In ihrem Buch „Jenseits des Protokolls“ schrieb die Ex-First-Lady von Versäumnissen in der Beziehung, die sich rächen würden. Vier Monate nach Veröffentlichung der Autobiografie ist das Ehe-Aus des früheren Bundespräsidentenpaars besiegelt.

Berlin. Bundespräsident Christian Wulff und seine Ehefrau Bettina haben sich getrennt. Das bestätigte Wulffs Rechtsanwalt Gernot Lehr am Montag. Möglicherweise ist die Ehe auch an den Belastungen der Affären um Kredite und Urlaubsreisen gescheitert, die am Ende zum Rücktritt Wulffs führten. In ihrer Autobiografie „Jenseits des Protokolls“ beschreibt Bettina Wulff ihre Ehe vor und nach dem Rücktritt am 17. Februar 2012 durchaus kritisch.

Eine Auswahl von Zitaten aus dem Buch:

„Es wäre eine Lüge zu sagen, dass das Aus- und Erfüllen des Amtes des Bundespräsidenten spurlos an unserem Beziehungsleben vorbeiging.“

„...doch bei allem, was ich tat, war ich stets die Frau des Bundespräsidenten. Ich hatte ein großes Stück Eigenständigkeit und Selbstbestimmung verloren.“

„Und dieses Wissen, als liebendes Paar wahrgenommen zu werden und auch wahrgenommen werden zu wollen und als Menschen, die gleichzeitig auch das Amt perfekt ausfüllen, das war schon eine besondere Belastung.“

„Ich merkte, dass Christian unter dem ganzen Druck und Stress, der zu dieser Zeit auf ihm lastete, gar nicht sah, wie sehr die Situation unser gesamtes Familienleben belastete.“

„Natürlich waren Christian und ich in Berlin ein Team. Aber deswegen wollte ich mich nicht selbstverständlich als untrennbares Doppelpack über einen Kamm scheren lassen.“

Der Rücktritt und danach

„Christians Rede (Anmerkung der Redaktion: seine Rücktrittsrede) dauerte knapp dreieinhalb Minuten. Es war ein seltsamer Moment für mich, den anderen, meinen Mann, sprechen und sich verabschieden zu hören, und selbst nur schweigend neben ihm zu stehen. Ich sollte alles mittragen, mit ertragen, alles mit erleiden, aber letztendlich, wo es nun zu Ende war, blieb mir nur die Besetzung als die stumme Statistin.“

„Nach Christians Rücktritt habe ich erst einmal einen, sagen wir, Kassensturz gemacht. Ich schaute in den Spiegel und war gelinde gesagt entsetzt.“

„Ich will mich endlich einmal um meinen eigenen Kern kümmern, um mich selbst, meine Träume und Wünsche. Auch Christian muss sich diesbezüglich umstellen, denn ich fordere jetzt mehr Zeit für mich ein...“

„Nach dem Rücktritt hatte ich irgendwann endlich auch die Zeit, mir darüber Gedanken zu machen, was zwischen uns beiden, zwischen Christian und mir, alles unausgesprochen wie selbstverständlich mitgelaufen ist. Dass ich mich zum Beispiel in bestimmten Situationen habe regelrecht hineinpressen und mir aufdiktieren lassen, wie man sich verhält, was man zu tun und zu lassen hat.“

„Mehr und mehr fragte ich mich, ob es das Richtige ist, vor lauter Pflichtbewusstsein seine eigenen Bedürfnisse komplett zu übergehen, und das jahrelang. Und wenn ich es jetzt im Nachhinein betrachte, rächt sich das auch in der Beziehung.“

„Ich werfe dies Christian auch manchmal vor, dass er mich ein großes Stück auch in diese Rolle hineingedrängt hat. Was er einsieht.“

„Früher auch schon zu Zeiten des Amtes als Ministerpräsidenten, war mein Mann ja häufig nur frühmorgens und spätabends anwesend und auch dann hat er zumeist am Schreibtisch gesessen. In Linus' Kopf hatte sich so ein Bild geformt von wegen 'Papa, zu Hause, Schreibtisch'“.

„Das erfolgreiche Vorgehen gegen die üblen Gerüchte und ihre Absender macht das Geschehene nicht mehr rückgängig und schon gar nicht besser. Der für mich und meine Familie eingetretene Schaden, ist nicht wieder gut zu machen.“