Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow: Elite hat noch Gespür für Zusammenhalt

Hamburg. Manche Millionäre in der Stadt seien „ein positives Beispiel“ in der aktuellen Debatte um soziale Gerechtigkeit in Deutschland, sagt Thüringens Ministerpräsident und Linken-Spitzenpolitiker Bodo Ramelow. „Hier sprechen sich manche Millionäre dafür aus, höhere Steuern zu zahlen. Das bewundere ich. Teile der Einkommenselite haben noch ein Gespür für sozialen Zusammenhalt“, hebt er im Interview mit dem Abendblatt hervor. Mehrere wohlhabende Hamburger Unternehmer hatten sich in der Vergangenheit für einen höheren Spitzensteuersatz ausgesprochen. Darunter der Versandhändler Michael Otto, der ehemalige Versicherungsunternehmer Jürgen Hunke und der Reeder Peter Krämer.

Ramelow kritisierte gleichzeitig die aus seiner Sicht wachsende Ungleichheit in Deutschland. „Hamburg spürt, was ganz Deutschland spürt: Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer stärker auseinander. Was hilft, ist eine Steuerpolitik, die eine Gesellschaft zusammenhält.“ Der Linkspolitiker fordert eine faire und einheitliche Steuerreform in Europa. Das Problem seien internationale Konzerne wie Amazon oder Starbucks, die in Deutschland „kaum Steuern“ zahlen würden, so Ramelow. Denn der Firmensitz liege im europäischen Ausland. „Darin liegt eine soziale Ungerechtigkeit.“