Hamburg. Im ARD-Talk „Günther Jauch“ warb Wolfgang Tierse für Toleranz. Was folgte, waren heftige Drohungen gegen den Ex-Bundestagspräsidenten.

Auch der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat wegen seines Einsatzes für Toleranz Morddrohungen erhalten. Die Texte trafen bei dem SPD-Politiker nach einem Auftritt in der ARD-Talkshow „Günther Jauch“ zum Thema „Pegida“ im Januar ein, wie die in Halle erscheinende „Mitteldeutsche Zeitung“ (Dienstagsausgabe) berichtete. So habe ein Mann damals an Thierse geschrieben, er hoffe, dass die Bürger ihn nach einem Attentat wie in Paris „im Schnellverfahren aufhängen“. Die Zeitung konnte nach eigenen Angaben die entsprechenden E-Mails einsehen.

Er wünsche Thierse einen „langsamen und qualvollen Tod“, erklärte ein weiterer Autor. Ein anderer Mann schloss sein Schreiben mit den Worten: „Erst im Gulag, wenn den gutgläubigen nützlichen Idioten die Pistole ins Genick gedrückt wird, werden sie für einen kurzen Moment aufwachen.“ Die meisten Mails sind laut „Mitteldeutscher Zeitung“ namentlich unterzeichnet. Ein Urheber soll Ehrenvorsitzender der Republikaner in Lippstadt sein.

Drohungen auch gegen Ramelow

Thierse sagte der Zeitung, er finde das Ausmaß der Feindseligkeiten „erschreckend“. Dies gelte um so mehr, als er sich in der Fernsehsendung noch relativ maßvoll zu „Pegida“ geäußert habe. Erst am Montag war bekanntgeworden, dass sich nach Politikern in Nachbarländern auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) wegen seiner Flüchtlingspolitik Morddrohungen ausgesetzt sieht. (epd)