Hamburg/Berlin/Stuttgart/Rostock. Ungarn schließt letzten Grenzdurchlass zu Serbien. 9200 Flüchtlinge in München eingetroffen. Ereignisse des Tages auf abendblatt.de.

Am Sonnabend wollen fast alle Hamburger Radiosender ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen und um 12 Uhr John Lennons „Imagine“ spielen. Unterdessen bereitet sich München erneut auf die Ankunft Zehntausender Flüchtlinge vor. DOSB-Präsident Alfons Hörmann glaubt, dass Hamburgs Olympia-Bewerbung von der Haltung Deutschlands in der Flüchtlingskrise profitieren kann. Vizekanzler pocht Sigmar Gabriel pocht indes auf eine europäische Lösung.

Abenblatt.de hält Sie im News-Ticker über die aktuellen Ereignisse in der Flüchtlingskrise auf dem Laufenden:

Rund 9200 Flüchtlinge am Sonnabend in München eingetroffen

19.55 Uhr: Rund 9200 Flüchtlinge sind bis zum Sonnabendabend in München eingetroffen. Ingesamt würden heute über 10.000 Menschen erwartet, sagte Regierungspräsident Christoph Hillenbrand. Die Aufnahmekapazitäten gingen zur Neige. Allein an diesem Wochenende wird nach Angaben von Außenminister Frank-Walter Steinmeier damit gerechnet, dass 40.000 Menschen in der Bundesrepublik ankommen.

Gauck: Flüchtlingshilfe wird in kollektive Erinnerung eingehen

15.53 Uhr: Nach Ansicht von Bundespräsident Joachim Gauck führt die aktuelle Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge zu einer „ernsthaften Hochstimmung“ in Deutschland. „Aus der Sorge heraus erleben wir uns als fähige Menschen, die eine große Herausforderung bewältigen“, sagte Gauck auf dem Bürgerfest im Park von Schloss Bellevue. „Das geht ein in unsere kollektive Erinnerung“, fügte er hinzu. Zum Vergleich verwies der Bundespräsident auf die Euphorie während Fußball-Weltmeisterschaft 2006, als sich alle Bürger, auch die ausländischer Herkunft, für die gleiche Sache begeistert hätten.

Der zweite Tag des Bürgerfestes im Schloss Bellevue stand unter dem Motto „Tag des offenen Schlosses“. Mit dem Bürgerfest würdigt der Bundespräsident alljährlich das Ehrenamt als wichtigen Teil der Zivilgesellschaft. Thematischer Schwerpunkt war in diesem Jahr die Hilfe für Flüchtlinge.

Kamerafrau entschuldigt sich für Tritte gegen Flüchtlingskinder

15.25 Uhr: Die ungarische Kamerafrau, die beim Filmen von Flüchtlingen Kinder getreten hatte, hat sich für den Vorfall entschuldigt. „Ich bitte die Betroffenen wegen des Vorgefallenen aufrichtig um Entschuldigung“, schrieb sie an die konservative Tageszeitung „Magyar Nemzet“, die den Brief am Sonnabend veröffentlichte. Ihr „ganzes bisheriges Leben“ sei „ruiniert“, fügte sie hinzu. Gegen sie ermittelt derzeit die Polizei wegen Störung der öffentlichen Ordnung.

Schon am Vortag hatte die Kamerafrau in einem ersten Brief an die Zeitung den Vorfall bedauert. Sie sei „keine herzlose, Kinder tretende Rassistin“, schrieb die 40-Jährige. Sie hatte ihr Verhalten mit Angst vor der Menge der Flüchtlinge an der ungarisch-serbischen Grenze bei Röszke erklärt. „Ich geriet in Panik, ... als ob ich nicht ich selbst gewesen wäre“, schrieb sie.

Der Fall hatte Anfang der Woche Empörung ausgelöst. Von anderen Journalisten gedrehte Videos zeigten, wie die Kamerafrau einem Flüchtling mit einem Kind im Arm ein Bein stellte, worauf dieser samt Kind zu Boden fiel. Außerdem war zu sehen, wie sie einem kleinen Mädchen gegen das Schienbein trat.

