Modellrechnungen zufolge kostet die kalte Progression ein Ehepaar mit zwei Kindern und einem Jahresbruttoeinkommen von 60.000 Euro zwischen 2011 und 2014 etwa 488 Euro.

Berlin. Die Lohnerhöhung ist durch - dennoch bleibt netto weniger in der Tasche, weil ein höherer Steuertarif und die Inflation den Gehaltszuwachs auffressen: Durch die sogenannte kalte Progression im Einkommenssteuertarif verlieren die Deutschen jedes Jahr mehr als drei Milliarden Euro. Dies geht nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" aus einer Antwort des Finanzministeriums auf eine Anfrage des Linken-Abgeordneten Axel Troost hervor. Darin weist das Ministerium darauf hin, dass auch der Sachverständigenrat in seinem Jahresgutachten 2011/2012 von "heimlichen Steuererhöhungen" in ähnlicher Höhe ausgehe.

Modellrechnungen zufolge kostet die kalte Progression ein Ehepaar mit zwei Kindern und einem Jahresbruttoeinkommen von 60.000 Euro zwischen 2011 und 2014 etwa 488 Euro. Bei einem Familieneinkommen in doppelter Höhe sind es 1329 Euro. Ein Alleinstehender mit 30.000 Euro Einkommen verliere durch diese heimliche Steuererhöhung im gleichen Zeitraum rund 207 Euro.

Die deutsche Wirtschaft appellierte an die Bundesregierung, die heimlichen Steuererhöhungen zügig zu stoppen. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, forderte in der "Bild", den Steuertarif künftig jährlich an die Inflation anzupassen. Er warnte CDU, SPD und Grüne zugleich vor Steuererhöhungen nach der Bundestagswahl im September.