Berlin. Bundespräsident Joachim Gauck verlangt von Bundeskanzlerin Angela Merkel Aufklärung in der Euro-Krise: "Sie hat nun die Verpflichtung, sehr detailliert zu beschreiben, was das bedeutet, auch fiskalisch bedeutet", sagte Gauck im ZDF-Sommerinterview, das gestern ausgestrahlt wurde. Dies sei nicht seine Aufgabe, "ich bin auch keine Ersatzregierung", sagte das Staatsoberhaupt. Der Bonner Politologe Gerd Langguth kritisierte diese Äußerungen. Auch der Bundespräsident habe alle Möglichkeiten des Erklärens, sagte Langguth dem Abendblatt.

CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe kommentierte die Äußerungen Gaucks zurückhaltend. "Mit der überwältigenden Mehrheit in unserer Bevölkerung teilen wir den hohen Respekt des Bundespräsidenten für die herausragende Leistung von Angela Merkel. Die Politik zur Stabilisierung unserer Währung immer wieder zu erklären ist unsere gemeinsame Verantwortung", sagte er dem Berliner "Tagesspiegel".

Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas Oppermann, unterstützte dagegen die mahnenden Worte des Bundespräsidenten. "Joachim Gauck hat recht." Es sei Aufgabe der Politik zu begründen, warum die Euro-Rettung notwendig ist. "Politik zu erklären gehört aber gerade nicht zu den Stärken der Kanzlerin", sagte Oppermann "Spiegel Online". Der Bundespräsident lege hier "den Finger in die Wunde".