Fresenius sammelt nur 84,3 Prozent der Rhön-Aktien ein. Fresenius-Chef Schneider will aber weiter Chancen für Übernahme ausloten.

Frankfurt. Die größte Übernahme am deutschen Krankenhausmarkt ist vorerst geplatzt. Der Kauf von Rhön-Klinikum durch den Konkurrenten Fresenius scheiterte, weil der Gesundheitskonzern mit seiner Übernahmeofferte lediglich 84,3 Prozent der Rhön-Aktien eingesammelte. Für ein Gelingen des Kaufs wären mehr als 90 Prozent nötig gewesen. Diese Hürde hat sich Fresenius-Chef Ulf Schneider gesetzt, weil diese Zustimmungsquote in der Rhön-Satzung für alle wichtigen Entscheidungen vorgesehen ist.

„Die große Mehrheit der Rhön-Klinikum-Aktionäre hat unser Angebot angenommen. Daher ist es bedauerlich, dass es blockiert wurde, ohne eine konstruktive Alternative aufzuzeigen“, sagte Fresenius-Chef Schneider. „Wir sind weiterhin von den großen Vorteilen eines Zusammenschlusses von Rhön-Klinikum und Helios überzeugt und werden unsere Handlungsmöglichkeiten in den kommenden Tagen eingehend prüfen.“ Ein Fresenius-Sprecher betonte, es sei weiter das Ziel, den Zusammenschluss zustande zu bringen. „Es gibt keine konkreten Pläne, aber wir prüfen verschiedene Möglichkeiten.“

Hamburger Klinik-Konzern Asklepios bietet für Rhön

Fresenius hatte die Übernahme von Rhön Ende April angekündigt und bis Mittwoch hatte alles darauf hingedeutet, dass der Konzern aus dem hessischen Bad Homburg damit Erfolg hat. Dann gab der Rivale Asklepios bekannt, mit gut fünf Prozent bei Rhön-Klinikum eingestiegen zu sein – und machte Fresenius damit einen Strich durch die Rechnung. Finanzkreisen zufolge hat das Hamburger Familienunternehmen seine Aktien nicht an Fresenius weiterverkauft. Ein Insider sagte, Asklepios habe seinen Anteil sogar auf rund sieben Prozent ausgebaut.

Ein Asklepios-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern, ob oder wie viele Aktien der Konzern an Fresenius verkauft hat. Er bekräftigte lediglich, Asklepios wolle sich weiter alle Gestaltungsmöglichkeiten bei Rhön-Klinikum offenhalten.

Asklepios-Eigner Bernard Broermann hat mit dem Aktienpaket ein Faustpfand, wenn es zu weiteren Gespräche über Zusammenschlüssen in der Branche kommen sollte, sagen Experten. „Mit dem Anteil von fünf Prozent hat Asklepios auf jeden Fall eine Sperrminorität für einen Squeeze-out bei Rhön“, erklärte LBBW-Analyst Timo Kürschner. Er hält es jedoch auch für möglich, dass Fresenius den Asklepios-Gründer Broermann in Verhandlungen zum Einlenken bewegen könnte. „Das müsste dann aber im Rahmen eines neuen Angebots geschehen.“

Auch andere Optionen werden in der Branche heiß diskutiert. Könnte Broermann Asklepios an Rhön verkaufen und sich anschließend an dem neuen Gebilde beteiligen? Verhandlungen darüber waren 2011 Finanzkreisen zufolge gescheitert, weil Broermann lediglich eine Kooperation eingehen wollte. Wegen der staatlichen Einsparungen im Gesundheitssystem und der immer schwierigeren Übernahme öffentlicher und kirchlicher Kliniken wird der Konsolidierungsdruck am Krankenhausmarkt laut Experten aber hoch bleiben. Rhön-Gründer Münch hat auf der Hauptversammlung Mitte des Monats bereits angekündigt, andersartige Zusammenschlüssen auszuloten, falls der Verkauf an Fresenius scheitert. Er möchte einen Konzern mit einem flächendeckenden Kliniknetz in Deutschland formen, der eine private Zusatz-Krankenversicherung anbieten kann.

Für Münch und auch für zahlreichen Hedgefonds ist das Platzen der Fresenius-Übernahme eine empfindliche Schlappe. Bekannte Investoren wie John Paulson, der mit seinen Wetten gegen US-Ramsch-Hypotheken Milliarden verdiente, waren in den vergangenen Wochen bei Rhön eingestiegen und wollten die Aktien mit einem kleinen Gewinn an Fresenius weiterreichen. Der Kurs-Einbruch seit Mitte der Woche dürfte ihnen deutliche Verluste eingebrockt haben. Viele von ihnen hoffen nun auf eine neue Offerte von Fresenius.

(reuters/abendblatt.de)