In Hamburg gibt es nach Angaben der Flüchtlingsbeauftragten der evangelischen Nordkirche, Dietlind Jochims, derzeit 51 Fälle von Kirchenasyl. Das ist etwa ein Viertel aller Kirchenasyle in Deutschland. Betroffen sind 70 Personen, darunter mehrere Familien mit insgesamt zwölf Kindern. „Es gibt in Hamburg eine engagierte zivilgesellschaftliche Begleitung von Flüchtlingen, und die Kirchengemeinden sind mittendrin“, sagt die Theologin, die im August die Nachfolge von Flüchtlingspastorin Fanny Dethloff antrat. Auch in Hamburg ist die Zahl in diesem Jahr deutlich gestiegen.

Besonders häufig suchen Menschen aus Afghanistan, dem Iran und Somalia Schutz im Kirchenasyl. Darunter sind viele sogenannte Dublin-Fälle. Das sind Flüchtlinge, die über ein anderes europäisches Land eingereist sind. Einige Kirchenasyle dauern bereits zwei Jahre, meistens sind die Verfahren aber kürzer.

Die Lampedusa-Flüchtlinge, die unter anderen in der St. Pauli Kirche Unterschlupf gefunden hatten, gehören allerdings nicht dazu. Den westafrikanischen Männern, die über Libyen und Italien nach Hamburg gekommen waren, hatte die Kirche humanitäre Hilfe gewährt – rechtlich handelt es sich nicht um Kirchenasyl.

Kritik an Kirchengemeinden, die Kirchenasyl gewähren, weist Jochims zurück. „Der Vorwurf, die Gemeinden würden nicht sorgsam mit den Entscheidungen umgehen, stimmt nicht.“ Oft seien besonders schutzbedürftige Menschen betroffen, etwa weil sie schon krank in Deutschland ankommen.