In einem der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen fühlt sich auch die Kanzlerin wohl: Statt Kritik erwartete Angela Merkel in Wien Applaus.

Wien. Ihr kurzer Staatsbesuch in Österreich muss Angela Merkel am Freitag wie ein überraschender Kuraufenthalt vorgekommen sein. Denn das erlebt sie in Berlin selten: Dutzende Schaulustige warten vor dem Hotel Sacher am Abend bei spätsommerlichen Temperaturen auf sie. Applaus brandet auf, als die Kanzlerin sich im hellen Hosenanzug zu Fuß mit ihrem Mann Joachim Sauer auf den Weg in die nur wenige Meter entfernte Staatsoper macht. Merkel lächelt entspannt, gibt Autogramme und wirkt von dem Jubel selbst ein wenig überrascht.

Einen Tag zuvor hatten in Spanien noch Anti-Merkel-Demonstranten mit Transparenten wie „Merkel go home“ auf sie gewartet. Die Protestierer hielten auch Fotos in die Höhe, auf denen die Kanzlerin mit Hakenkreuzen oder Hitler-Schnurrbart bemalt war.

„Wahnsinn, schaut sie sich wirklich die selbe Oper an wie ich“, freut sich nun in Wien ein norddeutscher Tourist. Er habe erst aus der Zeitung davon erfahren, dass er anscheinend den Musikgeschmack seiner Regierungschefin teilt. Ihre Euro-Krisenpolitik – „naja“ – ist dagegen seine Sache nicht: „Aber einmal mit Merkel in der Oper ist schon was Besonderes.“

+++ Merkel akzeptiert EZB-Aufkauf von Staatsanleihen +++

Bei ihrem ersten offiziellen Besuch der österreichischen Hauptstadt absolviert die Kanzlerin genau das, wozu jeder Reiseführer bei einem wenige Stunden dauernden Kurztrip rät: Die prächtige Hofburg mit Bundeskanzleramt, ein schickes Essen im Hotel Sacher und ein Besuch der berühmten Staatsoper. Bei Verdis „Don Carlo“ geht es zwar vor dem Hintergrund des spanisch-französischen Krieges auch um europäische Krisenpolitik. Die liegt aber schon weit in der Vergangenheit.

Auch nach den politischen Gesprächen demonstrierten der sozialdemokratische Wiener Bundeskanzler Werner Faymann und Merkel Harmonie. Meinungsverschiedenheiten – etwa bei der Bewertung der Entscheidung der Europäischen Zentralbank, künftig Staatsanleihen von Krisenstaaten kaufen zu wollen – wurden kaum gestreift. „Die Beziehungen sind so gut, dass ich lange nicht zu einem bilateralen Besuch in Österreich war“, sagte Merkel. Wobei ja auch der jährliche Besuch der Salzburger Festspiele ihre Zuneigung zu dem wunderschönen Land Österreich zeige.