Hunderte Flüchtlinge aus Ungarn erreichen Dortmund und Düsseldorf

14.55 Uhr: Auch an diesem Wochenende muss Nordrhein-Westfalen Hunderte Flüchtlinge unterbringen. Allein am Freitag erreichten bis in die Nacht hinein mehr als 800 Menschen in Sonderzügen aus Ungarn den Dortmunder Hauptbahnhof, wie ein Sprecher des Innenministeriums am Sonnabend mitteilte. Sie seien mit Bussen in die Notunterkünfte und Erstaufnahmestellen im Land verteilt worden. Weitere Züge mit weiteren 900 Menschen sollten in Düsseldorf ankommen.

Insgesamt habe Nordrhein-Westfalen damit seit Montag rund 15.000 Flüchtlinge aufgenommen. „Diese Menschen unterzubringen, stellt uns vor eine riesige Herausforderung“, sagte der Sprecher. Bislang sei es aber in Zusammenarbeit mit Kommunen und Bezirksregierungen gelungen, den notwendigen Platz zur Verfügung zu stellen.

Merkel will engere Zusammenarbeit mit Russland

14.32 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dringt auf eine bessere Zusammenarbeit mit Russland bei der Bekämpfung von Fluchtgründen für Menschen aus Krisenregionen. „Wir müssen die Ursachen von Krieg (...) beseitigen“, sagte Merkel in Berlin bei einem Kongress ihrer CDU zum Thema Digitalisierung. Dazu sei die internationale Zusammenarbeit nötig - mit den USA, aber auch mit Russland. „Sonst wird es keine Lösung geben.“ Merkel forderte erneut, dass sich alle EU-Staaten an der Aufnahme von Flüchtlingen beteiligen. „Dies ist nicht nur eine Verantwortung Deutschlands, sondern aller Mitgliedstaaten der EU.“

Noch keine Entscheidung über weitere Drehkreuze für Flüchtlinge

14.25 Uhr: Die Entscheidung über weitere Drehkreuze für neu ankommende Flüchtlinge in Deutschland ist weiterhin offen. „Die Diskussion ist nicht abgeschlossen“, sagte ein Sprecher der Bundesinnenministeriums auf Anfrage. Zu potenziellen Standorten wollte er sich nicht äußern.

Bisher sind die meisten Asylbewerber auf dem Hauptbahnhof in München eingetroffen, was zu logistischen Problemen bei der Versorgung und Unterbringung geführt hat. Ein weiteres Drehkreuz wird nun in der Lüneburger Heide eingerichtet, wie das niedersächsische Innenministerium mitteilte. Asylbewerber sollen direkt per Bahn von Österreich nach Bad Fallingbostel gebracht werden und von dort auf die norddeutschen Länder verteilt werden.

Ungarn riegelt letzten Durchgang an serbischer Grenze ab

14.15 Uhr: Ungarn hat damit begonnen, den letzten Durchlass an der Grenze zu Serbien zu schließen. Er befindet sich an einem Bahngleis, das vom serbischen Horgos ins ungarische Röszke führt, wie die staatliche ungarische Nachrichtenagentur MTI berichtete. Diese 40 Meter breite Stelle an der Grenze war zuletzt als einzige noch nicht mit einem Zaun abgeriegelt. Deshalb wurde sie in den vergangenen Wochen von den meisten Flüchtlingen als Tor nach Ungarn genutzt.

Schon seit Mitte August verkehren auf dieser Bahnverbindung keine Züge mehr. Der Zaun an dieser Stelle solle ein zehn Meter breites Tor haben, durch das später wieder Züge hindurchfahren könnten. Mit den Bauarbeiten hätten jetzt Strafgefangene unter Aufsicht von Gefängniswärtern begonnen, berichtete MTI.

