Die meisten Menschen möchten, so lange es geht, in den eigenen vier Wänden wohnen. Welche Möglichkeiten es in Hamburg neben Seniorenheimen noch gibt, wenn mehr Hilfe oder Pflege nötig wird.

Viele von uns schieben den Gedanken gerne weg: Was wird mit uns, wenn wir nicht mehr so können, wie wir wollen – wenn wir alt sind? Genau diese Frage kommt vielleicht zunächst bei den eigenen Eltern auf, wie ältere Leute möglichst angenehm, möglichst selbstbestimmt leben können. Was ist möglich in Hamburg, und was ist ein Muss beispielsweise an Hilfe, Pflege oder Betreuung? Dann denken unweigerlich auch einige jüngere Menschen ein paar Jahre weiter und fragen sich, "wie wollen wir eigentlich wohnen, wenn wir alt sind?"

Wie wollen wir wohnen im Alter?

Dieses Thema geht uns alle an und doch beschäftigt sich offenbar nur knapp die Hälfte der Deutschen mit der Art und Weise, wie sie im Alter leben möchte (49 %). Das Marktforschungsinstitut dialego* fragte letztes Jahr 1.000 Menschen in Deutschland unter anderem: “Wie möchten Sie im Alter von 70 Jahren wohnen?”. Neben dem Wohnen zuhause oder dem klassischen Pflegeheim, wurde nach weiteren oder alternativen Wohnformen gefragt, die sich die Menschen besonders gut für sich vorstellen können. Dabei landeten Mehrgenerationenhäuser etwas überraschend auf dem ersten Platz. Diese Art des Wohnens würden mehr als die Hälfte (56 %) im Alter bevorzugen – vor allem Frauen (61 %). Platz 2 belegte das Wohnen mit Service (55 %), gefolgt von der Pflege-WG (49 %), in die aber deutlich mehr Frauen (56 %) einziehen würden als Männer (42 %).

Laut Statistischem Bundesamt hat die demografische Entwicklung in Deutschland einen klaren Trend und im Jahr 2050 wird mehr als jeder Dritte Deutsche über 60 Jahre alt sein. Zwar ist Hamburg mit einem Altersdurchschnitt von 42,1 Jahren das Bundesland mit den jüngsten Einwohnern und erfreut sich einer Zuwanderung von jährlich 30.000 meist jüngerer Menschen. Doch auch hier wird die Zahl der Senioren in den kommenden Jahren deutlich steigen.

Darauf stellt sich der Senat mit seinem Demografie-Konzept „Hamburg 2030: Mehr. Älter. Vielfältiger.“ bereits seit 2014 ein. Anfang des Jahres wurde nochmals nachgebessert. „Demografiefeste Quartiere“ hat Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) angekündigt. Eine Maßnahme dabei ist das Projekt Hausbesuche bei Senioren, das bald auf ganz Hamburg ausgeweitet wird.So kann älteren Menschen beim möglichst langen Verbleiben in ihren Wohnungen geholfen werden. Doch wenn das körperlich oder mental nicht mehr geht, sind Alternativen gefragt. Auch da gibt es und tut sich in Hamburg einiges:

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Welche gängigen Alterswohnformen gibt es in Hamburg?

