“Studiengebühren sind eine reale Hürde.“ Jeder dritte Student denkt an Aufgabe.

Hamburg. Die deutsche Wirtschaft beklagt immer lauter einen Mangel an gut ausgebildeten Akademikern - doch eine Trendwende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Geldsorgen lassen immer mehr Jugendliche vor einem Studium zurückschrecken. Mehr als zwei Drittel aller Abiturienten befürchten zu hohe finanzielle Belastungen während des Studiums. Und von den Studenten denken 32 Prozent in den ersten Semestern über einen Studienabbruch nach - in den allermeisten Fällen (75 Prozent), weil das Geld nicht reicht.

Das ist das Ergebnis einer Allensbach-Umfrage für das Reemtsma-Begabtenförderungswerk, die gestern in Hamburg vorgestellt wurde. Befragt wurden 4000 Abiturienten und Studenten aus allen Bundesländern.

Hintergrund der Studie ist ein besorgniserregender Trend: In den vergangenen Jahren ging die Studienneigung deutlich zurück. So verließen 2008 fast 20 Prozent mehr junge Menschen mit einem Hochschulreife-Zeugnis ihre Schule als 2003. Im gleichen Zeitraum stieg jedoch die Zahl der Studienanfänger lediglich um knapp 2,5 Prozent.

"Studiengebühren sind nicht nur ein Angstfaktor, sondern eine reale Hürde", sagt der Hamburger AStA-Vorsitzende Severin Pabsch. Zwar seien Finanzierungssorgen bei Studenten nichts Neues, aber durch das neue Bachelor- und Master-System sei es tatsächlich schwieriger geworden, neben dem Studium auch noch jobben zu können.

Allein in Hamburg brachen nach Angaben der Universität vom Wintersemester 2007 bis zum Sommersemester 2009 30 Prozent der Studienanfänger ihr begonnenes Studium ab. Ob sie ihre akademische Ausbildung aufgaben oder in ein anderes Fach oder an eine andere Universität wechselten, wurde nicht registriert.

Ein großes Manko sieht Pabsch in der Informationspolitik: "Vielen Schülern und Studenten ist nicht bekannt, welche Finanzierungsmöglichkeiten es für ein Studium gibt." Hamburgs Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) sagte dem Abendblatt: "Die Basisinformationen über Stipendienmöglichkeiten fehlen. Hier gibt es Nachholbedarf, sowohl aufseiten der Uni als auch von uns." Zu wünschen sei etwa eine zentrale Stelle für Stipendien.

Derzeit erhalten nur zwei Prozent der zwei Millionen Studenten in Deutschland ein Stipendium. "Von einem Stipendiensystem, das diesen Namen auch verdient, sind wir weit entfernt", sagt Prof. Rolf Dobischat, Präsident des Studentenwerks. Die wichtigsten finanziellen Säulen der Studenten seien immer noch die Eltern, das Jobben und BAföG.