Sortieren und Recyceln schonen Umwelt, Klima und das Portemonnaie - das ist viel einfacher als gedacht. Bei Mietern muss der Vermieter mitmachen.

Der Müll bringt Farbe in ihr Leben: In die blaue Tonne stopft Maike Honold das Papier. Alle Verpackungen, Kunststoffe und Metalle wandern in den gelben Sack, der Bioabfall kommt in die Biotonne, die in Schleswig-Holstein braun ist, die kleine schwarze ist für den Restmüll da. Der Chefsekretärin aus Elmshorn ist die konsequente Abfalltrennung in die verschiedenfarbigen Mülltonnen vor ihrem Haus nicht lästig, im Gegenteil. "Ich trenne Müll aus Überzeugung, wie alle hier in der Nachbarschaft", sagt die 42-Jährige.

Allerdings ärgert sie die "laxe Handhabung" der Mülltrennung bei ihrem Arbeitgeber, einer Agentur in Hamburg. Dort will Maike Honold seit einem Jahr eine blaue Papiertonne für das Bürogebäude durchsetzen, in dem sie arbeitet. "Das wäre bei dem Papierverbrauch sinnvoll, aber leider hat die Hausverwaltung noch nichts unternommen."

Reinhard Fiedler, Sprecher der Stadtreinigung Hamburg, kennt die Schwachstellen des Hamburger Müll-Managements genau und attestiert vielen Mietern eine "gewisse Sorglosigkeit", auch vielen Vermietern sei es nach wie vor zu aufwendig, vor den Häusern oder in den Müllboxen zusätzlichen Platz für die bunten Wertstofftonnen zu schaffen. Mit ihrer Haltung zum Hausmüll stehen die Hanseaten allerdings nicht schlechter da als die Bürger anderer Städte. Zwar gaben 94 Prozent der Bundesbürger - ob aus Wunschdenken oder schlechtem Gewissen - an, ihre Abfälle nach Wertstoffen zu trennen. In Wahrheit jedoch sortieren nur 56 Prozent ihren Müll nach Wertstoffen, wie eine Prüfung des Statistischen Bundesamtes ergab.

Dass vielen Haushaltsvorständen die finanziellen Vorteile der Mülltrennung entweder nicht bekannt oder sogar egal sind, sieht Fiedler als weiteren Grund für den mangelnden Enthusiasmus der Hamburger bei der Mülltrennung. Dabei zahlt sich die Trennung aus. Wer seinen Abfall in die bunten Wertstofftonnen sortiert und damit die graue Hausmülltonne entlastet, spart Geld. Denn er braucht dann eine kleinere graue Restmülltonne oder lässt diese seltener leeren und spart damit Gebühren. Sowohl die gelbe als auch die blaue Tonne können kostenlos befüllt werden, für eine 120 Liter große Biotonne wird lediglich eine Monatsgebühr von 1,96 Euro fällig. Eine gleich große graue Tonne kostet das Fünffache. "Mit konsequenter Mülltrennung können Mieter bis zu 50 Euro Müllgebühren pro Jahr sparen", sagt Fiedler. In einem ersten Schritt hilft die Abfallvermeidung, denn Mülltrennung fängt schon vor dem Kauf im Kopf an. Maike Honold macht es vor: Statt Gemüse auf Styroportablett oder eingeschweißt in Folien kauft sie jeden Sonnabend auf dem Wochenmarkt im Bastkorb ein. Wegwerf-Zahnbürsten kommen ihr nicht in die recycelfähige Papiertüte, stattdessen benutzt sie einen Wechselkopf, Brot transportiert sie im Stoffbeutel, und ihr Haarshampoo kauft sie als Großpackung.

Wer Müll aktiv vermeidet, lebt oft sogar gesünder. Das betrifft vor allem die Nutzung von Glasmehrwegverpackungen aus der Region: Sie sind frei von Chemikalien wie Bisphenol A (BPA), die sich in vielen Verbundstoff-Verpackungen, Dosen-Innenbeschichtungen oder Milchtüten befinden.

Der Griff zu Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen trägt rein theoretisch ebenfalls zum Schutz der Umwelt bei. Die Firma Natura Verpackungs GmbH zum Beispiel bettet Bio-Obst auf einer Schale aus Schaumstoff-Textur - bestehend aus Zuckerrohrstärke - und umhüllt es mit einer Folie aus Polymilchsäure (PLA) aus Mais und Kartoffeln. Dennoch gehören - anders als viele Hersteller behaupten - diese Verpackungen nicht in die Biotonne, sondern in die gelbe Wertstofftonne.

Bei Anschaffungen von Möbeln sollte die Wahl auf langlebige, hochwertig verarbeitete Produkte fallen. Bestes Beispiel ist die Initiative ÖkoControl. Deren Händler verkaufen bevorzugt massive, handgearbeitete Naturholzmöbel aus heimischen, nachhaltig kultivierten Laubholzwäldern, die Jahrzehnte halten.

Neben Abfallvermeidung trägt ein konsequentes Müll-Recycling zum Schutz von Umwelt und Klima bei. Hier ist eine Mülltrennung im Haushalt oder auf Hamburgs 13 Recyclinghöfen oberstes Gebot. Industriebetriebe kaufen die Wertstoffe und fertigen daraus neue Produkte. So entstehen aus PET-Getränkeflaschen Fleece-Pullover. Das Biogas und Kompostwerk Bützberg verwandelt Bioabfall in Bodendünger und erzeugt klimafreundliches Biogas, das ins Gasnetz eingespeist wird.