirus-Test, wer zahlt und ist er verlässlich?

  • Corona-Tests sollen künftig auch für viele Menschen ohne akute Symptome auf Kosten der Krankenkassen durchgeführt werden
  • Bayern hat kostenlose Test für die gesamte Bevölkerung beschlossen
  • Mehr als 186.000 Menschen wurden in Deutschland bislang positiv auf das Virus getestet
  • Das RKI erfasst die Testzahlen für Deutschland, indem es wöchentlich Daten von Universitätskliniken, Forschungseinrichtungen und Laboren zusammengeführt
  • Viele Menschen werden in Deutschland täglich auf das Coronavirus getestet – aber wie funktioniert der Corona-Test eigentlich und wie verlässlich ist das Testergebnis wirklich? Die wichtigsten Antworten im Überblick.

Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle in Deutschland steigt zwar immer noch, aber bei weitem nicht mehr in dem Maße, wie zu Beginn der Pandemie. Deutschland kommt auch deswegen einigermaßen glimpflich bisher durch die Corona-Krise, weil verhältnismäßig viel und frühzeitig getestet wurde.

Dennoch soll in Deutschland weiterhin in großem Umfang getestet werden – und das auch bei vielen Menschen ohne akute Symptome auf Kosten der Krankenkassen. Eine am Dienstag verkündete Verordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) legt dafür eine Reihe zusätzlicher Testmöglichkeiten auf Kassenkosten fest. Besonders in sensiblen Bereichen wie Kliniken, Pflegeheimen, Schulen und Kitas soll vermehrt getestet werden.

Wir wollen das Virus im Keim ersticken“, sagte Spahn. „Das geht nur mit präventiven Reihentests in Krankenhäusern und Pflegeheimen und wenn wir möglichst alle Kontaktpersonen von Infizierten testen.“ Am Geld solle dies nicht scheitern. „Es ist viel teurer, zu wenig zu testen, als zu viel zu testen“, sagte Spahn.

Doch wie läuft ein Test auf das Coronavirus eigentlich ab? Wo findet man Teststellen? Und werden alle Menschen mit Symptomen getestet? Wir beantworten die wichtigsten Fragen:

Coronavirus: Wer wird auf Sars-CoV-2 getestet?

Getestet wird nicht jeder, der vermutet, dass seine Symptome für eine Infektion mit dem Coronavirus sprechen. Die häufigsten Symptome von Sars-CoV-2 sind Fieber und trockener Husten. Aber auch Erkältungssymptome wie Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen können Anzeichen für eine Covid-19-Erkrankung sein. Eine detailliertere Übersicht zu Coronavirus-Symptomen, Dauer, Ursprung und Übertragung, finden Sie hier.

Wer diese Symptome zeigt und innerhalb der vergangenen zwei Wochen Kontakt zu einem bestätigten Coronavirus-Fall hatte, sollte getestet werden, empfiehlt das Robert-Koch-Institut (RKI).

Wer den Verdacht hat, sich mit dem Virus infiziert zu haben, sollte sich zuerst mit dem zuständigen Gesundheitsamt in Verbindung setzen, einen Arzt oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Rufnummer 116117 kontaktieren, um den weitere Vorgehensweise zu besprechen. Und ganz wichtig: Erstmal zu Hause bleiben.

Künftig sollen grundsätzlich alle Patienten getestet werden, die in Krankenhäusern aufgenommen werden. Gesundheitsämter und Ärzte können zudem in bestimmten Fällen Tests ohne Symptome veranlassen.

Eine andere Strategie verfolgt das Bundesland Bayern seit dem 30. Juni. Ungeachtet vieler kritischer Stimmen hat die bayerische Staatsregierung kostenlose Corona-Tests für die gesamte Bevölkerung beschlossen.

Wo kann ich mich auf das Coronavirus testen lassen?

Der Test auf das Coronavirus kann an zahlreichen Stellen durchgeführt werden. Dazu zählen Unikliniken, Krankenhäuser und auch vereinzelt Hausärzte, deren Labors entsprechende Tests durchführen können.

Auch Gesundheitsämter führen Tests durch und suchen Verdachtspersonen teils sogar zu Hause auf, wenn sie zur Risikogruppe gehören und die Kapazitäten nicht ausgeschöpft sind. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums fallen darunter ältere Menschen ab etwa 50 bis 60 Jahren, Raucher
und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen. Einen Überblick über die Coronavirus-Risikogruppen, finden Sie hier.

