Die Optionspflicht soll wegfallen. Das heißt, wer als Kind ausländischer Eltern in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, soll auf Dauer die doppelte Staatsbürgerschaft bekommen und sich nicht länger als junger Erwachsener für einen der beiden Pässe entscheiden müssen. Die SPD hat sich an dieser Stelle mit ihrer Forderung durchgesetzt. Die Union hatte sich lange gegen eine Abschaffung der Optionspflicht gewehrt. Für jene, die nicht in Deutschland geboren sind, sondern erst später zuwandern und sich einbürgern lassen, soll sich aber nichts ändern. Das heißt, eine generelle Zulassung der Mehrstaatigkeit – wie von der SPD gefordert – kommt nicht. Die Union hatte sich mit dem Thema Doppelpass sehr schwer getan und die generelle Zulassung doppelter Staatsbürgerschaften blockiert. Damit bleibt die rechtliche Lage für die später Zugewanderten je nach Herkunftsland uneinheitlich.

Seit 2000 gilt die Optionspflicht. Wer in Deutschland geboren ist und ausländische Eltern hat, bekommt demnach zwar die deutsche Staatsangehörigkeit, muss aber bis spätestens zum 23.Geburtstag zwischen dem deutschen Pass und dem seiner Eltern wählen. Bislang haben 176 junge Leute wegen der Optionspflicht die deutsche Staatsangehörigkeit verloren. Sie gehören zum Geburtsjahrgang 1990, für den die Regelung zum ersten Mal griff.

Nur die Hälfte des Weges

Abendblatt-Experte Christian Unger sagt: Jedes Jahr dürfen sich nun zwischen 3000 und 7000 junge Frauen und Männer freuen – überwiegend Menschen aus türkischen Familien. Die Jugendlichen, die hier geboren sind, müssen sich nicht mehr entscheiden zwischen zwei Staaten. Der Wegfall dieser Optionspflicht ist längst überfällig. Denn das Gesetz baute eine Mauer in den Köpfen der jungen Menschen auf: zwischen Deutschland, wo sie leben und arbeiten oder studieren, und dem Land ihrer Eltern, das die Jugendlichen oft noch ihre Heimat nennen. Und dennoch bleiben SPD und Union bei der Liberalisierung der Staatsbürger-Debatte auf halber Strecke stehen: CDU und CSU sperren sich gegen Mehrstaatigkeit für jeden Menschen in Deutschland. Mit dem Nein bedient die Union die konservative Klientel in der eigenen Partei und bei den Wählern. Mit Politik in einer globalen Welt, in der Menschen ein-, aus- und weiterwandern, Wurzeln in Familien aus verschiedenen Ländern haben, Arbeitsplätze international wechseln und mehrere Sprachen wie selbstverständlich lernen hat das nichts zu tun.