Ungarn versucht mit verstärktem Einsatz der Armee, die Fertigstellung des 175 Kilometer langen Zaun an der serbischen Grenze zu beschleunigen. Insgesamt 4300 Soldaten seien zu den Bauarbeiten abkommandiert worden und damit 500 mehr als am Vortag, erklärte Ungarns neuer Verteidigungsminister Istvan Smimicsko.

Erste Flüchtlinge in Lüneburger Heide angekommen

13.22 Uhr: Einen Tag früher als geplant sind am Sonnabend die ersten Flüchtlinge in die ehemalige Kaserne in Oerbke in der Lünebürger Heide eingezogen. Zwei Busse mit etwa 100 Flüchtlingen seien aus Braunschweig bereits angekommen, sagte Antje Heilmann von den Johannitern, die die Betreuung in der Kaserne übernommen haben. „Wir gehen davon aus, dass am Wochenende noch weitere Flüchtlinge kommen“, sagte Heilmann. Die Notunterkunft verfügt über eine Aufnahme-Kapazität von 1400 bis 1500 Menschen. In der Lüneburger Heide soll ein Drehkreuz für die Verteilung von Flüchtlingen in Norddeutschland entstehen. Vertreter von Bund und Länder wollten sich am Nachmittag in Bad Fallingbostel zu weiteren Gesprächen treffen.

Zug in Brand gesetzt - Staatsschutz prüft fremdenfeindliches Motiv

13.04 Uhr: Unbekannte haben am Sonnabend einen Waggon eines abgestellten Zuges im nordrhein-westfälischen Wiehl in Brand gesetzt und mit fremdenfeindlichen Parolen beschmiert. Es sei nicht auszuschließen, dass sich der Brandanschlag gegen die dort angedachte Unterbringung von Flüchtlingen richte, sagte ein Sprecher der Polizei. Die Gemeinde Wiehl überlege derzeit, in Waggons des Betreibers Rhein-Sieg-Bahn eine Notunterkunft für Flüchtlinge einzurichten.

Der Schwelbrand sei nach ersten Erkenntnissen vermutlich im Innern des leeren Abteils ausgebrochen. Dabei habe sich starker Rauch entwickelt. Nach den Löscharbeiten der Feuerwehr nahm die Polizei die Ermittlungen auf. Dabei fielen den Beamten die fremdenfeindlichen Schmierereien an der Außenwand des Zuges ins Auge. Der Staatsschutz wurde eingeschaltet.

Österreich bereitet sich auf geänderte Flüchtlingsrouten vor

12.57 Uhr: Österreich stellte sich auf neue Flüchtlingsrouten für den Fall ein, dass Ungarn seinen Kurs gegen Migranten weiter verschärft. „Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass Ungarn umgangen wird“, sagte der Sprecher des Wiener Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, am Sonnabend der österreichischen Nachrichtenagentur APA.

Migranten könnten künftig verstärkt über Slowenien nach Österreich kommen. Bislang versuchen die meisten Flüchtlinge auf der Balkanroute über Ungarn nach Westeuropa zu gelangen. Der Großteil der Migranten kommt über die burgenländische Grenze nach Österreich und fährt über Wien oder Salzburg nach Deutschland weiter.

„Die Menschen wollen und werden weiter in Richtung Zentraleuropakommen“, sagte Grundböck. Das Innenministerium habe gemeinsam mit Hilfsorganisationen Szenarien erstellt, wie vorzugehen sei, wenn sich die Hauptrouten auf den Süden Österreichs, auf die Steiermark und Kärnten, verlagerten. Bei der Weiterleitung der Flüchtlinge sollen dann auch Fahrzeuge des Bundesheeres zum Einsatz kommen.

Regierung: Keine Zwangsvermietung zur Flüchtlingsunterbringung

11.43 Uhr: Die Bundesregierung hat Spekulationen über eine Zwangsvermietung leerstehender Häuser zur Unterbringung von Flüchtlingen zurückgewiesen. „Der Bund plant keine Zwangsvermietung leerstehender Immobilien. Eine solche Maßnahme findet sich auch nicht im Beschluss des Koalitionsausschuss vom vergangenen Sonntag“, erklärte eine Regierungssprecherin am Sonnabend in Berlin.

