Berlin. Ist der Fernseher zu alt für die Fußball-WM, sind viele auf der Suche nach Ersatz überfordert. Wir geben Tipps für den Neuzugang.

Am kommenden Donnerstag startet die WM 2018. Für viele ein Grund, sich einen neuen Fernseher zu gönnen. Doch das Angebot an möglichen Geräten ist unüberschaubar, die Fülle an Technik-Begriffen wie OLED, HDR10+ oder Dolby Vision für Laien wenig verständlich. Doch wer auf ein paar Grundregeln achtet, findet schnell das passende TV-Angebot für seine Bedürfnisse.

• Wie groß soll er sein?

Bei der Frage der Bildgröße spielt nicht nur hinein, wie viel Platz tatsächlich auf dem TV-Möbel oder der Schrankwand vorhanden ist, sondern auch, wie weit man normalerweise vom Fernseher entfernt sitzt und ob man auf ein Full-HD- (hochaufgelöst, 1920 mal 1080 Bildpunkte) oder einen UltraHD- bzw. UHD-Bildschirm (sehr hochaufgelöst, 3840 mal 2160 Bildpunkte) schaut. Hier gibt es verschiedene Formeln, nach denen sich die optimale Bildschirmdiagonale in Zentimetern berechnen lässt. Eine lautet: Sitzabstand (in cm) geteilt durch 2,1 (für Full-HD-Geräte) bzw. geteilt durch 1,5 (für UHD-Geräte).

Mit dieser Formel kommt man etwa bei einem Sitzabstand von zweieinhalb Metern auf einen Full-HD-Fernseher mit 119 cm (etwa 47 Zoll) Bilddiagonale. Ein UHD-Gerät dürfte wegen der feineren Auflösung demnach sogar 166 cm (etwa 65 Zoll) groß sein. Doch solche Berechnungen sind nur grobe Anhaltspunkte. Am besten gehen Verbraucher in einen Elektronikmarkt und probieren dort aus, wie gut sich welche Größe bei entsprechender Entfernung anfühlt.

Die Frage „Full-HD- oder UHD-Auflösung?“ stellt sich nur noch Schnäppchenjägern. Bereits bei etwas höherpreisigen Geräten ist UHD mittlerweile Standard. Dennoch ist Full HD längst noch nicht obsolet: Die große Mehrheit der Inhalte ist nach wie vor maximal in Full HD verfügbar, eine Umstellung der Fernsehsender auf die höhere Auflösung ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten.

• LCD- oder OLED-Schirm?

Ob der neue Fernseher mit OLED- (selbstleuchtende Dioden) oder LCD-Technik (Flüssigkristall-Bildschirm mit Hintergrundbeleuchtung) arbeitet, ist beim Kauf in erster Linie eine Geldfrage. OLED bietet im Vergleich zu einfachen LCD-Bildschirmen deutlich lebendigere Farben und vor allem ein satteres Schwarz. Selbst Vorjahresmodelle kosten aber deutlich über 1000 Euro, größere Geräte oft auch ein Vielfaches.

Damit dürfte OLED als Option für viele Käufer wegfallen. Jenseits der 1000-Euro-Marke können Premium-LCD-Fernseher mit Quantum-Dot-Technologie (Samsung etwa nennt das „QLED“, LG „Nano Cell“, Sony „Triluminos“ und Philips „NanoLED“) wiederum nicht nur in puncto Farbwiedergabe gut mit OLED mithalten, sie sind oftmals auch spürbar leuchtstärker. An sehr hellen Aufstellorten können sie also die bessere Alternative zu OLED sein, in eher dunklen Umgebungen liegt das knackige OLED-Bild wieder vorn.

• Nicht nur scharf, sondern auch schön?

Neben der gerade erwähnten Farbwiedergabe ist vor allem auch der Kontrast wichtig fürs Bild – also der Unterschied zwischen dunklen und hellen Bildbereichen. Sind Fernseher und Inhalt darauf besonders abgestimmt, spricht man von HDR („High Dynamic Range“). Sehen kann man das aber erst, wenn man auch entsprechendes HDR-Material abspielt. Streaming-Anbieter wie Netflix oder Amazon Prime bieten hier bereits passende Inhalte.

Mittlerweile haben sich zwei konkurrierende HDR-Standards eta­bliert: „HDR10+“ und „Dolby Vision“. Amazon war an der Entwicklung von HDR10+ beteiligt und setzt auf dieses Format, Netflix unterstützt beide. Ein höherpreisiger, aktueller Fernseher sollte also zumindest eines der beiden HDR-Formate unterstützen.

