DAK verzichtet auf Zusatzbeitrag. Konkurrenten schreiben Brandbrief an Bundesversicherungsamt

Hamburg. Brandbriefe an das Bundesversicherungsamt, Krisensitzungen in Hamburg: Zwischen den größten deutschen Krankenkassen herrscht ein nie da gewesener Streit um die Finanzen. Er betrifft auch den Zusatzbeitrag von acht Euro im Monat, den einige Kassen von ihren Mitgliedern verlangen, sowie eine wachsende Angst vor neuen Kassen-Pleiten. "Da ist ein regelrechter Krieg ausgebrochen", sagte ein Brancheninsider dem Hamburg Abendblatt. In einem Brief an die Kassenaufsicht bemängeln die Vorstandschefs von Barmer GEK, Techniker, HEK, KKH-Allianz und hkk, dass die DAK nicht genügend Finanzreserven hat, um langfristig zu überleben.

Denn nach ihrer Fusion mit der BKK Gesundheit will die neue DAK Gesundheit den Zusatzbeitrag abschaffen. Das freut die Versicherten, denn sie müssen weniger für ihre Krankenversicherung aufgeben. Doch die anderen Kassen schreiben in dem Brief an das Bundesversicherungsamt, der dem Abendblatt vorliegt, dass die DAK ohne den Zusatzbeitrag mit minus 300 Millionen Euro an Einnahmen in eine "finanziell instabile Ausgangsbasis" schlittert. Und sollte die DAK Gesundheit mit ihren dann 6,6 Millionen Versicherten pleitegehen wie zuletzt die City BKK, müssen die Barmer GEK, Techniker Krankenkasse (TK) und weitere mithaften.

Deshalb schielen die Kassenchefs wie Norbert Klusen von der TK und Christoph Straub von der Barmer GEK bang auf die Finanzsituation der DAK. Deren Vorstandschef Herbert Rebscher ist außer sich: "Keine andere Kasse hat Einblick in die finanzielle Situation der DAK. Es geht den konkurrierenden Kassen ausschließlich darum, die DAK im Wettbewerb zu schwächen. Denn durch die Streichung des Zusatzbeitrages wird sich die DAK als starker Wettbewerber im Markt zurückmelden." Der Brief an die Kassenaufsicht sei ein "durchsichtiger Versuch, den guten Ruf der DAK zu schädigen". Rebscher sagte: "Die DAK hatte bei Kassenvergleichen von Verbrauchermedien trotz des Zusatzbeitrages bei Leistungen und Service häufig den ersten Platz errungen. Mit der Streichung des Zusatzbeitrages lassen sich jetzt auch preissensible Mitglieder nicht mehr so leicht abwerben." Die DAK prüfe rechtliche Schritte gegen die Unterzeichner.

Auf Abendblatt-Anfrage sagte die Sprecherin der Techniker, Dorothee Meusch: "Es geht uns nicht um Wettbewerbsfragen, sondern ausschließlich um die Haftungsgemeinschaft." Der Zusatzbeitrag von acht Euro hat eine Wanderbewegung zwischen den Kassen ausgelöst, von der die Techniker profitiert hat. Die TK - 7,5 Millionen Versicherte - soll laut Branchenkreisen sogar ein Milliardenpolster haben. Die ebenfalls in Hamburg beheimatete DAK musste in diversen Gesundheitsreformen Federn lassen. "Die DAK erwartet zum Ende des Jahres 2011 einen Überschuss von mehr als 330 Millionen Euro", heißt es aus der Zentrale am Nagelsweg. Die neue DAK Gesundheit werde wieder attraktiver für die Versicherten und ein ernst zu nehmender Konkurrent.