Auf den Webseiten der Gesundheitsämter finden Betroffene auch einen Überblick über die Teststellen in ihrer Region. Auch über die Hotlines der lokalen Behörden kann man sich informieren.

Coronavirus-Test: Ein Krankenpfleger demonstriert mit einer Mitarbeiterin den Abstrich bei einer Patientin in Nordrhein-Westfahlen.
Coronavirus-Test: Ein Krankenpfleger demonstriert mit einer Mitarbeiterin den Abstrich bei einer Patientin in Nordrhein-Westfahlen. © dpa | Roberto Pfeil

Coronavirus: Wie funktioniert der Test?

Beim Verdacht auf Sars-CoV-2 wird der Erreger in der Regel mit einem molekularbiologischen Test nachgewiesen. Zunächst nimmt ein Arzt eine Probe aus den Atemwegen eines Patienten – entweder einen Abstrich im Rachen oder ausgehusteten Schleim. Spezialisten bereiten diese Probe dann im Labor auf und suchen mit einem sogenannten PCR-Test nach dem Erbmaterial des Virus.

Vereinfacht gesagt wird dabei ein bestimmter Abschnitt des Viren-Erbguts millionenfach kopiert. Die Kopien werden mit einer sogenannten Sonde farblich markiert. Diese Farbmarkierung kann dann mit komplexen Geräten sichtbar gemacht werden. Sind entsprechende Farbsignale vorhanden, handelt es sich um eine „positive Probe“, also eine Infektion mit dem Coronavirus.

Wie oft getestet wird, entscheidet der Arzt, erläuterte das Ministerium. Unter anderem für Kontaktpersonen sieht die Verordnung einen möglichen weiteren Test vor, der nach Ende der Inkubationszeit sinnvoll sein könnte. Personal in Krankenhäusern, in der Pflege und in Behinderteneinrichtungen kann demnach einmal bei Tätigkeitsbeginn und dann alle zwei Wochen erneut getestet werden. Die Kliniken hatten sich sogar für wöchentliche Tests stark gemacht.

Das ist der Coronavirus-Experte Christian Drosten

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    Wie sicher ist ein Covid-19-Test?

    Eine neue Studie der John Hopkins Universität soll belegen, dass mindestens jeder fünfte der gewöhnlich verwendeten PCR-Tests falsche Ergebnisse liefert. Für die Studie werteten die Wissenschaftler rund um Lauren Kucirka und Stephen Lauer 1330 Corona-Testergebnisse aus sieben anderen Studien aus.

    Entscheidend für ein sicheres Ergebnis des PCR-Tests ist demnach der Tag, an dem er abgenommen wird. Acht Tage nach der Infektion waren die Ergebnisse der Tests mit einer Fehlerquote von 20 Prozent noch am zuverlässigsten. So gut wie vollständig unbrauchbar seien die Testergebnisse in den ersten drei Tagen nach der Infektion mit dem Coronavirus. Symptome einer Viruserkrankung zeigen sich bei Corona in der Regel fünf Tage nach der Infektion.

    Woran die hohe Fehlerquote der in der Studie untersuchten Testergebnisse liegt, konnten die Forscher nicht eindeutig klären. Vermutet wird, dass nicht alle Abstriche sorgfältig genug durchgeführt wurden oder dass die Anzahl der Coronaviren in Nase und Mund nicht bei jedem Menschen gleich seien.

    Kucirka und ihre Kollegen warnen davor, eine Infektion mit dem Coronavirus nur aufgrund eines negativen PCR-Tests auszuschließen. Gerade wenn die betroffene Person dennoch Symptome aufweist oder mit Infizierten Kontakt hatte.

    Wie lange muss man auf das Ergebnis des Tests warten?

    Unter idealen Bedingungen dauert ein Test im Labor etwas drei bis fünf Stunden. Die Ergebnisse liegen, je nach Dauer des Transports zum Labor, nach ein bis zwei Tagen vor und werden dem Patienten vom Arzt mitgeteilt. Bei einem positiven Ergebnis wird auch das Gesundheitsamt informiert. Weil zum Beispiel Proben falsch entnommen worden sein könnten, müssen Patienten mit positivem Ergebnis mehrfach getestet werden.

    Die Testmethode, entwickelt von einem Team des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung an der Berliner Charité um den Virologen Christian Drosten, basiert auf einer Standardprozedur, die seit Jahren in der Virusdiagnostik angewendet wird.

