Berlin. Die privaten Versicherungen heben die Beiträge an. Der Weg in die günstigere gesetzliche Krankenkasse ist oft nur mit Tricks möglich.

Die Kunden der DKV haben in diesem Jahr einen dicken Brocken zu schlucken. Im Schnitt erhöht die zweitgrößte private Krankenversicherung die Beiträge für die Gesundheitsversorgung um fast acht Prozent. Das kann im Einzelfall bis zu 130 Euro mehr im Monat ausmachen. Zwar hat die DKV hier eine Obergrenze für den Zuschlag gesetzt – für über 65-Jährige sogar beim halben Betrag –, doch sind die Mehrkosten schmerzlich. Zum Vergleich: Die Barmer GEK, größte gesetzliche Ersatzkasse, hat die Zusatzbeiträge um 0,2 Prozent angehoben. Bei einem Gehalt von 4000 Euro im Monat muss der Arbeitnehmer acht Euro monatlich mehr bezahlen.

Die rund neun Millionen Privatversicherten müssen sich wohl weiter auf steigende Kosten einstellen. Für manche kann das zum existenziellen Problem werden, weil die Beiträge sich nicht an den Einkommen der Versicherten orientieren, sondern an den steigenden Ausgaben der Versicherungen für Behandlungen und Arzneien. Deshalb würden viele Privatversicherte gern zurück in die gesetzliche Krankenversicherung.

Stiftung Warentest: Ausweichen ins Ausland eine Möglichkeit

In vielen Fällen ist das möglich, wenn auch nicht immer einfach. Denn der Gesetzgeber hat einige grundsätzliche Hürden zwischen der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung aufgebaut. So ist ein Wechsel für 55-Jährige und Ältere fast immer ausgeschlossen. So soll verhindert werden, dass sich junge Menschen preiswert privat absichern und bei im Alter steigenden Beiträgen wieder zurück in die günstigere gesetzliche Krankenkasse gehen.

Die Stiftung Warentest sieht in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift „Finanztest“ aber auch für die älteren Privatversicherten Wechselchancen. „Die meisten Älteren müssen umständliche Wege gehen“, heißt es. Einer führe über eine zeitweilige Krankenversicherung im europäischen Ausland. Dazu müsste der Versicherte allerdings auch den Wohnort wechseln.

Hohe Hürden für Selbstständige

Eine große Hürde betrifft die Selbstständigen, die nicht in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln dürfen. Dabei machen viele Kleinstunternehmer so wenig Gewinn, dass Beitragssteigerungen in ihrer privaten Versicherung schnell zu finanziellen Problemen führen. Der Stiftung Warentest zufolge hilft hier nur der Abschied von einer hauptberuflichen Selbstständigkeit. Die Lösung ist die Suche nach einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Vom Einkommen her muss sie über 450 Euro monatlich, aber unter der Jahreseinkommensgrenze von 56.250 Euro liegen. Nebenher kann dann noch ein eigenes Geschäft betrieben werden. Akzeptiert die Krankenkasse diese Zweiteilung des Berufslebens, kann der Versicherte auch wieder hauptberuflich selbstständig sein. In diesem Falle darf er sich freiwillig bei der gesetzlichen Krankenkasse weiter versichern.

Privat versichert sind neben den Beamten und Selbstständigen meist Arbeitnehmer mit hohem Einkommen. Derzeit liegt die Jahreseinkommensgrenze bei 56.250 Euro inklusive regelmäßig gezahlter Prämien, Weihnachts- oder Urlaubsgeld. Wer mehr verdient, kann sich aussuchen, ob er sich privat oder gesetzlich versichert. Wer privat versichert ist, kann nicht ohne Weiteres zur Krankenkasse zurück. Da hilft „Finanztest“ zufolge nur ein Umweg: Gutverdiener können sich mit ihrem Arbeitgeber auf ein Gehalt unterhalb der Einkommensgrenze einigen.

Auch ein Tarifwechsel kann Geld sparen

Die Differenz zum vereinbarten Gehalt könne als Wertguthaben oder Einzahlung in ein Arbeitszeitkonto verwendet werden. Wenn zu einem späteren Zeitpunkt dann wieder das volle Gehalt ausgezahlt wird, kann der Arbeitnehmer freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung bleiben. Wer nur knapp über der Jahreseinkommensgrenze liegt, kann alternativ ein Teil des Bruttoeinkommens in eine betriebliche Altersvorsorge umwandeln.

Wer nicht wechseln darf, kann nur über einen Tarifwechsel innerhalb seiner Versicherung sparen. Eine Beratung ist hier empfehlenswert, weil ein Laie durch die rund 700 Kriterien, aus denen sich die Tarife der privaten Krankenversicherung zusammensetzen, kaum durchblickt. Dabei geht es um Details wie das Einzelzimmer im Krankenhaus oder besondere Heil- und Hilfsmittel. Versicherte können abwägen, was wirklich notwendig ist und was nicht. Früheren Untersuchungen der Stiftung zufolge kann ein Versicherter auch ohne wesentliche Leistungseinbuße bis zu 1000 Euro im Jahr sparen. Zudem bieten die Versicherungen einen Standardtarif an, der etwa gleiche Leistungen wie die der gesetzlichen Kassen umfasst.

Abgespeckter Basistarif als letzte Lösung

Als letzter Ausweg in Notlagen bleibt der Wechsel in den Basistarif. Der kostet derzeit maximal 656,82 Euro pro Monat. Wer seit 2009 Mitglied einer privaten Krankenversicherung ist, darf diesen jederzeit in Anspruch nehmen. Dieser Tarif kommt aber vor allem für jene infrage, die wegen ihrer schlechten finanziellen Lage zum Sozialfall geworden sind. Sofern Versicherte laut Definition des Sozialgesetzbuches hilfebedürftig sind oder durch die Bezahlung der Krankenversicherungsprämie hilfebedürftig werden, verringert sich die Prämie um die Hälfte. Ist das immer noch zu teuer, beteiligt sich der Träger der Grundsicherung am verminderten Beitrag. Die Leistungen im Basistarif unterscheiden sich teilweise beträchtlich von denen einer privaten Vollkrankenversicherung.