Sie reagierte damit auf einen Bericht des ARD-Hauptstadtstudios, wonach eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe die Einführung eines Beschleunigungsgesetzes prüfe, das angesichts zeitlich befristet auch solche Schritte vorsehe. Die Überlegungen zielten vor allem auf Gewerbeimmobilien ab, aber auch auf Einfamilienhäuser, hieß es in dem Bericht.

Flüchtlingsboote in Ägäis gekentert - Fünf Vermisste

11.19 Uhr: Nach dem Kentern von zwei Flüchtlingsbooten werden seit Samstagmorgen fünf Migranten in der Ägäis vermisst. Dies berichtete das griechische Staatsradio unter Berufung auf die Küstenwache. Ein Boot sei nördlich der Insel Samos gekentert. Die Küstenwache habe 24 Migranten retten können. Diese berichteten von vier vermissten Minderjährigen. Das zweite Boot kenterte vor Lesbos. Dort konnte die Küstenwache 32 Menschen aus den Fluten retten. Ein 20 Jahre alter Flüchtling wurde vermisst.

Tausende Flüchtlinge versuchen täglich von der türkischen Ägäisküste auf eine der griechischen Ostägäis-Inseln zu gelangen. Fast alle wollen weiter nach Westeuropa fahren. Am Samstagmorgen brachte eine Fähre knapp 2500 Migranten aus Lesbos nach Piräus, wie die Küstenwache mitteilte.

Gabriel kritisiert Orban scharf

11.12 Uhr: Vizekanzler Sigmar Gabriel hat den Kurs von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban in der Flüchtlingskrise scharf kritisiert. „Er ist an europäisches Recht gehalten und muss politischen Häftlingen Schutz bieten“, sagte der SPD-Vorsitzende am Samstag in Hildesheim. „Er kann nicht einfach die Flüchtlinge in so schlechten Verhältnissen lassen und sie zurückschieben.“ In der „Bild“-Zeitung hatte der rechtsnationale ungarische Regierungschef damit gedroht, Flüchtlinge abzuschieben. Sie sollten „dorthin, wo sie herkommen“.

Vucic rät zu weniger Taschengeld für Asylbewerber

11.07 Uhr: Der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic hat Deutschland mit scharfen Worten aufgerufen, Asylbewerbern aus seinem Land deutlich weniger Taschengeld zu zahlen. „Achtköpfige Familien erhalten in Deutschland an die 900 Euro Taschengeld, das entspricht fast dem Dreifachen des serbischen Durchschnittsgehaltes“, sagte Vucic dem „Spiegel". Dazu gebe es Essen umsonst und keinerlei Ausgaben.

„Diese Leute wollen weder hier bei uns noch in Deutschland arbeiten, dafür werden sie von euch mit viel Geld belohnt, irgendwann nach Serbien zurückgeschickt - und sechs Monate später probieren sie es wieder“, sagte Vucic. Es handle sich um „falsche Asylbewerber“. Der Regierungschef bekräftigte, dass sein Land bis 2020 der EU beitreten wolle. Die Zukunft Serbiens liege im Westen.

Österreich öffnet Grenzübergang nach Ungarn für Autos wieder

10.53 Uhr: Österreich hat die Sperre der Autobahn an einem Grenzübergang nach Ungarn am Samstagmorgen wieder aufgehoben. Am Vortag war die Strecke im Bereich von Nickelsdorf im Burgenland für Autos wegen des großen Flüchtlingsandrangs aus Ungarn für den Verkehr geschlossen worden, wie der Autobahnbetreiber Asfinag mitteilte. Seit Mitternacht sind laut Polizeiangaben etwa 460 Flüchtlinge in Nickelsdorf angekommen. Der Großteil der Menschen fährt nach einer Erstversorgung über Salzburg direkt nach Deutschland weiter.

