Was haben die europäischen Politiker nicht alles versprochen, als ihnen der Schreck über die rekordverdächtige Nichtwählerschaft in Europa so richtig in die Glieder gefahren war. Sie wollten Demokratiedefizite der EU abbauen. Europa bürgernäher machen. Lange her.

Genau zwei Tage. Und schon beginnt nach Parteienproporz wieder die Hinterzimmer-Kungelei, ob EU-Kommissionspräsident Barroso eine zweite Amtszeit absolvieren darf.

Dabei galt der Mann, der von seiner Führungsgabe bisher kaum überzeugen konnte, schon vor fünf Jahren als farbloser Kompromisskandidat. Sollte er nominiert werden, dürfte dies viele EU-Bürger in ihrem Misstrauen gegenüber Brüssel eher bestärken. Vielversprechend klingt dagegen der Vorschlag von Innenminister Schäuble, die Bevölkerungen direkt über die Besetzung dieses europäischen Spitzenamtes entscheiden zu lassen. Das würde nicht nur die Position des Kommissionspräsidenten stärken. Europa bekäme mehr Demokratie - und dazu ein Gesicht.