Die CDU-Politikerin will auch Lehrer aus dem arabischen Raum gewinnen. „Wichtig, dass die Qualität des Unterrichts gesichert bleibt.“

Berlin. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka hat dazu aufgerufen, ein Fernsehangebot speziell für Flüchtlinge zu schaffen. Solche Sendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen oder auch im Radio könnten einen Beitrag zur Integration leisten, sagte Wanka dem Hamburger Abendblatt. Sie könnten „demonstrieren, was in Deutschland normal ist, etwa die Gleichberechtigung von Frauen und Männern“. Das ersetze nicht den Integrationskurs, habe aber den Vorteil, dass man Tausende Flüchtlinge sofort erreiche.

Die Bildungsministerin sprach sich zugleich dafür aus, die erforderlichen zusätzlichen Lehrer auch auf unkonventionelle Weise zu gewinnen. So empfahl sie, Abschlüsse von Lehrern aus dem arabischen Raum anzuerkennen. „Gut integrierte Pädagogen aus diesem Kulturraum werden in Deutschland gerade dringend gebraucht.“ Außerdem hätten die Bundesländer die Möglichkeit, pensionierte Lehrer wieder einzustellen, und sie könnten auch Pädagogen einsetzen, die bisher nicht an Schulen arbeiteten. Darüber hinaus könnten die Länder die Zeiten für Lehramtsstudierende, die oft auf ihr Referendariat warteten, verkürzen.

Die Hälfte der Flüchtlinge unter 25 Jahre

Die Herausforderung bestehe vor allem darin, viele neue Lehrer zu finden, die auch gut seien, betonte Wanka. „Wichtig ist, dass die Qualität des Unterrichts gesichert bleibt.“ Die Hälfte der Flüchtlinge, die gerade kommen, sei jünger als 25. Ihr Bildungsstand sei ganz unterschiedlich. Unter den 20- bis 25-Jährigen habe ein Drittel keine oder nur geringe Schulbildung. Ein weiteres Drittel habe das Gymnasium oder sogar eine Hochschule besucht.

Ministerin will Pegida eine Bildungsoffensive entgegensetzen

Die Ministerin rief dazu auf, fremdenfeindlichen Pegida-Märschen mit einer Bildungsoffensive zu begegnen. „Bildung ist mit das Stärkste, was man gegen Fremdenhass einsetzen kann. Deswegen brauchen wir mehr politische Bildung“, sagte die CDU-Politikerin dieser Zeitung. „Wir müssen die Wertschätzung für Demokratie stärken. In den Schulen müssen die Vorzüge demokratischer Verhältnisse besser vermittelt werden.“ Dabei komme es auch auf die Haltung der Lehrer an.

Wanka richtete einen Appell an alle Lehrer, dafür zu werben, „dass sich Schulabgänger für den Bundesfreiwilligendienst melden oder Dienst in Erstaufnahmeeinrichtungen leisten“. Bei manchen Bildern von Pegida könne man nur Scham und Wut empfinden, sagte Wanka. „Frau Merkel in Nazi-Uniform – das ist ungeheuerlich!“ Gegen Volksverhetzung müsse ganz konsequent das Strafrecht eingesetzt werden. „Und es ist wichtig, dass die Bürger mit sehr viel Fremdenfreundlichkeit dagegenhalten und zeigen: Deutschland ist nicht so.“

Wanka verteidigt Merkel und Seehofer gegen Gabriel-Attacke

Die Vorwürfe des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel, Bundeskanzlerin Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer handelten in der Flüchtlingskrise verantwortungslos, wies die CDU-Politikerin zurück. „Sigmar Gabriel liegt falsch“, sagte Wanka. „Gerade die Bundeskanzlerin und der bayerische Ministerpräsident sind diejenigen, die sich am intensivsten um die Lösung der Flüchtlingsproblematik kümmern.“

Wanka rief CDU und CSU dazu auf, Merkels Flüchtlingspolitik zu unterstützen. „Die Kanzlerin hat in der Flüchtlingskrise den völlig richtigen Ansatz. Wir sollten uns alle darauf konzentrieren, es wirklich gut zu schaffen“, sagte die Ministerin. Das sei nicht einfach, es müssten viele mitziehen. „CDU und CSU brauchen gemeinsame Positionen.“

Kritik auch an der CSU

Wanka kritisierte die CSU für ihre Angriffe auf Merkel. Es gebe „höflichere Varianten, seinen Unmut zum Ausdruck zu bringen“. Sie verstehe zwar, dass man sich in Bayern besondere Sorgen mache. „Aber mit dem Asylpaket, das Horst Seehofer mit diskutiert und beschlossen hat, ist schon ein ganz wichtiger Schritt getan.“