Wirtschaftsexperte: Angedrohte Abstufung von Deutschlands Bonität “anmaßend“

Hamburg. Die Drohung der US-Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P), die Kreditwürdigkeit von 15 der 17 Euro-Länder herabzustufen und damit auch Deutschland die Bonitäts-Bestnote AAA zu entziehen, erhitzt die Gemüter. Während Bundeskanzlerin Angela Merkel gestern noch demonstrativ gelassen reagierte, sprach der Chef der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, von einem "K.-o.-Schlag" für alle Staaten, die sich bemühten, ihre Haushaltsdefizite zu senken.

Empört reagierte auch der frühere deutsche Wirtschaftsweise Bert Rürup. Die Androhung sei "anmaßend und überzogen" und komme einer Einflussnahme auf die EU-Politik gleich, sagte er. Hans Reckers, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Öffentlicher Banken, hält die S&P-Ankündigung "zum jetzigen Zeitpunkt für nicht nachvollziehbar". Deutschland habe seine Neuverschuldung erheblich reduziert und mit der Schuldenbremse ein Instrument mit Vorbildcharakter geschaffen.

Gestern hatte S&P nachgelegt und mit der Herabstufung auch des Euro-Rettungsfonds gedroht. Dieser könnte seine Top-Note verlieren, möglich sei eine Absenkung um bis zu zwei Stufen. Macht S&P seine Drohung wahr, müssten alle betroffenen Länder höhere Zinsen auf ihre Anleihen zahlen.