Zu früh gefreut: Ursula von der Leyen hatte falsche Prognosen vorgelegt. Bundesamt korrigiert Angaben der Ministerin. 375 000 Hochzeiten, 844 000 Todesfälle. Von der Leyen: Wir müssen besser werden.

Wiesbaden/Hamburg. Die optimistischen Prognosen zur Geburtenentwicklung in Deutschland haben sich nicht bestätigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, sank die Zahl der lebend geborenen Kinder im vergangenen Jahr nach vorläufigen Berechnungen auf rund 675 000. Nach endgültigen Erhebungen war die Geburtenzahl 2007 um 1,5 Prozent höher und lag bei 684 862.

Das Bundesamt verglich die vorläufigen Zahlen, wonach 2008 rund 8000 oder 1,1 Prozent weniger Geburten als noch im Jahr zuvor gezählt wurden. Noch Mitte Februar hatte Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf Grundlage der bis dahin vorliegenden Zahlen bis zu 690 000 Geburten in Deutschland für möglich gehalten und von einer Trendwende gesprochen.

Das Bundesamt begründete diese Fehleinschätzung mit niedrigeren Geburtenzahlen in den letzten Monaten des Jahres 2008.

Die vorläufige Geburtenzahl für 2008 liegt nach den neuesten Berechnungen nunmehr deutlich unter denen der Jahre 2005 und 2007, in denen jeweils um die 685 000 Neugeborene gezählt wurden. Ein Tiefststand wurde 2006 mit nicht einmal 673 000 Geburten registriert.

Die Zahl der Sterbefälle stieg im vergangenen Jahr um rund 20 000 auf 844 000. Damit wurden 2008 etwa 168 000 weniger Kinder geboren als Menschen starben. 2007 hatte diese Differenz nach endgültigen Ergebnissen nur rund 142 000 betragen.

2008 heirateten in Deutschland rund 375 000 Paare. Im Jahr zuvor waren laut der endgültigen Statistik fast 369 000 Eheschließungen registriert worden. Damit ist die Zahl der Hochzeiten vermutlich um etwa 1,6 Prozent gestiegen.

Angesichts des Geburtenrückgangs hat Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) eine entschlossene Umsetzung von Erleichterungen für junge Familien gefordert. "Hier müssen wir einfach noch besser werden. Den ungewöhnlichen Einbruch der Geburtenzahlen im letzten Quartal 2008 hat niemand vorausgesehen", sagte sie nun. Junge Familien bräuchten gezielte Hilfen wie das Elterngeld, verständnisvolle Arbeitgeber und eine gute Kinderbetreuung. "Erst alles zusammen macht Mut", sagte die Ministerin.