In seiner Weihnachtsbotschaft wendet sich der Papst gegen die Gewalt in der Welt und den menschlichen Hochmut. Die Kirche in Deutschland prangert auch ungezügelten Kommerz im Alltag an und nimmt die Werbebranche ins Gebet.

Rom/Freiburg/Düsseldorf. Papst Benedikt XVI. hat in seiner Weihnachtsbotschaft angesichts der Krisen und Kriege in der Welt zu Frieden und Solidarität mit den Leidenden aufgerufen. Vor Zehntausenden von Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom setzte sich das Oberhaupt der Katholiken am Weihnachtstag für den „Weg der Versöhnung, des Dialogs und der Zusammenarbeit“ ein. „Der Herr eile der Menschheit zu Hilfe, die durch so viele Konflikte verwundet ist, die noch heute die Erde mit Blut beflecken“, sagte Benedikt: „Wir machen uns zu dem Sprecher derer, die keine Stimme haben“. Der Sohn Marias sei für alle geboren, er sei der Retter aller, so machte der Papst den Menschen Hoffnung.

„Gemeinsam rufen wir göttliche Hilfe für die Bevölkerungen am Horn von Afrika an, die unter Hunger und Not leiden“, sagte Benedikt von der Loggia des Petersdomes aus. Die internationale Gemeinschaft solle den zahlreichen Flüchtlingen aus dieser unsicheren Region helfen, „die in ihrer Würde hart auf die Probe gestellt sind.“ Frieden und Stabilität seien dem Heiligen Land zu wünschen, ermutigte der Papst zur Wiederaufnahme des Dialogs zwischen Israelis und Palästinensern. Zudem verurteilte er die anhaltende Gewalt in Syrien, wo schon so viel Blut vergossen worden sei, und bat Gott um „volle Versöhnung und Stabilität im Irak und in Afghanistan“.

Benedikt erteilte den traditionellen Segen Urbi et Orbi (Der Stadt und dem Erdkreis) und verlas Weihnachtsgrüße in 65 Sprachen. Auf Deutsch sagte er: „Die Geburt Jesu Christi, des Erlösers der Menschen, erfülle Euer Leben mit tiefer Freude und reicher Gnade; sein Friede möge in Euren Herzen wohnen. Gesegnete und frohe Weihnachten!“. Die traditionelle Weihnachtsansprache wurde bei sonnig-kaltem Wetter von TV-Anstalten in über 60 Länder übertragen. Am Heiligen Abend hatte Benedikt mit tausenden Gläubigen die Christmette im Petersdom gefeiert.

Die Bischöfe der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland warnten in ihren Predigten vor einer zunehmenden Kommerzialisierung. Sie riefen zu Frieden auf und stellten das Leid der Flüchtlinge in den Mittelpunkt. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, wertete auch die Eurokrise als ein Zeichen für die Angewiesenheit auf Gott.

In seiner Weihnachtspredigt sagte der katholische Erzbischof von Freiburg am Sonntag: „Wo wir meinen, alles aus eigener Kraft leisten zu können, befinden wir uns auf dem falschen Weg. Nicht zuletzt die selbst gemachten Krisen wie die Eurokrise und Fukushima zeigen uns unsere Grenzen auf.“ Der Mensch könne daher nicht auf Gott verzichten.

Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider prangerte in seiner Weihnachtspredigt Unrechtsregime und rechtsradikale Gewalt an. Die Heilige Nacht habe das Leben und die Welt der Menschen nicht von aller Dunkelheit befreit, sagte Schneider am Sonnabend in Düsseldorf.

Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst betonte in seiner Weihnachtspredigt als Reaktion auf einen Werbeslogan, dass für Christen Weihnachten in der Krippe entschieden werde. In seiner Predigt am Heiligabend im Limburger Dom wandte der Katholik sich entschieden gegen den TV-Spot eines Elektronikmarkts. Darin wird mit dem Spruch geworben, Weihnachten werde unter dem Baum entschieden.

Der katholische Bischof entgegnete laut Mitteilung: „Wo Weihnachten unterm Baum entschieden wird, ist alles austauschbar, weil am Ende nichts mehr gilt.“ Da ende das Fest mit den Tagen des Umtausches, weil nur zähle, was die Dinge kosteten. (dpa/abendblatt.de)