Familienzuzug in der Hansestadt läuft an. Kritik an Bedingungen. Bereits im August sind 31 syrische Flüchtlinge in Hamburg angekommen, die selbstständig eingereist waren.

Hamburg. Auch in Hamburg werden weitere Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien erwartet. Es sind Menschen, die vor den gewaltsamen Auseinandersetzungen in ihrem Land in Flüchtlingslager im Libanon geflohen sind und vorübergehend Zuflucht suchen. Die Hansestadt nimmt von dem Kontingent von 5000 Syrern, zu dem sich die Bundesrepublik verpflichtet hat, 128 auf. Die Verteilung auf die Bundesländer erfolgt auf Grundlage des sogenannten Königssteiner Schlüssels. Nach Angaben der Sozialbehörde waren die Flüchtlinge, die gestern nach Deutschland eingeflogen wurden, nicht für die Weiterreise nach Hamburg vorgesehen.

Bereits im August sind 31 syrische Flüchtlinge in Hamburg angekommen, die selbstständig eingereist waren. Für sie gilt ein befristetes Aufenthaltsrecht für zwei Jahre. Wie lange sie tatsächlich bleiben, ist wegen der ungewissen Lage im Nahen Osten jedoch unklar. In den nächsten Wochen werden weitere knapp 100 Menschen erwartet. „Wir erwarten mehrere kleinere Gruppen“, sagte Sprecherin der Sozialbehörde Nicole Serocka. Das Verfahren sieht vor, dass sie vom Zielflughafen abgeholt werden und in Wohnungen untergebracht werden. „Wir sind darauf vorbereitet“, so die Sprecherin. Nähere Angaben wollte sie mit Rücksicht auf die persönlichen Schicksale der Flüchtlinge nicht machen.

Darüber hinaus hat Hamburg – wie mehrere andere SPD-geführte Bundesländer – vor zwei Wochen den Weg für den Familienzuzug von Syrern frei gemacht. Voraussetzung ist, dass die Verwandten in Deutschland sich verpflichten, für den Aufenthalt der Flüchtlinge aufzukommen. Außerdem müssen die Einreisewilligen ein Visumsverfahren durchlaufen. Auch sie bekommen ein befristetes Aufenthaltsrecht.

„Das ist grundsätzlich eine gute Sache. Wir sind natürlich bereit, Verwandte aufzunehmen“, sagt Hanna Saliba. Für die Menschen in Syrien werde die Situation immer unerträglicher. „Die Angst ist allgegenwärtig“, sagt der Hamburger Gastronom mit syrischen Wurzeln, der zwei junge Frauen aus seiner Familie beherbergt. Allerdings hat er auch Kritik an den Bedingungen. Als er seine Schwester aus Syrien nach Hamburg in Sicherheit holen wollte, stimmte die Behörde dem zwar zu, lehnte aber den Zuzug ihrer beiden erwachsenen Kinder ab. Ohne sie wollte die Mutter aber nicht kommen. „Ich finde die Reglung unverständlich, schließlich fallen sie ja der Stadt nicht zur Last“, sagt Saliba.

Wie viele der 700 in Hamburg lebenden Syrer Angehörige nach Deutschland holen werden, sei schwer einzuschätzen, heißt es in der Innenbehörde. „Allen, die sich melden, wird der Aufenthalt ermöglicht“, sagte ein Sprecher. Parallel ist auch die Zahl syrischer Asylbewerber in Hamburg weiter gestiegen. Nach Angaben des Bundesamts für Migration waren es Ende August 179 Menschen aus dem Bürgerkriegsland.