Berlin. Die Aussagen von Spitzenpolitikern zur Euro-Krise und zur griechischen Schuldenmisere sorgen für Stirnrunzeln bei Wirtschaftswissenschaftlern. Nachdem Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) gesagt hatte, ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone habe "längst seinen Schrecken verloren", hatte die Opposition den Minister für sein "Gequatsche" scharf kritisiert. Jetzt legen Experten des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) und des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) nach. Sie bemängeln grundsätzlich einen fahrlässigen Umgang von Volksvertretern mit Einschätzungen zur Krise. "Die Halbwertzeiten von Aussagen von Politikern zur Euro-Krise sind immer kürzer geworden", sagte IfW-Vizepräsident Rolf Langhammer dem Abendblatt.

HWWI-Währungsexperte Henning Vöpel kritisierte Röslers Äußerungen zu Griechenland scharf: "Allein diese Aussage Röslers hatte die Märkte schon verunsichert und Auswirkungen auf andere Länder wie Spanien."

In Athen nahmen unterdessen die Kontrolleure der Troika aus Europäischer Kommission, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) Gespräche mit der griechischen Regierung auf. Sollten keine Fortschritte bei den griechischen Spar- und Wachstumsbemühungen festgestellt werden, droht das Aus für internationale Finanzhilfen und damit die Pleite des Landes.