Der Bahnverkehr zwischen Österreich und Ungarn soll am Wochenende ausgesetzt bleiben. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) hatten den grenzüberschreiten Zugverkehr am Donnerstag gestoppt.

Özoguz stellt Prognose von 40.000 Flüchtlingen infrage

10.37 Uhr: Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz, hat sich zurückhaltend zur Prognose von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) geäußert, wonach an diesem Wochenende 40.000 Flüchtlinge in Deutschland erwartet werden. Noch sei nicht klar, dass sich diese Zahl bewahrheite, sagte die SPD-Politikerin am Samstag im rbb-Inforadio. Fraglos seien aber viele Menschen unterwegs: „Es ist schon atemberaubend, das Tempo, in dem jetzt aus der Region (um Syrien) geflüchtet wird.“

Auch das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) wollte sich nicht zu den jüngsten Prognosen äußern. „Die Zahlen ändern sich stündlich, wir sind daher sehr vorsichtig mit Schätzungen“, erklärte eine österreichische UNHCR-Sprecherin am Freitagabend auf Anfrage in Wien. „In den letzten Tagen konnten mit Fähren über 20.000 Menschen die griechischen Inseln verlassen, und es ist davon auszugehen, dass die Flüchtlinge in den nächsten Tagen über den Westbalkan reisen werden, zusätzlich zu jenen, die bereits unterwegs sind.“

Gabriel pocht auf europäische Lösung in Flüchtlingskrise

10.34 Uhr: Angesichts des massiven Flüchtlingszustroms nach Deutschland hat SPD-Chef Sigmar Gabriel auf eine schnelle europäische Lösung gepocht. „Deutschland sieht sich in einer Situation, wo wir an Grenzen stoßen“, sagte Gabriel am Samstag in Hildesheim. „Die Geschwindigkeit ist fast noch problematischer als die Zahl“, sagte Gabriel angesichts von 40 000 allein an diesem Wochenende erwarteten Flüchtlingen in Deutschland. „Das Wichtigste ist, den Nachbarregionen zu helfen und mit der Türkei zu sprechen, wie man den Zuzug verlangsamt.“ Eine Beendigung des Krieges in Syrien sei nur mit einer Einbindung Russlands möglich, betonte der Vizekanzler.

Sido wünscht sich mehr Mitgefühl für Flüchtlinge

10.10 Uhr: Der Berliner Rapper Sido wünscht sich mehr Solidarität für Flüchtlinge. „Mitgefühl finde ich wichtiger denn je. Es ist das, was bei der Flüchtlingsproblematik helfen würde“, sagte der 34-Jährige der „Neuen Westfälischen“. „Man kann mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass irgendwelche Rechten ein Haus abbrennen würden, wenn sie sich bewusst wären, dass dort Menschen leben, die vor Krieg geflüchtet sind, die Angst hatten zu verhungern oder, dass ihre Familie stirbt“, sagte der Musiker weiter.

Angesichts rechter Gewalt seien die Menschen, die Flüchtlinge willkommen hießen, noch viel zu leise: „Was fehlt, sind die vielen Stimmen, die sagen: "Refugees welcome!" Diese Stimmen müssen viel lauter werden.“

Kanzler Faymann vergleicht Orbans Flüchtlingspolitik mit Holocaust

9.51 Uhr: Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann hat das Vorgehen des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán in der Flüchtlingskrise mit der NS-Rassenpolitik verglichen. „Menschenrechte nach Religionen zu unterteilen ist unerträglich“, sagte der Sozialdemokrat dem Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. „Flüchtlinge in Züge zu stecken in dem Glauben, sie würden ganz woandershin fahren, weckt Erinnerungen an die dunkelste Zeit unseres Kontinents.“

Pöttering erwartet Solidarität von Polen und anderen Europäern

9.30 Uhr: Der frühere Präsident des Europaparlaments, Hans-Gert Pöttering (CDU), hat Polen und die anderen EU-Länder zur Solidarität in der Flüchtlingskrise aufgerufen. „Polen hat so viel Unterstützung von der Europäischen Union und auch von Deutschland bekommen“, sagte Pöttering der Deutschen Presse-Agentur. „Ich erwarte jetzt von unseren polnischen Freunden die gleiche Solidarität, wenn es um die Flüchtlinge geht.“

