Gerüchte gab es viele, nun herrscht Gewissheit: Die Ehe Wulff ist am Ende. Ein Jahr nach Rücktritt neuer Tiefschlag für Ex-Präsidenten.

Berlin. Christian und Bettina Wulff galten lange als das Glamourpaar der deutschen Politik, nun ist es aus: Ein knappes Jahr nach dem Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten bestätigte Wulffs Anwalt Gernot Lehr am Montag, dass der 53-Jährige und seine 39 Jahre alte Frau künftig separate Wege gehen werden. „Das Ehepaar Wulff hat sich am vergangenen Wochenende getrennt“, sagte eine Sprecherin des Anwalts. „Die Sorge für den gemeinsamen Sohn werden sie gemeinsam wahrnehmen.“ Es werde keine weiteren Erklärungen zu der Trennung geben, ließ Wulffs Anwalt mitteilen.

Die Eheleute Wulff sollen der „Bild“-Zeitung zufolge am Montagmorgen bei einem Rechtsanwalt in Hannover eine Trennungsvereinbarung unterzeichnet haben. Bettina Wulff werde mit ihren beiden Söhnen bis auf weiteres im gemeinsamen Haus in Großburgwedel bei Hannover wohnen bleiben. Spekulationen über die bevorstehende Trennung gab es schon seit Wochen.

Wulff sei bereits am vergangenen Wochenende in eine Mietwohnung nach Hannover umgezogen, heißt es in dem Bericht von „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann. Mit Rücksicht auf die Kinder sei die zunächst räumliche Trennung im gütlichen Einvernehmen gemeinsam vereinbart worden.

Überraschend an dieser Nachricht war eigentlich nur die seltsame zeitliche Parallele. Vor genau einem Jahr trieb die Affäre um den damaligen Noch-Bundespräsidenten Christian Wulff ihrem Höhepunkt zu. In den ersten Tagen des neuen Jahres 2012 versuchte er sich noch einmal zu rechtfertigen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, Vorwürfe wegen Hauskredits und kostenloser Urlaube zu entkräften. Vergeblich.

Gleich nach dem Rücktritt am 17. Februar fragten sich viele, wie lange wohl die Ehe mit Bettina Wulff noch halten würde. Nun steht die Antwort fest – auch wenn juristisch gesehen eine Trennung noch keine Scheidung ist. Die junge, attraktive, immer noch selbstbewusste Frau (39) und der blasse, nun auch aller Macht beraubte und gedemütigte Ex-Präsident (53), das schien nicht mehr zusammenzupassen.

Nicht einmal ein Jahr hat es gedauert, und Hinweise auf das bevorstehende Ende gab es viele. Die offensichtlichsten stammen von Bettina Wulff selbst. Im September kam ihr Buch „Jenseits des Protokolls“ auf den Markt, flankiert von einer Serie von Interviews. Seitdem wissen wir, dass das Paar wegen seiner Eheprobleme therapeutische Hilfe in Anspruch nahm. Unmissverständlich ging Bettina auf Distanz zu Christian Wulff. Er habe kaum erkannt, wie schlecht es ihr gegangen sei. „Jetzt geht es um mich und meine Söhne“, sagte sie damals. Um ihren Mann ging es ihr weniger.

2006 begann die gemeinsame Zeit von Bettina und Christian

Begonnen hatte alles 2006 auf einer Reise nach Südafrika. „Ja, in meinem Leben gibt es eine neue Frau“, berichtete der damalige niedersächsische Ministerpräsident der „Bild“. Seitdem versorgte das Paar den Boulevard regelmäßig mit ein bisschen Klatsch und Infos aus dem Familienleben. 2008 folgte die Scheidung von Wulffs erster Frau und die Hochzeit mit Bettina, geb. Körner. Dass der Weg des jungen Paares einmal ins Schloss Bellevue führen würde, konnte sich damals niemand vorstellen. Den steilen Absturz keine zwei Jahre später auch nicht. Schon fast vergessen ist inzwischen, dass Bettina Wulff als jüngste unter den deutschen Präsidenten-Gattinnen eine gute Figur machte. Sie wirkte modern – mit Tattoo auf dem Oberarm, im Mittelpunkt einer Patchwork-Familie, mit Spielecke im Schloss. Manche sahen in ihr gar die deutsche Antwort auf Frankreichs damalige First Lady Carla Bruni.

Nach quälenden Monaten der Affäre Wulff war es dann aber schneller als gedacht zu Ende mit dem glanzvollen Leben im Schloss. Es ging zurück in das Klinkerhaus nach Großburgwedel, dessen Finanzierung den Bundespräsidenten so in Bedrängnis gebracht hatte. Doch während Christian Wulff sichtbar litt an seinem erzwungenen Rücktritt und den weiter laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, war Bettina schnell wieder in der Offensive. Für den Prothesenhersteller Otto Bock reiste sie zu den Paralympics nach London, ging juristisch gegen Berichte über ihre angebliche Rotlicht-Vergangenheit vor, brachte ihr Buch auf den Markt. Auch Gerüchte über eine neue Beziehung machten die Runde.

