Berlin. Lange Arbeitszeiten von Müttern und Vätern erhöhen das Risiko ihrer Kinder, im Vorschulalter dick zu werden. Positiv hingegen ist ein Kita-Besuch

Lange Arbeitszeiten von Müttern und Vätern erhöhen das Risiko für ihre Kinder, im Vorschulalter dick zu werden. Das ist Ergebnis einer Studie des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung in Berlin (WZB). Sie wertete Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) für 2400 Kinder im Alter zwischen 0 und 6 Jahren aus. Das SOEP ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung von Privathaushalten in Deutschland, die im jährlichen Rhythmus seit 1984 immer bei denselben Personen und Familien durchgeführt.

Das Vorschulalter ist eine entscheidende Entwicklungsphase für das Körpergewicht. Arbeiten Mütter 35 Stunden oder mehr pro Woche, steigt das Risiko ihrer Kinder für Übergewicht und Fettleibigkeit. Das Risiko steigt laut den Angaben noch einmal, wenn auch die Väter lange arbeiten – 55 Stunden oder mehr pro Woche. In diesem Fall wirken sich sogar kürzere Arbeitszeiten der Mutter negativ aus.

Vor allem in Familien mit mittlerem und hohem Einkommen

„Es hat sich gezeigt, dass auch die Arbeitszeit von Vätern einen Einfluss auf die Gesundheit von Kindern hat“, berichtet Studienautorin Jianghong Li. Der negative Einfluss langer Arbeitszeiten auf das Körpergewicht wurde hauptsächlich bei Jungen und Mädchen aus Familien mit mittlerem und hohem Einkommen festgestellt. Li vermutet, dass die Ernährungsqualität und das körperliche Aktivitätsniveau von Vorschulkindern mit längeren Arbeitszeiten der Mütter sinken - ein Zusammenhang, den Studien bereits für andere Industrieländer nachgewiesen haben. Eine andere Ursache könnten unterbrochene Schlafrhythmen der Kindern sein. Um diese Erklärungsansätze empirisch zu belegen, brauche es weitere Daten, erklärt Li.

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    Ein Kita-Besuch hingegen mindert nach Angaben des WZB das Risiko für Übergewicht oder Fettleibigkeit – und zwar unabhängig vom sozialen Hintergrund der Kinder. Li „Staatliche Investitionen zur Verbesserung der Kitas, insbesondere der Ernährungsqualität und körperlicher Bewegung können erwerbstätige Eltern bei ihren Erziehungsaufgaben unterstützen.“

    Langzeitdaten zum Body-Mass-Index

    Die Wissenschaftler des WZB analysierten Langzeitdaten zum Body-Mass-Index (BMI) von Kindern und den Arbeitsstunden ihrer Eltern. Es wurden Daten von 2413 Kindern im Alter zwischen 0 und 1, 2 und 3 sowie 5 und 6 ausgewertet, die zwischen 2003 und 2014 im SOEP erhoben wurden. Die Studie ist zudem im „Journal of Epidemiology and Community Health“ veröffentlicht worden. (kai)