Landwirtschaftsminister Schmidt zeigt sich erfreut über den neuen Schadensbericht: „Der Wald ist im Kern gesund.“ Grüne skeptisch

Berlin. Seit drei Wochen sitzt Christian Schmidt auf seinem Ministerposten im Landwirtschaftsressort, nun will der CSU-Politiker mit einer optimistischen Botschaft seinen Einstand geben. Schmidt präsentiert erste Ergebnisse des neuen Waldzustandsberichts – und gibt sich zufrieden: „Der Wald ist heute ein im Kern gesundes Ökosystem“, sagt er und fügt hinzu: „Für Entwarnung ist es aber zu früh.“

Nach der jährlichen Untersuchung sind 2013 insgesamt 77 Prozent der Waldflächen in Deutschland nicht oder nur gering beschädigt gewesen. „Wir stellen auf 38 Prozent der Waldfläche gar keine Schäden mehr fest – vor zehn Jahren konnte man das nur von 28 Prozent sagen“, berichtet Schmidt. Weitere 39 Prozent der Bäume seien leicht beeinträchtigt, und der Anteil mit erkennbar lichten Baumkronen sei auf 23 Prozent gesunken. „Die stärksten Schäden weisen nach wie vor die Eichen auf, aber ihr Zustand hat sich im vergangenen Jahr am deutlichsten verbessert“, sagt Schmidt. „Auch Buchen und Fichten geht es erheblich besser.“

Schmidt kündigt weitere Anstrengungen an: „Wir müssen dranbleiben – und genau beobachten, wie sich die Klimaveränderung auf den Wald auswirkt.“ Dies sei die Herausforderung der Zukunft. Insgesamt erhole sich der Wald aber immer weiter. „Das ist eine bemerkenswerte Entwicklung, wenn man sich erinnert, dass Waldsterben in den 80er-Jahren das Stichwort schlechthin war.“

Die Grünen reagieren allerdings mit Skepsis auf Schmidts Optimismus. „Für eine Entwarnung ist es in der Tat zu früh“, sagt Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. „Denn die Langzeitschäden des früher sorgloseren Umgangs mit Luft und Wasser sind noch längst nicht beseitigt.“ Nicht umsonst werde in vielen Wäldern der Boden weiterhin mit Kalk angereichert, um ihn weiter zu entsäuern. „Diese Anstrengungen müssen weitergehen, auch das belegen die Waldschadensberichte von Bund und Ländern“, verlangt Hofreiter. Der Fraktionschef führt die Erholung des Waldes auch darauf zurück, dass die von den Grünen mitbegründete Umweltbewegung bereits vor Jahrzehnten mit Nachdruck Alarm geschlagen hatte: „Viele Maßnahmen für saubere Luf und gesunden Boden haben offensichtlich gegriffen – das ist ein wichtiger Erfolg der Umweltbewegung.“

Der Zustand des Waldes wird nach den Baumkronen bewertet. Die Abweichung von einem voll belaubten oder benadelten Baum bezeichnen Fachleute als Kronenverlichtung. In einem Auszug aus dem Waldzustandsbericht werden Details über einzelne Baumarten genannt. Demnach weisen 24 Prozent der Fichten deutliche Kronenverlichtungen auf, was einer Verbesserung um drei Prozentpunkte im Vergleich zum Jahr 2012 entspricht. Bei der Kiefer sind unverändert elf Prozent deutlich geschädigt, bei der Buche ging dieser Anteil im vergangenen Jahr von 38 auf 35 Prozent zurück. Bei der Eiche verringerte sich der Anteil von 50 auf 42 Prozent. Diese vier Baumarten sind die häufigsten in den Wäldern hierzuLande, sie nehmen zusammen rund drei Viertel der gesamten Waldfläche in der Bundesrepublik ein.

Etwa ein Drittel der Fläche Deutschlands besteht aus Wald – 11,1 Millionen Hektar. Der Zustand der Wälder hängt neben Alter und Anfälligkeit einzelner Bäume auch davon ab, wie der Bestand früher und heute bewirtschaftet wird, wie stark welche Schädlinge auftreten, wie hoch die Luftverschmutzung ist und welche zusätzlichen Risiken der Klimawandel mit sich bringt.

Nicht nur in der Beurteilung der deutschen Wälder haben die Grünen Vorbehalte gegen Schmidt. Fraktionschef Hofreiter warnt den neuen Minister auch vor zu großer Nähe zur Agrarindustrie. „Wenn sich Landwirtschaftsminister Schmidt als Wirtschaftsminister des ländlichen Raumes bezeichnet, muss man hellhörig werden“, sagt Hofreiter. „Er sollte den Verdacht besser ausräumen, dass ihm Interessen der Agrar-Großindustrie näherliegen könnten als das Interesse der Menschen an gesunder Ernährung und sauberer Umwelt.“ Schmidt hatte angekündigt, den Tierschutz in der Landwirtschaft zu verbessern, dabei aber auch die wirtschaftlichen Belange der Tierhalter im Blick zu behalten. Er warf den Grünen vor, bei ihrem Kampf gegen die Massentierhaltung das Risiko weiter steigender Lebensmittelpreise außer Acht zu lassen.