  • Seniorenheim
    Gelten als Klassiker beim Wohnen im Alter: Senioren- und Pflegeheime. Hier ist umfassende medizinische und pflegerische Betreuung garantiert. Aber auch weniger stark hilfsbedürftige Menschen sind hier gut aufgehoben. Sie profitieren vom abwechslungsreichen Tagesprogramm und der intensive Kontakt mit anderen Senioren in Seniorenheimen ist auch für rüstige Rentner interessant.
    Beratung finden hilfe- und pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen in Hamburg beispielsweise an den Pflegestützpunkten. Diese Beratungsstellen werden gemeinsam von den Kranken- und Pflegekassen sowie der Stadt Hamburg getragen. www.hamburg.de/pflegestuetzpunkte
  • Seniorenwohnungen
    Wer noch ganz gut allein zurechtkommt, das eigene Haus allerdings zu groß und die Wege zu weit geworden sind, für den empfehlen sich Seniorenwohnungen. Sie sind altersgerecht ausgestattet, befinden sich beispielsweise im Erdgeschoss oder verfügen über einen Treppenlift. Im Bad finden sich in der Regel Halte- und Stützvorrichtungen. Wichtig: Meist liegen diese Wohnungen in günstiger Lage für Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Apotheken, Supermärkte und Ärzte sind in der Regel schnell erreichbar.
    Jede Menge Infos dazu und generell zum Thema "Wohnen im Alter in Hamburg" finden sich in der Infoschrift des Landes-Seniorenbeirats. www.lsb-hamburg.de
  • Betreutes Wohnen oder Wohnen mit Service
    In einer eigenen Wohnung kann auf einen Betreuungsservice zurückgegriffen werden. Pflegekräfte stehen 24 Stunden am Tag für Notfälle bereit. Haushaltshilfen und Essenslieferungen sind meist inbegriffen. Es besteht die Möglichkeit, Kontakte zu anderen Senioren zu knüpfen und gemeinsame Freizeitangebote wahrzunehmen.
    Einen Überblick über das Angebot in Hamburg und welches das Richtige für einen selbst ist, bietet die Ratgeber-Broschüre "Servicewohnen in Hamburg" der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz.
  • Pflege – WG
    Bei dieser alternativen Wohnform leben mehrere Senioren selbstbestimmt in einer Wohn- oder Hausgemeinschaft. Jeder hat seinen eigenen Bereich oder Zimmer. Gemeinschaftsräume wie Küche, Bad und Esszimmer werden gemeinschaftlich genutzt. Neben dem geselligen Aspekt spielt hier auch die finanzielle Entlastung eine wichtige Rolle. Die Kosten für die Miete, Strom, Warmwasser, Heizung, Telefon und Internetzugang werden geteilt. Bei Bedarf kann auch ein Pflegedienst zum Einsatz kommen. Auch eine 24h-Betreuung für alle WG-Mitglieder ist möglich.
    In der Altonaer Wohngemeinschaft LaVida beispielsweise wohnen seit 2012 fünf Senioren gemeinsam auf knapp 200 Quadratmetern. Unterstützt werden sie von der Sozialpädagogin Karin Hillengaß. Die Sozialpädagogin ist Organisatorin und Vertrauensperson. Sie hat die Wohnung gesucht, macht die nötige Büroarbeit, hilft bei Behördenformalitäten, beim Gang zum Arzt oder zur Apotheke. www.wg-lavida.de
  • Mehrgenerationenhaus
    Je nach Konzept leben hier ältere und jüngere Menschen, körperlich beeinträchtigte oder auch nicht beeinträchtigte zusammen in Miet- oder Eigentumswohnungen, einem Haus oder in einer Wohnanlage. Senioren betreuen beispielsweise die Kinder berufstätiger Eltern, fühlen sich so weiterhin gebraucht. Im Gegenzug kauft die mittlere Generation für die Senioren ein, kümmert sich um Reparaturen in ihren Wohnungen usw. Dabei muss es sich nicht zwangsweise um die klassische Großfamilie handeln. Teilweise sind ganze Wohnquartiere auf das Mehrgenerationen-Wohnen ausgelegt.
    Hamburg hat mittlerweile eine eigene Koordinierungsstelle eingerichtet, die Senioren und ihre Angehörigen bei der Suche nach einer geeigneten Wohngemeinschaft berät und unterstützt. www.koordinationsstelle-pflege-wgs-hamburg.de

Schwerer Schritt Umzug: Das alte Haus aufgeben

Viele Gründe können einen Umzug im Alter notwendig machen: starke Hilfs- oder Pflegebedürftigkeit, Einsamkeit, Haus zu groß oder nicht mehr altersgerecht, also beispielsweise nicht barrierefrei. Und so entscheiden sich heute 74 Prozent der älteren Eigentümer für einen Verkauf ihrer Immobilie, stellte eine aktuellen Umfrage des des Full-Service Immobiliendienstleisters McMakler fest. Vor zehn Jahren waren es gerade einmal 25 Prozent.**

Bei dem schweren Schritt, raus aus ihrer alten Umgebung, aus dem gemeinsamen Haus mit den vielen Erinnerungen, können ältere Menschen tatkräftige Unterstützung sowie emotionalen Beistand gut gebrauchen, beispielsweise durch ihre Kinder. Doch auch für die ist das Begleiten ihrer Eltern bei dieser Veränderung eine echte Herausforderung.

Über den den gefühlsgeladenen Prozess, das alte Haus und die gewohnte Umgebung zu verlassen, hat die Journalistin Ursula Ott ein Buch geschrieben: "Das Haus meiner Eltern hat viele Räume". Sie half ihrer 87 Jahre alten Mutter 2016 gemeinsam mit ihrer Schwester beim Umzug. Eine Mischung aus Biografie und Ratgeber für alle, die den Umzug ihrer Eltern noch vor sich haben – oder vor sich herschieben.

* Dialego befragte im Juni 2018 1.000 Frauen und Männer im Alter von 18+ Jahren aus Deutschland.

** Die Online-Umfrage wurde im Mai 2019 von McMakler unter den 255 Maklern des Unternehmens durchgeführt.