• Flüssige Kameraschwenks

Gerade für Fußballfans ist ein anderer Bild-Aspekt aber noch wichtiger. Denn wenn etwa der Torwart den Ball in Richtung des gegnerischen Strafraums abschlägt und die Kamera ihm in einem schnellen Schwenk folgt, kann das auf einfachen Geräten durchaus etwas ruckelig aussehen.

Ursache ist die Bildwiederholungsrate: In Deutschland werden TV-Bilder mit 50 Hertz (Hz) angezeigt. Das heißt, eine Sekunde Bewegtbild wird in 50 Einzelbilder zerlegt zum Zuschauer übertragen. Ein einfacher Fernseher zeigt dementsprechend diese 50 Einzelbilder in der Sekunde. Für schnelle Kameraschwenks ist das aber zuwenig.

Deshalb geben viele Fernseher das Bild stattdessen mit 100 Hz oder gar 200 Hz wieder, damit es flüssiger wirkt. Dafür müssen die Geräte hier selbstständig Zwischenbilder berechnen. Ein 100-Hz-Fernseher schiebt also zwischen jedes Bild des Senders noch ein Zwischenbild ein, ein 200-Hz-Gerät entsprechend drei. Gute Bild-Chips sorgen so dafür, dass alles etwas weicher aussieht, schlecht gemacht können diese Verbesserungen aber auch merkwürdig künstlich wirken.

Deshalb geben viele TV-Hersteller die Bildwiederholungsrate gar nicht mehr an, sondern erfinden eigene Bildqualität-Indizes (Samsung: „PQI“, LG: „PMI“ oder Sony: „MXR“). Sie gelten nur für den jeweiligen Hersteller und taugen bestenfalls dazu, die Bildqualität innerhalb des Portfolios eines Herstellers einzuschätzen. Gerade bei sehr günstigen Geräten muss man sich im Zweifel selbst davon überzeugen, wie flüssig sich das Bild anfühlt. Vergleiche lohnen aber, oftmals kostet ein besseres Bild kaum mehr.

• Außerdem wichtig

Gerade in den schicken, besonders flachen Geräten mit schmalem Rahmen bleibt kein Platz mehr für ausreichend dimensionierte Lautsprecher. Entsprechend kann auch bei sehr teuren Fernsehern der Ton unterirdisch sein. Wer kann, sollte vor dem Kauf auch den Ton ausprobieren und im Zweifel im Budget noch etwas Platz für externe Lautsprecher, etwa eine Soundbar lassen.

Gerade hinsichtlich der Smart-TV-Funktionen ist die Bedienbarkeit ebenfalls wichtig. Sehr schön löst das etwa Samsung. Die Koreaner haben in den vergangenen Jahren eine recht einfache Bedienung etabliert, die mit wenigen Knöpfen funktioniert. Im Zweifel lassen sich Streaming-Dienste und Apps bei jedem Gerät aber auch per Amazon FireTV-Stick oder AppleTV nachrüsten. Hier ist die Bedienung noch einfacher.

• Empfehlenswerte TV-Geräte

In ihrem aktuellen Test-Heft (6/2018) hat die Stiftung Warentest über drei Dutzend „gute“ Geräte in verschiedenen Größen aus ihrer Datenbank aufgelistet.

Am besten schnitten zwei 55-Zoll-Geräte aus dem Premium-Segment ab: ein OLED-Fernseher von LG (OLED55B7D, ab 1350 Euro) sowie ein LCD-Fernseher von Samsung (QE55Q7F, ab 1150 Euro), beide mit der Gesamtnote 1,7.

Der Preistipp, der LG 55UJ635V, hat ebenfalls eine Bildschirmdiagonale von 55 Zoll: Er erhielt die Gesamtnote 2,1 und ist ab 550 Euro zu haben. Die gesamte Liste kann kostenpflichtig unter test.de abgerufen werden. Darauf findet sich etwa auch ein ­vergleichsweise kleiner 43-Zoll-Fernseher von Philips (43PUS6262, Note: 2,3).

Er ist im Netz bereits ab 400 Euro erhältlich und bietet trotzdem schon Philips-exklu­sive Ambilight-Beleuchtung, bei der die Wand hinter dem Fernseher ­atmosphärisch in die Farben des TV-Bilds getaucht wird.