Lauterbach könnte Geschichte schreiben: Sie wäre die wohl erste Kommune in Deutschland, die eine Pferdesteuer erhebt. Bürger protestieren.

Lauterbach/Dillenburg. Finanznot macht erfinderisch: Nach Niedersachsen wird jetzt auch in der Kommune Lauterbach im Vogelsbergkreis ist ein Streit um die Einführung einer Pferdesteuer entbrannt. Die hochverschuldete Kreisstadt erwägt, Pferdehalter mit etwa 200 Euro jährlich zur Kasse zu bitten. Dagegen protestierten am Rande einer Sitzung des Stadtparlaments am Donnerstag rund 250 Menschen vor dem Rathaus. Di Entscheidung wurde vertagt.

+++Maroder Haushalt - Pferdesteuer kommt auf Trab+++

+++Reiter und Züchter fürchten die Pferdesteuer+++

Laut der Deutschen Reiterlichen Vereinigung wäre Lauterbach die erste Kommune in Deutschland, die eine Pferdesteuer einführt. Viele Städte und Gemeinde haben den Schritt schon diskutiert, ihn aber verworfen – ein heißes Thema. Lauterbachs Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller (CDU) sagte am Freitag, noch sei nichts entschieden.

Die Steuer würde der Stadt jährlich rund 30 000 Euro bringen. Das Haushaltsdefizit der Kommune liegt bei 4,6 Millionen Euro. Der Schuldenberg ist 30 Millionen Euro hoch. „Als Haushaltsvorstand muss man sich Gedanken machen. Die Pferdesteuer ist eine Möglichkeit“, sagte Rathaus-Chef Vollmöller. Ein Beschluss könne im Oktober fallen. Die Stadt muss dringend sparen, um unter den hessischen Rettungsschirm für notleidende Kommunen zu dürfen.

Beim Pferdesportverband Hessen treffen die Lauterbacher Pläne auf Proteste: Das Reiten wäre der einzige Sport, der besteuert würde, kritisierte Geschäftsführer Robert Kuypers. Treffen würde die Steuer vor allem die Nachwuchsreiter. Zwei Drittel der Aktiven sei unter 21 Jahren. Es sei ein Irrglaube, dass viele Reiter wohlhabend seien.

Betroffen von der Steuer wären laut Verband nur Hobby-Reiter, keine gewerblichen Pferdehalter in Zucht oder Landwirtschaft. Erhoben werden sollen 204 Euro pro Jahr für das erste Pferd und 180 Euro für jedes weitere.

Der Pferdesportverband kritisiert, dass Interessenvertreter nicht gehört worden seien. Kuypers: „Wenn wir am Donnerstag nicht vor dem Rathaus demonstriert hätten, wäre die Steuer bestimmt beschlossen worden. Ich weiß nicht, ob 30 000 Euro der Stadt weiterhelfen.“