Gegner der Beltquerung wollen im Moment lieber keinen Volksentscheid

Fehmarn. Die Befürworter einer festen Fehmarnbelt-Querung, des größten Bauprojekts in Nordeuropa, fühlen sich durch den Volksentscheid in Baden-Württemberg bestätigt, die Gegner sind bitter enttäuscht und auf der Suche nach einem neuen Motto. Die Protestbewegung gegen den 5,5-Milliarden-Euro-Tunnel drohte der Politik in Kiel, Berlin und Kopenhagen bisher mit einem "Fehmarn 21", im festen Glauben, dass eine Mehrheit der Bürger das Bahnhofsprojekt in Stuttgart kippen würde. "Ich bin schon erstaunt über das Ergebnis", sagte der Sprecher der Bürgerinitiativen gegen die Beltquerung, Malte Siegert. "Andersherum wäre es für uns besser gewesen."

In Kopenhagen bei der Projektgesellschaft Femern A/S knallten derweil die Sektkorken. "Die Proteste in Stuttgart waren zwar sehr laut, wurden aber von der Mehrheit nicht mitgetragen", sagte Femern-Sprecherin Inga Karten. Ein Stein fiel auch Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Jost de Jager (CDU) vom Herzen. "Die Menschen haben offenbar verstanden, wie wichtig Investitionen in Infrastruktur sind", sagte er dem Abendblatt.

Der Minister erinnerte zudem an das Dialogforum, in dem Befürworter wie Gegner des Projekts schon vor dem Start der förmlichen Planungsverfahren Streitfragen diskutieren, am Mittwoch etwa den Ausbau der Bundesstraße 207 auf Fehmarn. Das Dialogforum war von der Landesregierung angeschoben worden - mit Blick auf die Proteste in Stuttgart.

Auf Fehmarn selbst bröckelt der Widerstand gegen die Querung. Eine Mehrheit der 13 000 Insulaner sei inzwischen für das Vorhaben, berichtete Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt. Grund sei vor allem die Entscheidung von Femern A/S, die Pläne für eine gefährliche Brücke über den Belt zu den Akten zu legen und die 18 Kilometer breite Meerenge zwischen Lolland und Fehmarn sicher zu untertunneln. Den Ausgang des Volksentscheids in Baden-Württemberg bedauert Schmiedt aus "finanziellen Gründen". Das Projekt in Stuttgart wird teils aus demselben Bundestopf bezahlt wie der vorgesehene und umstrittene Ausbau der Bahnstrecke zwischen Puttgarden und Lübeck. "Es wird jetzt schwerer für uns, in Berlin das nötige Geld für eine Trassenführung zu bekommen, die Menschen, Natur und Tourismus schont."

Die Bürgerinitiativen auf Fehmarn und entlang der Bahnstrecke geben ihren Kampf gegen die Querung nicht verloren. In Baden-Württemberg seien die Menschen "nicht ausreichend" informiert gewesen, meinte Siegert. Einen Volksentscheid über die Beltquerung schloss er nicht aus. "Wir streben das im Moment aber auch nicht an."