    Bislang beträgt die reine Testzeit laut Robert Koch-Institut (RKI) etwa 4 bis 5 Stunden. Allerdings kann es zwischen Probenentnahme und Ergebnismitteilung dauern, auch weil die Tests oft von externen Laboren gemacht werden.

    Bei wie vielen Menschen bislang eine Coronavirus-Infektion nachgewiesen wurde, sehen Sie hier:

    Coronavirus: Was passiert bei einem positiven Testergebnis?

    Das hängt stark vom gesundheitlichen Zustand des Patienten ab. Entweder muss er sich in häusliche Quarantäne begeben oder wird unter strengen Schutzmaßnahmen in ein Krankenhaus gebracht. Die Behandlung erfolgt dann je nach Schwere der Erkrankung symptomatisch, das heißt nur die Symptome werden dementsprechend behandelt.

    Zudem müssen die Kontaktpersonen ermittelt werden. Diese müssen sich in Quarantäne begeben, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Mit diesen Kriterien lässt sich einschätzen, ob jemand als Kontaktperson eines Coronavirus-Infizierten gilt.

    Coronavirus-Test: Wer bezahlt ihn?

    Die Kosten von pauschal 50,50 Euro je Test zahlt die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) – auch für Privatpatienten und Menschen ohne Krankenversicherung. Was das finanziell bedeute, hänge vom Infektionsgeschehen und der Zahl der amtlich angeordneten Tests ab, erläuterte das Ministerium.

    Es sei aber eine versicherungsfremde Leistung, für die der Bund einen Zuschuss aus Steuergeld leiste. Der GKV-Spitzenverband begrüßte die Test-Ausweitung, dringt aber auf eine volle Gegenfinanzierung. Der konkreten Finanzierungsverpflichtung auch für Privatversicherte und Nicht-Versicherte stehe nur „eine allgemeine Finanzierungszusage des Bundes“ gegenüber, sagte GKV-Vorstandsmitglied Stefanie Stoff-Ahnis dem „Handelsblatt“.

    Gibt es in Pflegeheimen, Schulen oder Kindertagesstätten einen Corona-Fall, kann das Gesundheitsamt dort künftig Reihentests anordnen – und alle Personen in den Einrichtungen untersuchen lassen. Auch in Reha-Einrichtungen, Dialysezentren, Asylbewerberheimen oder Justizvollzugsanstalten ist das dann möglich. Bei Pflegeheimen und Pflegediensten mit besonders gefährdeten älteren, chronisch kranken Menschen soll auch unabhängig von einem Fall getestet werden können.

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    Coronavirus-Schnelltest für Zuhause: Gibt es den?

    Ja. Es gibt mehrere Anbieter, die Coronavirus-Tests für zu Hause anbieten. Allerdings ist nicht gesichert, wie zuverlässig die frei verkäuflichen Tests sind.

    Es gibt vor allem Schnelltests, die nach Antikörpern statt Erregern suchen, im Internet zu kaufen. Von denen raten aber viele Experten wie der Berufsverband der Akkreditierten Medizinischen Labore in Deutschland (ALM) ab.

    Antikörper sind bei Virusinfektionen wie mit dem SARS-CoV-2 meist frühestens eine Woche nach Erkrankungsbeginn nachweisbar, in der Regel sogar erst nach 14 Tagen“, sagte die Ärztliche Leiterin der Diagnostik im Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg.

    Schnelltests könnten noch negativ, die Person aber bereits hoch infektiös sein und im PCR-Test positiv getestet werden, heißt es beim ALM weiter. Betroffene würden so in falscher Sicherheit gewogen.

    Welche sicheren Antikörpertests gibt es?

    Der Pharmariese Roche aus der Schweiz verspricht einen zuverlässigen Antikörpertest auf das Coronavirus. Die Hoffnung: Der neue Test mit dem Namen Elecsys Anti-Sars-CoV-2 könnte helfen, den Menschen wieder mehr Freiheit zu ermöglichen. Denn so könnte man leicht feststellen: Wer war bereits infiziert und ist nun weniger – oder vielleicht überhaupt nicht – gefährdet, zu erkranken.

    Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach jedenfalls während eines Besuches des Roche-Werkes im oberbayerischen Penzberg von einer „neuen Wegmarke im Kampf gegen das Coronavirus“.

    In Deutschland können Bürger und Bürgerinnen den Test von Roche nicht direkt kaufen und einfach selbst anwenden. Der Antikörpertest kann als Bluttest in Arztpraxen oder im Krankenhaus abgenommen werden.

    Coronavirus-Pandemie in Deutschland und der Welt:

    (mbr/jas/dpa/afp)