Berlin. Die Affäre um den ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy stürzt die schwarz-rote Koalition in ihre erste große Krise. Nach dem Rücktritt von Bundesagrarminister Hans-Peter Friedrich (CSU), der als damaliger Innenminister SPD-Chef Sigmar Gabriel im Oktober über die Kinderpornografie-Ermittlungen gegen Edathy informiert hatte, bezichtigte CSU-Chef Horst Seehofer die SPD der „Geschwätzigkeit“. Er werde seinem Ärger in einem Gespräch mit den Parteichefs von CDU, CSU und SPD Luft machen, sagte er bei einem kleinen CSU-Parteitag in Bamberg: „Wir werden über die Art und Weise der Zusammenarbeit reden müssen.“ Am Dienstag tagt in Berlin der Koalitionsausschuss. Tags darauf berät der Innenausschuss des Bundestags über die Lage. Schon an diesem Montag will Seehofer Friedrichs Nachfolger benennen. Aussichtsreicher Kandidat ist der parlamentarische Staatssekretär im Wissenschaftsministerium, Stefan Müller (CSU).

Unter Druck geriet am Wochenende SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer legte ihm am Sonntagabend den Rücktritt nahe: „Neben dem juristischen Hin und Her gibt es eine klare politische Verantwortung. Die muss Oppermann übernehmen“. Der wies eigenes Fehlverhalten zurück: Er habe sich bei der Veröffentlichung von Informationen über die Edathy-Affäre „in jeder Hinsicht gesetzeskonform verhalten“.