Die Mehrzahl der Mitgliedsburschenschaften unterhält laut Bundesregierung keine Kontakte zu Rechtsextremisten.

Berlin. Rechtsextremisten unterhalten Kontakte zu einzelnen Burschenschaften, insgesamt sind die Studentenverbindungen aus Regierungssicht aber nicht rechtsextrem unterwandert. Das teilte die Bundesregierung am Montag in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion mit. Es gibt sogar "Burschenschafter gegen Neonazis“, ein Mitglied der Initiative ist Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU).

Nach dem Streit auf dem diesjährigen Burschentag über den Umgang mit rechtsextremem Gedankengut hatte die Linke von der Bundesregierung ausführliche Informationen erbeten. Nachdem der Burschentag 2011 bereits von der Forderung aus Teilen der Deutschen Burschenschaft nach einem Abstammungsnachweis für Mitglieder überschattet worden war, sorgte Anfang Juni beim Treffen auf der Wartburg in Eisenach die Wiederwahl von Norbert Weidner zum sogenannten Schriftleiter der Dachverbandszeitung "Burschenschaftliche Blätter“ für Zoff.

Weidner war in den vergangenen Wochen in die Kritik geraten, weil er den NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer als Landesverräter bezeichnet haben soll. Nun droht dem Dachverband mit seinen 115 Mitgliedsverbänden gar die Spaltung. In Eisenach beschlossen die versammelten Studentenverbindungen, ein außerordentliches Treffen einberufen.

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Die Bundesregierung sieht aktuell keinen Grund, die Einschätzung, der Dachverband sei eine „demokratische Studentenorganisation“ zu korrigieren. „Auch zum jetzigen Zeitpunkt liegen keine hinreichenden Anhaltspunkte dafür vor, dass der Dachverband der Deutschen Burschenschaft (DB) Bestrebungen verfolgt, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichtet sind“, heißt es in der Antwort. Nach Kenntnis der Regierung gibt es aber vereinzelte Kontakte rechtsextremistischer Personen oder Organisationen zu einzelnen Burschenschaften, selbst Doppelmitgliedschaften. Die überwiegende Mehrzahl der Mitgliedsburschenschaften unterhalte jedoch keine Kontakte zu Rechtsextremisten.

Fördergelder des Bundes gibt es für den Dachverband der Burschenschaften nicht, wie die Regierung betont. Von Regierungsseite gehört Bundesverkehrsminister Ramsauer den Burschenschaften an. Seit 1973 ist er Mitglieder der heutigen Münchner Burschenschaft Franco Bavaria. Ramsauer hat sich der Initiative „Burschenschafter gegen Neonazis“ angeschlossen.

Burschenschaften sind Studentenverbindungen. Ihre Geschichte ist eng mit der Geschichte der deutschen Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts verknüpft. Die Urburschenschaft ging aus dem Lützowschen Freikorps hervor, das sich in den Befreiungskriegen gegen Napoleon einen Namen gemacht hatte, und gründete sich am 12. Juni 1815 in Jena. Ein wesentlicher Bezugspunkt für die Traditionspflege der Burschenschaften ist das Wartburgfest 1817. Bei dem Treffen von Hunderten Studenten forderten die Burschenschafter damals nachdrücklich einen deutschen Nationalstaat.

(dapd/abendblatt.de)