Berlin. Erfolg macht attraktiv, Misserfolg nicht. Als AfD-Chef Bernd Lucke am Montag zur Wahlnachlese lud, drängten sich Dutzende Journalisten im Saal. Als FDP-Chef Christian Lindner kurz danach zur Pressekonferenz bat, blieben die meisten Stühle leer. Der Bedeutungsverlust der FDP manifestiert sich am Tag nach der Europawahl auch im geringen öffentlichen Interesse an ihrem Leidensweg. War es das also mit dem politischen Liberalismus à la FDP?

Nach der Pleite bei der Europawahl präsentiert sich die FDP als eine Partei, die zwar derzeit nicht gewinnen kann, aber immerhin mit aufrechter Haltung zu verlieren vermag. „Es überwiegt die Enttäuschung“, resümiert Lindner. Die Parteiführung sei sich aber einig, dass es richtig war, im Wahlkampf nicht auf antieuropäische Ressentiments zu setzen. „Die FDP ist nicht eine Protestpartei oder eine Opportunistenpartei, aber eine Partei, die eine Haltung vertreten hat“, sagt Lindner.

Bundesweit gewann die FDP damit freilich nur 3,4 Prozent. Schlimm für die Liberalen: Sie haben keine richtige Hochburg mehr. Im liberalen Stammland Baden-Württemberg schnitt die FDP mit 4,1 Prozent noch am besten ab. In Lindners Heimatland Nordrhein-Westfalen kam sie auf 4,0 Prozent. Und in Sachsen, wo die FDP bei der Landtagswahl im Sommer ihre letzte Regierungsbeteiligung auf Landesebene verteidigen will, erreichte sie nur 2,6 Prozent. Die AfD kam hier mit 10,1 Prozent auf ihr bundesweit bestes Ergebnis.

Die FDP hat das Trauma ihrer misslungenen Regierungsbeteiligung auf Bundesebene noch nicht überwunden. Lindner berichtet, dass das Programm der FDP im Europawahlkampf auf Interesse gestoßen sei – dass viele Wähler ihn aber fragten, warum die Partei das alles nicht in ihrer Regierungszeit umgesetzt habe. „Tja, was antwortet man da?“, fragt Lindner etwas ratlos. „Das können Sie nur mit Beharrlichkeit abarbeiten. Das braucht Zeit.“ Die Liberalen scheinen darauf zu hoffen, dass ihre Regierungszeit langsam in Vergessenheit gerät. Anlass für eine Kurskorrektur sieht Lindner nicht.