Hamburg. Weltwirtschaftsinstitut hatte für Deutschland die weltweit geringste Geburtenrate ermittelt. Die Ergebnisse werden nun diskutiert.

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) hat eine kürzlich veröffentlichte Studie relativiert, derzufolge Deutschland die niedrigste Geburtenrate weltweit hat. Zugleich räumte sie aber Handlungsbedarf ein. Seit 30 Jahren sei die Geburtenrate in Deutschland relativ konstant bei 1,4 pro Frau, sagte Schwesig der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Mittwochsausgabe). Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, sagte hingegen, die Studie „müsste uns aufrütteln“. Stattdessen werde sie nur zur Kenntnis genommen.

Laut einer Anfang der Woche bekanntgewordenen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO und des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) hat Deutschland weltweit die niedrigste Geburtenrate. Dies könnte zum Standortproblem werden, so die Autoren. Danach wurden in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt 8,2 Kinder je 1.000 Einwohner geboren. Das liegt unter dem Niveau des bisherigen Schlusslichts Japan von 8,4 Kindern je 1.000 Einwohner.

Es handele sich dabei um die „rohe Geburtenziffer“, sagte die Ministerin. Aussagefähiger sei aber die „zusammengefasste Geburtenziffer“, die die Zahl der Geburten zur Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter ins Verhältnis setzt.

Schwesig räumt Handlungsbedarf ein

Dennoch gebe es Handlungsbedarf, räumte die Ministerin ein. Das einzige familienpolitische Instrument, das messbar zu mehr Geburten führe, sei die Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur. Deshalb müssten Kita-Plätze und Ganztagsschulen dringend ausgebaut werden. Daneben sprach sich Schwesig erneut für eine 32-Stunden-Arbeitswoche aus, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.

ZdK-Präsident Glück sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Mittwochsausgabe), das Grundproblem sei nicht die Familienförderung, sondern dass kein entsprechendes gesellschaftliches Klima für Kinder und Familien mit Nachwuchs bestehe. Dies lasse sich nur über eine umfassende Debatte ändern, erklärte der CSU-Politiker. (epd)