ISTANBUL/BERLIN. Bei einem brutalen Angriff auf einen Bibel-Verlag im osttürkischen Malatya sind drei Menschen getötet worden, darunter auch ein Deutscher. Nach Angaben des Provinzgouverneurs sprang ein weiterer Verlagsmitarbeiter aus dem Fenster, um sich zu retten. Die Angreifer hätten ihre Opfer an Händen und Füßen gefesselt und ihnen dann die Kehle durchgeschnitten. Zwei starben noch am Tatort, der dritte später im Krankenhaus. Der vierte Verlagsmitarbeiter erlitt beim Sprung aus dem Fenster lebensgefährliche Verletzungen. Die Polizei nahm vier Verdächtige fest.

Der Hintergrund der Tat ist nach Angaben des deutschen Botschafters Eckhart Cuntz noch völlig unklar. Gegen den christlichen Zirve-Verlag hatte es bereits Proteste gegeben. Die Mitarbeiter seien kürzlich bedroht worden, sagte Geschäftsführer Hamza Ozant. Malatya gilt als Hochburg der Nationalisten. Aus Malatya stammte auch Mehmet Ali Agca, der 1981 das Attentat auf Papst Johannes Paul II. verübte.

Politiker sowie die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland verurteilten die Tat. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sagte: "Ich verurteile diese furchtbare Tat auf das Schärfste." Sein tief empfundenes Mitgefühl gelte den Angehörigen. "Ich gehe fest davon aus, dass die türkischen Behörden alles unternehmen werden, um dieses Verbrechen restlos aufzuklären und die dafür Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen."

Der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber sagte, Anlass der Tat sei, dass der Verlag in der Osttürkei Bibeln verteile. Dies dürfe niemals Grund dafür sein, Menschen an Leib und Leben zu bedrohen. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der katholischen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick, sprach von einem "schrecklichen Verbrechen".

Dem Überfall waren mehrere Angriffe auf die christliche Minderheit in der Türkei vorangegangen. Im Februar 2006 wurde ein katholischer Priester in der Stadt Trabzon am Schwarzen Meer von einem Jugendlichen erschossen. Im türkischen Fernsehen hieß es, die Attentäter könnten aus Kreisen der militanten Islamisten stammen.