Große Probleme wie der Flüchtlingszuzug gingen alle Partner in der EU an - „und damit auch die Polen und die Balten“, sagte Pöttering, der am 15. September seinen 70. Geburtstag begeht. „Wenn wir das Prinzip der Solidarität aufgeben, dann steht jedes Land am Ende für sich allein.“

München erwartet erneut Zehntausende Flüchtlinge

9.11 Uhr: München bereitet sich auf die Ankunft weiterer Zehntausender Flüchtlinge vor. Am Samstag kamen bis um 6 Uhr morgens etwa 1600 Menschen in der Landeshauptstadt an, wie die Polizei mitteilte. Am Freitag zählte die Bundespolizei rund 5800 Flüchtlinge. Die Bundesregierung rechnet an diesem Wochenende mit der Ankunft von bis zu 40.000 Flüchtlingen in Deutschland. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) forderte die anderen Bundesländer dringend zu Unterstützung auf. Seit dem vergangenen Wochenende haben 40.000 Menschen München erreicht.

Hörmann: Hamburg profitiert von Deutschlands Flüchtlingshilfe

8.43 Uhr: Hamburgs Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024 kann nach Ansicht von DOSB-Präsident Alfons Hörmann von Deutschlands Haltung in der Flüchtlingskrise profitieren. „Ich bin fest überzeugt, dass das Signal eines weltoffenen Deutschlands positiv wahrgenommen wird“, erklärt der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes im Interview mit der Bild-Zeitung.

Bei der Vergabe-Entscheidung im Sommer 2017 würden neben harten Fakten auch „weiche Faktoren“ eine Rolle spielen, sagte Hörmann weiter: „Und dazu gehört auch: Ich welchem Umfeld, in welcher Stimmungslage finden die Spiele statt?“

60 Migranten erreichen österreichisches Nickelsdorf

8.37 Uhr: Am österreichisch-ungarischen Grenzübergang Nickelsdorf sind seit Mitternacht etwa 60 Flüchtlinge eingetroffen. Dies meldete die österreichische Nachrichtenagentur APA am frühen Samstagmorgen unter Berufung auf die Polizei Burgenland. Weitere rund 400 Menschen wurden demnach in Kürze erwartet. Nickelsdorf liegt entlang der Balkanroute, die Flüchtlinge zuletzt tausendfach auf ihrem Weg nach Westeuropa genommen haben. Die meisten von ihnen reisten weiter nach Deutschland. Die Bundesregierung rechnet an diesem Wochenende mit bis zu 40 000 Neuankömmlingen.

Studentenwerk warnt vor Wohnungsnot durch Flüchtlinge

8.23 Uhr: Die steigende Zahl von Flüchtlingen wird nach Ansicht des Deutschen Studentenwerks die Wohnungsnot in Großstädten auf Dauer verschärfen. Zwar würden Asylbewerber zunächst nicht auf dem ersten Wohnungsmarkt mit Studenten konkurrieren, sagte Georg Schlanzke, Sprecher des Deutschen Studentenwerks. „Aber wenn sie eine Aufenthaltsberechtigung erhalten, kann es unter einkommensschwachen Gruppen zu einer Konkurrenzsituation kommen.“ Das Studentenwerk befürchtet deshalb einen schärferen Wettbewerb vor allem im preiswerten Wohnungsmarkt und fordert, mehr Wohnheimplätze zu schaffen

Belgien wirbt um Flüchtlinge in Bielefeld – 39 nehmen an

8.17 Uhr: Belgische Regierungsvertreter sollen in einer Bielefelder Flüchtlingsunterkunft dafür geworben haben, nach Belgien zu kommen. 39 Flüchtlinge seien anschließend mit dem Bus nach Belgien gefahren, sagte die Sprecherin der Stadt Bielefeld und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der „Neuen Westfälischen“.

