Bad Oeynhausen/Hamburg. Oxana Kaiser assistierte bei der Geburt ihres Kindes selbst. Damit wurde die Kaiserschnitt-Methode erstmals in Deutschland angewandt.

Bei einer Kaiserschnitt-Geburt in Nordrhein-Westfalen hat eine Mutter deutschlandweit zum ersten Mal selbst assistiert. Oxana Kaiser aus Minden holte ihren Sohn Eric Maximilian in der vergangenen Woche mit ihren eigenen Händen aus ihrem Bauch, wie die Mühlenkreiskliniken nun mitteilten. Der so genannte mütterlich assistierte Kaiserschnitt wurde den Kliniken zufolge zuvor in Australien erprobt und nun im Krankenhaus Bad Oeynhausen erstmals auch in Deutschland angewandt.

Viele Frauen, die ihr Kind per Kaiserschnitt zur Welt bringen, hätten ein Gefühl des Ausgeliefertseins, erklärt Hebamme Irina Wittemeier vom Krankenhaus Bad Oeynhausen. „Besonders stark ist dieses Gefühl bei Frauen, die unter Vollnarkose entbinden“. Sie würden nach dem Eingriff wach und hätten plötzlich ein Kind. „Den ganzen Vorgang, wie das Kind auf die Welt kommt, haben sie nicht miterlebt. Viele Frauen empfinden das als belastend“, so Wittemeier.

Genauso habe es auch Oxana Kaiser erlebt. Ihr erstes Kind hatte die Fünffach-Mutter per Kaiserschnitt entbunden. Ihre Kinder zwei bis vier waren auf natürlichem Weg zur Welt gekommen. „Nach der Geburt meiner ältesten Tochter hatte ich zunächst immer einen kleinen Zweifel, ob das wirklich mein Kind ist“, sagt sie. Deshalb habe sie sich schnell für die australische Kaiserschnitt-Methode entschieden, als ihr Arzt ihr das Verfahren vorschlug.

Angefühlt „wie eine normale Geburt“

Mutter, Vater und Kind sind wohlauf und das Behandlungsteam zufrieden: Eltern Alexander und Oxana Kaiser mit ihrem Sohn Eric Maximilian und das Klinik-Team (v.l.) Chefarzt Dr. Manfred Schmitt, Hebamme Irina Wittemeier und der Leitende Oberarzt Dr. Frank Jonas
Mutter, Vater und Kind sind wohlauf und das Behandlungsteam zufrieden: Eltern Alexander und Oxana Kaiser mit ihrem Sohn Eric Maximilian und das Klinik-Team (v.l.) Chefarzt Dr. Manfred Schmitt, Hebamme Irina Wittemeier und der Leitende Oberarzt Dr. Frank Jonas © Mühlenkreiskliniken | Mühlenkreiskliniken

„Für uns steht und stand die Sicherheit von Mutter und Kind an oberster Stelle“, sagt Manfred Schmitt, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Krankenhaus Bad Oeynhausen. Er habe die Methode im Vorfeld mit einem Team aus Geburtshelfern, Anästhesisten und Intesivmedizinern gründlich geprüft und geplant. Während des Eingriffs musste vor allem die Keimfreiheit der Hände der werdenden Mutter gewährleistet werden. „Für das Kind ist das kein Problem. Wir mussten aber sicherstellen, dass die Mutter sich nicht selber gefährdet“, sagt Schmitt. Ein Kaiserschnitt sei eine große Operationswunde, die vor möglichen Infektionserregern geschützt werden müsse.

Der Geburtsprozess selbst habe nur etwa eine halbe Stunde gedauert, bis der kleine Eric Maximilian auf der Welt war. Die Operation wurde zunächst wie üblich durchgeführt. Nur statt den Säugling komplett aus dem Bauchraum der Mutter zu heben, präparierte der Chefarzt das Kind frei und zog es ein Stück hervor. Dann wurde das OP-Tuch, das bis dahin die werdende Mutter vom OP-Geschehen abgeschirmt hatte, heruntergenommen. Jetzt konnte sie assistiert vom Chefarzt, ihre Hände um ihr Kind legen und es selber komplett auf die Welt holen. „Für mich hat sich das angefühlt wie eine normale Geburt“, sagt Fünffach-Mutter Kaiser.

(schrö)