Berlin/Hamburg. Das Neonazi-Trio, das sich zur Ermordung von neun Zuwanderern und einer Polizistin bekannt hat, hatte offenbar auch Hamburger Bundestagsabgeordnete ins Visier genommen. Auf den Datenträgern und in schriftlichen Unterlagen aus der Zwickauer Wohnung des Trios stehen die Namen des Wandsbeker CDU-Parlamentariers Jürgen Klimke und des SPD-Politikers Johannes Kahrs aus Mitte. Beide bestätigten dem Abendblatt, dass sie vom Bundeskriminalamt darüber informiert wurden. Auch die Adresse der FDP-Fraktion in der Bürgerschaft und die seit Mai 2004 nicht mehr gültige Bürotelefonnummer des früheren Fraktionschefs Burkhardt Müller-Sönksen wurden aufgelistet. Unklar ist, ob die Namen und Einrichtungen konkrete Ziele waren.

Auf die Politik steigt zugleich der Druck, ein NPD-Verbotsverfahren einzuleiten. Im ZDF-Politbarometer sprachen sich 77 Prozent der Befragten für ein Verbot aus, 19 Prozent lehnten das ab. Den Einsatz von V-Leuten in der rechten Szene halten 55 Prozent für richtig und 36 Prozent für falsch.

Unterdessen werden neue Probleme bei der Aufklärung der Mordserie der Neonazi-Terrorzelle bekannt. Alte Daten, die nun benötigt werden, wurden nach Ablauf der gesetzlichen Speicherfrist gelöscht. Das Bundesamt für Verfassungsschutz muss jetzt auf mittlerweile längst im Ruhestand befindliche Mitarbeiter zurückgreifen, um wichtige Informationen zu erhalten.