Außenminister Davutoglu trifft in Hamburg Angehörige des ermordeten Gemüsehändlers

Hamburg. Rund 200 Menschen drängten sich in der Aksa-Moschee am Borstelmannsweg in Hamm. Seit Stunden warteten die Gäste bereits auf den türkischen Außenminister Ahmet Davutoglu, der zum ersten Mal in seiner Amtszeit Hamburg besuchte. Um 15 Uhr wurde der Politiker dann in Begleitung von vier Polizeiwagen in die türkische Gemeinde gefahren. Zuvor besuchte Davutoglu die Familie des im Jahr 2001 mutmaßlich von der Zwickauer Terrorzelle ermordeten Gemüsehändlers Süleyman Tasköprü. Davutoglu sprach mit der Witwe und dem Vater Tasköprüs. "Wir werden die Familie mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen. Der schwere Verlust kann mit nichts wiedergutgemacht werden", sagte der Außenminister in der Aksa-Moschee.

Davutoglu lobte die erfolgreiche Integration der Türken in den vergangenen 50 Jahren in Deutschland, verurteilte aber gleichzeitig die terroristischen Taten der Neonazis. "Die Morde haben eine politische Dimension des rassistischen Terrors", sagte Davutoglu. "Es muss möglich sein, friedlich und ohne Angst durch Hamburgs Straßen zu gehen." Immer wieder applaudierten die Gäste in der türkischen Gemeinde.

Davutoglu kündigte an, wegen der Aufklärung der Neonazi-Morde den ständigen Austausch mit der deutschen Regierung zu suchen. "Die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden", so Davutoglu, der sich nach einer einstündigen Rede verabschiedete. Am Flughafen wartete bereits Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) auf den Außenminister. Viel Zeit für ein Gespräch blieb den Politikern aber nicht. Ursprünglich wollten sich Scholz und Davutoglu bereits um 10.30 Uhr im Rathaus treffen. Doch der Flieger des türkischen Ministers landete erst drei Stunden später in Fuhlsbüttel. Um 17.15 Uhr ging es für Davutoglu schon wieder Richtung Frankfurt. Denn Hamburg war nur die erste Station seiner viertägigen Deutschlandreise. Wiesbaden, Frankfurt, Friedberg, München, Berlin, Köln, Düsseldorf und Bonn stehen noch auf dem Programm.

In Hamburg bekräftigten Scholz und Davutoglu, die gemeinsamen Werte Deutschlands und der Türkei zu pflegen. "Die Morde waren nicht nur Anschläge auf Menschen, sondern auch auf unsere Werte", sagte Davutoglu, der sich für die klaren politischen Aussagen bedankte - "von der Bundeskanzlerin bis zum Hamburger Bürgermeister." Scholz versprach seinem Gast, die "Taten mit der größten Sorgfalt und der nötigen Härte aufzuklären und die Netzwerke aufzuhellen".