Wulff dagegen stand erst im November in Deutschland wieder an ein Rednerpult. In Heidelberg sprach er zum Thema Integration. Davor gab es zwei Auftritte in Italien und in Südkorea, das Echo bescheiden. Eine Karriere als Redner und Vortragsreisender dürfte für ihn noch ganz lange kein Thema sein, zu sehr ist er in den Augen vieler beschädigt durch die Vorwürfe und die Umstände seines Rücktritts.

Das absehbare Ende der Ehe beschäftigt nun die Öffentlichkeit, obwohl oder gerade weil es ganz und gar eine Privatangelegenheit ist. Mit Politik hat all das nichts mehr zu tun. Aber Stoff für Bücher ist es bereits, einen Film soll es auch bald geben. Der Regisseur Dieter Wedel hält das allerdings für verfrüht. „Im Moment könnte ich nicht entscheiden, wer in dieser Geschichte der Sympathieträger ist und wer der Bösewicht“, sagt er.

Auch für die Gesellschaftsreporterin Sibylle Weischenberg ist die Trennung der Eheleute Wulff nicht aus heiterem Himmel gekommen. Wer die Biografie von Bettina Wulff gelesen habe, der dürfe nicht überrascht sein, sagte die Society-Expertin am Montag. „Denn immerhin war es ein langer, langer Abschiedsbrief. Es ging um nichts anderes als um die gesammelten Vorwürfe einer frustrierten Ehefrau.“ Daher sei die nun vollzogene Trennung „der einzig konsequente Schritt“, sagte Weischenberg.

Bettina Wulff gibt sich am Montag professionell

Bettina Wulff sitzt am Montag alleine in ihrem schwarzen Wagen. Professionell lächelt sie hinter dem Lenkrad in die Kameras, während sich das Garagentor langsam öffnet. Das Autofenster bleibt geschlossen – nach der Trennung von Ehemann Christian Wulff will sie keine Fragen beantworten. Der blonde Pferdeschwanz sitzt ordentlich wie gewohnt, einen grauen Schal trägt sie locker über dem hellbraunen Mantel. Das Auto verlässt die 39-Jährige erst, als sich das dunkle Tor wieder geschlossen hat. Traurig oder gar aufgelöst wirkt Bettina Wulff nicht an diesem grau-kalten Montagmittag in Großburgwedel.

„Ich habe den Eindruck, das ist alles sehr gut überlegt“, sagt eine junge Frau eine Straße weiter. Ihren Namen will sie lieber nicht nennen, man kennt sich im Ort, auch schon von früher. Überraschend kommt die Trennung für sie nicht. „Ich glaube, sie hat sich innerlich schon nach dem Rücktritt letztes Jahr getrennt. Das war alles zu viel.“ Zudem habe Christian Wulff sich ihrem Eindruck nach nicht wirklich wohlgefühlt in dem kleinen Ort bei Hannover. Leid tue es ihr aber trotzdem, betont die Großburgwedelerin. „Ich glaube schon, dass es eine große Liebe ist. Es kam einfach alles zum falschen Zeitpunkt. Er hätte fünf Jahre später Präsident werden sollen.“

Vor fast einem Jahr war Christian Wulff am Abend nach seinem Rücktritt in das Haus aus roten Ziegeln heimgekehrt, jetzt kommt Bettina alleine nach Hause. In der Garage lehnen die Fahrräder der Kinder an der Wand, vor dem Haus hängt ein Basketballkorb. Ordentlich stehen die Müllsäcke vor dem Zaun, werden abgeholt – ein Stück Normalität im Medienrummel.

Genervt eilt eine Nachbarin an den wartenden Journalisten vorbei. „Jetzt geht die Belagerung schon wieder los!“ Ein Mann möchte nicht, dass sein Haus auf den Fotos zu sehen ist. Auch andere Anwohner sind froh, dass es mit den Kameras vor dem Haus bald vorbei sein dürfte. „Das wird uns hier nicht fehlen“, betont einer.

Immer wieder lockten die Höhen und Tiefen der Wulff’schen Ehe die Medien nach Großburgwedel: Kreditaffäre, Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten, Rotlicht-Gerüchte, zuletzt Bettina Wulffs Buch „Jenseits des Protokolls“, in dem sie bereits von Problemen mit Christian berichtete. Nun also die Trennung. Die Bekannte vermutet, dass die 39-Jährige in Großburgwedel bleiben werde, schon wegen der Kinder. „Viele schimpfen hier ja auf sie. Ich habe den Eindruck, sie macht das alles ganz toll.“