Berlin. Stiftung Warentest hat 159 Kfz-Versicherungstarife verglichen. Beim teuersten kosten dieselben Leistungen mehr als doppelt so viel.

Es bleiben nur noch wenige Wochen für Pkw-Besitzer, um ihre Kfz-Versicherung zum Jahresende zu kündigen. Grund genug für die Anbieter, die Kundschaft mit günstigen Tarifen zu locken. Den passenden Versicherer mit dem besten Angebot zu finden, kostet allerdings viel Mühe und Geduld. Denn die Unterschiede, was Leistungen und Preise angeht, sind gewaltig.

Dies geht aus einer Erhebung der Stiftung Warentest hervor. 159 Tarife von über 70 Anbietern haben die Experten ausgewertet. Ergebnis: Für dieselben Leistungen müssen Pkw-Fahrer beim teuersten Anbieter mehr als doppelt so viel zahlen wie beim günstigsten Versicherer.

Die Experten setzen bei allen Angeboten dieselben Kriterien voraus. So sollte die Deckungssumme bei einem Unfall mindestens bei 100 Millionen Euro liegen. Kommen Menschen zu Schaden, liegt die Maximaldeckung pro Person bei mindestens zwölf Millionen Euro. Hinzu kommen: Eine ergänzende Haftpflicht für Mietwagen im Ausland, die Versicherung zahlt, wenn Kuh, Hund oder Rotwild für den Unfall verantwortlich sind oder ein Marder Kabel, Leitungen oder Schläuche durchbeißt. Bei allen Tarifen gibt es keine Kürzungen, wenn der Fahrer den Unfall grob fahrlässig verursacht hat.

Abstriche im Schadensfall

Für ihre Analyse haben sich die Experten Pkw-Besitzer mit unterschiedlich langer Fahrpraxis angeschaut. Die 20-jährige Studentin zahlt für den preiswertesten Anbieter für eine Teilkasko-Versicherung knapp 700 Euro im Jahr, beim teuersten würden für die gleichen Leistungen mehr als 1600 Euro anfallen. Ähnlich drastisch fällt das Ergebnis für einen 40-jährigen Angestellten aus. Für das neue Familienauto mit Vollkasko-Versicherungen bekommt er Tarife zwischen rund 460 Euro und mehr als 1140 Euro angeboten.

Bei der Haftpflicht mit Teilkasko bieten laut Test Allsecur, Baden-Badener, DA Deutsche Allgemeine, Direct Line, Hannoversche, Huk 24 und Sparkassen Direktversicherungen die günstigsten Tarife. Mit Vollkasko: Direct Line, Huk 24, Huk Coburg Allgemeine und Sparkassen Direktversicherungen.

Jeder zweite wählt Vollkasko-Tarif

Etwa 20 Prozent der Pkw-Besitzer sichern ihren Wagen nur über die gesetzlich vorgeschriebene Kfz-Haftpflicht ab, vor allem, wenn es sich um ein älteres Auto handelt. Rund 30 Prozent entscheiden sich für eine Teilkasko-Versicherung, die auch Schäden durch Diebstahl, Hagel oder Hochwasser abdeckt. Jeder zweite Autofahrer aber entscheidet sich für einen Vollkasko-Tarif, der auch die Kosten abdeckt, wenn der Fahrer Schuld am Unfall ist. Im Durchschnitt fallen rund 300 Euro pro Jahr zusätzlich für diese Versicherung an.

Haftpflicht, Voll- oder Teilkasko – auch hier kommt es auf das Kleingedruckte an. Warentest-Experten raten Verbrauchern, Tarife genau zu prüfen. Basisangebote sind zwar billiger, aber häufig gibt es Abstriche im Schadensfall. So sind zum Beispiel Schäden durch Marder nicht abgedeckt – oder bezahlt wird nur dann, wenn ein Wildschwein den Unfall auslöst, nicht aber eine streunende Katze. Solche Klauseln im Vertrag sorgen häufig für großen Ärger mit der Versicherung.

Bei Unfallfreiheit zahlt man weniger

Sparen lässt sich auch, wer sich die Rückstufungstabellen der Versicherer genau anschaut. Unfallfreiheit wird bekannterweise mit günstigeren Tarifen belohnt. Wer einen Schaden melden muss, der wird in eine teurere sogenannte Schadenfreiheitsklasse eingestuft. Allerdings gibt es auch hier kein einheitliches Vorgehen der Anbieter.

Ein Beispiel: Ein Fahrer ist 15 Jahre unfallfrei gefahren und zahlt bisher 490 Euro. Nach einem Unfall wird der Beitrag auf 644 Euro pro Jahr erhöht. Die preiswerteste Klasse liegt bei Schadenfreiheitsklasse 35. Bis er diesen Tarif erreicht hat, muss er 2324 Euro mehr bezahlen. Bei einer anderen Versicherung kommen nur knapp 1800 Euro hinzu. Wie die Abstufung läuft, hängt bei einigen Anbietern vom Tarif ab. So wird beispielsweise im Basistarif stärker abgestuft als im Komforttarif.

Wechsel kann auch Probleme bringen

Eine Möglichkeit, den günstigen Tarif auch nach einem Unfall beizubehalten, ist der Rabattschutz. Hierfür fällt in der Regel ein Zusatzbeitrag bis zu 25 Prozent an. Allerdings sind bei einem Wechsel nicht alle Versicherer bereit, auch diese Einstufung anzuerkennen.

Weitere Alternative ist die Kosten für den Schaden selbst zu tragen oder auf sogenannte Werkstatt-Tarife auszuweichen. Dabei erklärt sich der Versicherte bereit, den Wagen nur in Werkstätten reparieren zu lassen, die eine Kooperation mit den Versicherungsgesellschaften haben. Solche Sonderabmachungen senken den Tarif. Wird der Vertrag gebrochen, können allerdings Strafgebühren anfallen.