Anders als in Zeitungen berichtet, gehen die Regensburger davon aus, dass der Organhandel auf das Konto des ehemaligen Oberarztes geht.

Regensburg/Stuttgart. Entgegen anderslautender Berichte geht die Regensburger Staatsanwaltschaft im Organspende-Skandal wohl doch von einem Einzeltäter aus. „Es gibt keine Hinweise, dass es sich nicht um einen Einzeltäter handelt“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Wolfhard Meindl, am Freitag. Für die Regensburger ist weiter der ehemalige Oberarzt der dortigen Universitätsklinik ader Hauptverdächtige im Organspende-Skandal.

Die „Süddeutschen Zeitung“ hatte berichtet, dass nach dem Abschied des verdächtigten Oberarztes, der von 2003 bis 2008 in Regensburg arbeitete und dann nach Göttingen wechselte, die Zahl der Lebertransplantationen an seiner alten Wirkungsstätte noch einmal drastisch anstieg. Meindl sagte dazu, alleine wegen einer Erhöhung der Transplantationszahlen schrillten bei der Staatsanwaltschaft noch nicht die Alarmglocken. Eine solche Steigerung könne auch andere Gründe haben, wie etwa das Renommeé einer Klinik.

Der Oberarzt soll zwischen 2004 und 2006 an der Regensburger Klinik mindestens 23 Patientenakten von möglichen Organempfängern manipuliert haben, um ihnen zu einer Lebertransplantation zu verhelfen. Im Jahr 2008 wechselte er nach Göttingen, wo ähnliche Vorwürfe gegen ihn erhoben werden.

Das Blatt hatte berichtet, dass auch nach dem Abschied des Arztes, der von 2003 bis 2008 in Regensburg arbeitete, die Zahl der Lebertransplantationen am dortigen Universitätsklinikum noch einmal drastisch anstieg: Sie wuchs binnen Jahresfrist um mehr als 40 Prozent von 48 Transplantationen im Jahr 2008 auf 69 im Jahr 2009.

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„Eine solche Steigerung gilt als ungewöhnlich, zumal selbst die größten deutschen Transplantationszentren nur rund 100 Lebern pro Jahr transplantieren“, schreibt die Zeitung weiter. Noch dazu sei in Regensburg gerade erst die Zahl der Lebertransplantationen von 10 im Jahr 2003 auf knapp 50 gesteigert worden. Dies wird zum Teil auf die unlauteren Methoden des verdächtigen Oberarztes zurückgeführt, der auch für die Organ-Betrügereien an der Uniklinik Göttingen verantwortlich gemacht wird.

Am Donnerstag war der Regensburger Chef der Chirurgie beurlaubt worden, der als Vorgesetzter des beschuldigten Oberarztes möglicherweise seine Kontrollpflicht nicht ausreichend erfüllt hat.

Unter Führung des Sozialministeriums soll sich nach den Organspende-Skandalen in Göttingen und Regensburg ein runder Tisch mit der Lage im Südwesten beschäftigen. Die Runde solle klären, was aus den Fällen in Niedersachsen und Bayern gelernt werden könne. Mitte September werde es ein gemeinsames Treffen mit den Transplantationszentren geben, sagte eine Sprecherin in Stuttgart. Zugleich betonte sie: „Wir haben keinerlei Anzeichen, dass es ähnliche Fälle in Baden-Württemberg gibt.“

In Göttingen und Regenburg sollen Ärzte die Wartelisten manipuliert haben. Ähnliches solle im Südwesten verhindert werden, auch um die Spenderbereitschaft nicht noch weiter zu beeinflussen. Baden-Württemberg zählt seit Jahren zu den Bundesländern mit dem geringstem Bekenntnis zu Organspenden. „Wir appellieren an Göttingen und Regensburg, alles zu tun, um die Fälle aufzuklären und das Vertrauen der Bevölkerung herzustellen“, sagte die Sprecherin. „Es gibt überall auf der Welt und auch in Baden-Württemberg schwerstkranke Menschen, die auf ein Spenderorgan warten.“

(dapd, dpa, abendblatt.de)