Hintergrund sei eine Absprache zwischen der Bundesregierung und Belgien, sagte die Sprecherin weiter. Die Regierungsvertreter seien am Mittwoch oder Donnerstag in der Unterkunft „Oldentruper Hof“ gewesen, einer Landeseinrichtung. Von der Stadt sei aber niemand dabei gewesen. Die Kommune sei zuvor von der Bezirksregierung Arnsberg über den Besuch informiert worden. Diese Behörde koordiniert die Verteilung und Unterbringung aller Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen.

Ungarns Regierungschef verteidigt Kurs in der Flüchtlingskrise

8.09 Uhr: Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán hat seinen harten Kurs in der Flüchtlingskrise verteidigt. In der „Bild“-Zeitung (Samstag) drohte der rechtsnationale Politiker damit, Flüchtlinge abzuschieben. Sie sollten „dorthin, wo sie herkommen“. Diese Migranten kämen ja nicht aus dem Kriegsgebiet, sondern aus Lagern in Nachbarländern Syriens. „Dort waren sie in Sicherheit. Diese Menschen fliehen also nicht vor der Gefahr, sie sind bereits geflohen und mussten nicht mehr um ihr Leben fürchten“, sagte er dem Blatt. Die Menschen kämen nach Europa, weil sie ein besseres Leben wollten. Dies könne er verstehen, sagte Orbán. „Aber fest steht: Es gibt kein Grundrecht auf ein besseres Leben, nur ein Recht auf Sicherheit und Menschenwürde.“

Bündnis will in Friedland für Flüchtlinge demonstrieren

8.05 Uhr: Das Göttinger Bündnis gegen Rechts hat für Sonnabend zu einer Solidaritäts-Demonstration mit den Flüchtlingen im Grenzdurchgangslager Friedland aufgerufen. Die Veranstaltung steht unter dem Motto „Ihr seid willkommen – kein Platz für Nazis in Friedland“. Die Demonstration ist eine Reaktion auf eine von Rechtsextremen im Lager geplante Mahnwache, die vom Landkreis Göttingen am Freitag verboten wurde. Begründet wurde das Verbot mit einer drohenden Gefahr für die öffentliche Sicherheit in dem mit rund 4000 Flüchtlingen derzeit restlos überfüllten Lager. Die vom Landkreis genehmigte Solidaritäts-Demonstration wird in Friedland außerhalb des Lagers stattfinden.

Hunderte Flüchtlinge fahren auf Fähren von Rostock nach Schweden

8.01 Uhr: Mehr als 300 Flüchtlinge haben sich am Freitag mit Fähren vom Seehafen Rostock auf den Weg nach Schweden gemacht. „Die Männer, Frauen und Kinder wurden von vielen Helfern betreut“, sagte ein Sprecher der Wasserschutzpolizei am Sonnabendmorgen. Das Ziel der Menschen sei zunächst Trelleborg im Süden Schwedens. Etliche Flüchtlinge blieben im Terminal des Rostocker Hafens zurück. „Sie haben schon Tickets, warten aber noch auf Angehörige, die sie auf der Flucht aus den Augen verloren haben“, so der Sprecher. Die Polizei rechnet am Wochenende ebenfalls mit großem Andrang. Am Donnerstag hatten Hunderte Asylsuchende Rostock in Richtung Schweden verlassen.

+++ Freitag, 11. September: +++

Hamburger Radiosender spielen „Imagine“

21.43 Uhr: Am Sonnabend wollen fast alle Hamburger Radiosender ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit setzen und um 12 Uhr John Lennons „Imagine“ spielen. Zu den beteiligten Sendern gehören Radio Hamburg, Hamburg Zwei, NDR 90,3, NDR 2, N-JOY, Radio Energy, 917XFM und Alsterradio 106,8 sowie der Krankenhausfunk Barmbek und Radio Regentrude. Die Moderatoren wollen ein vorbereitetes Statement verlesen, auch um gegen die geplante Demonstration von Rechtsextremen und Hooligans zu protestieren.