Der entführte deutsche Frachter “MV Victoria“ wurde nach Angaben des Auswärtigen Amtes wieder freigelassen. Das Schiff befand sich seit Anfang Mai in den Händen von Piraten.

Berlin. Der vor Somalia von Piraten gekaperte deutsche Frachter "MV Victoria“ ist wieder frei. Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bestätigte, befindet sich das Schiff nicht mehr in der Hand von Piraten. Das Schiff der deutschen Reederei Intersee aus Haren an der Ems in Niedersachsen war Anfang Mai von den Seeräubern entführt worden. Deutsche Staatsangehörige waren nicht an Bord.

Einen Medienbericht, wonach der deutsche Frachter „Hansa Stavanger“ freigelassen worden sei, konnte das Ministerium dagegen nicht bestätigen. Die Ehefrau des Kapitäns dieses Schiffes, das seit mehr als 100 Tagen von somalischen Piraten festgehalten wird, will nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ die Hamburger Reederei Leonhardt & Blumberg wegen unterlassener Hilfeleistung anzeigen. „Es liegt in der Hand der Reederei, die Geiselnahme zu beenden“, sagte sie der Zeitschrift. Das Unternehmen feilsche extrem hart um das Lösegeld und bewege sich nicht mehr. Firmenchef Frank Leonhardt wollte sich laut „Spiegel“-Bericht zu den Verhandlungen nicht äußern.

Deutschlands Schiffseigner und Kapitäne streiten derweil um die richtige Taktik gegen somalische Piraten. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hatte dem Magazin zufolge der Bundesregierung vorgeschlagen, Soldaten auf besonders gefährdeten Schiffen mitfahren zu lassen. Das Verteidigungsministerium lehne die Idee ab. „Man kann so etwas nicht gutheißen“, sagte nun auch Kapitän Karlheinz Römer vom Verband Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere der Zeitschrift. Die Gefahr für die Mannschaften sei bei Gefechten zu groß.

Der Frachter „MV Victoria“ war 120 Seemeilen nördlich der somalischen Hafenstadt Boosaaso überfallen worden. Es war das siebte deutsche Schiff, das binnen Jahresfrist in die Gewalt der Seeräuber kam. An Bord befand sich eine elfköpfige, ausschließlich rumänische Besatzung. Das Schiff war auf dem Weg von Indien nach Saudi-Arabien und fährt unter der Flagge Antiguas. Es hat 10 000 Tonnen Reis geladen. Ob für die Freigabe Lösegeld geflossen ist, war zunächst nicht bekannt.