Union und SPD wollen das Elterngeld flexibler gestalten. Mit dem ElterngeldPlus sollen teilzeiterwerbstätige Eltern die Familienhilfe doppelt so lange in halber Höhe ausgezahlt bekommen. Zudem soll es einen Partnerschaftsbonus geben, wenn beide Elternteile parallel 25 bis 30 Wochenstunden arbeiten. Das Betreuungsgeld für Eltern, die ihre unter dreijährigen Kinder nicht in eine öffentliche Einrichtung geben, bleibt. Von einer Streichung der Familienhilfe zugunsten des Kita-Ausbaus ist im Koalitionsvertrag nicht mehr die Rede. Die vor allem von der SPD lang geforderte Frauenquote kommt – allerdings in der deutlich abgeschwächten Form, wie sie die Union propagiert hat. Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen müssen von 2016 einen weiblichen Anteil von mindestens 30 Prozent aufweisen. Auch das von der SPD eingebrachte Adoptionsrecht für eingetragene Lebenspartnerschaften ist vom Tisch. Allerdings soll darauf hingewirkt werden, „bestehende Diskriminierungen von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität in allen gesellschaftlichen Bereichen“ zu beenden. Rechtliche Regelungen, die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften schlechter stellen, sollen beseitigt werden.

Familien fallen unten durch

Abendblatt-Experte Christian Unger sagt: Familien sind nicht die Gewinner dieser Verhandlungen. Sie fielen zwischen den Wohltaten von Mindestlohn bis Mütterrente durch das Sieb. Das ist bitter! Denn kaum etwas ist in Deutschland wichtiger als moderne Familienpolitik. Kostenlose Kita-Plätze? Fehlanzeige. Im Entwurf stand noch das Kapitel „Finanzielle Sicherheit für alle Familien“. Darin wurden Verbesserungen beim Kinderfreibetrag und beim Kindergeld angekündigt – ein Vorschlag der Union. Davon fehlt nun jede Spur. Die Union schwächelte.

In einem anderen Punkt blieb sie hart. Leider. Die Adoption des leiblichen Kindes des Partners ist Schwulen und Lesben bereits länger erlaubt, das gemeinsame Adoptieren eines Kindes aber nicht. Das soll aus Sicht der Union auch so bleiben. Dabei hatten sich die Koalitionäre vorgenommen, die „bestehende Diskriminierungen von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Identität in allen gesellschaftlichen Bereichen“ zu beenden. Doch was ist eine größere Ausgrenzung für zwei Menschen, als ihnen das Recht auf ein gemeinsames Kind zu verwehren? Entscheidend ist nicht das Geschlecht der Eltern – sondern die Verantwortung, die Menschen tragen für ihr Kind. Es kommt auf die Werte an, die Erwachsene weitergeben. Abends vorlesen, Zärtlichkeit schenken, bei Hausaufgaben helfen oder beim Liebeskummer zuhören – zwei Männer können das so gut wie zwei Frauen oder Frau und Mann. Was Menschen im Bett machen, geht die Politik nichts an.